『✶Sky 94✶』

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Yoongi

Ein leises Seufzen entkam mir, als wir wieder in Daegu ankamen. Wir waren gerade auf dem Weg zu Jungkooks Elternhaus und weder ich noch mein Freund hatten Lust, seine Eltern zu treffen. Es war Nachmittag und ich würde dieses Auto darauf verwetten, dass seine Eltern mitbekommen hatten, dass Jungkook nicht mehr da war. So blöd waren sie leider auch nicht.

Aber die Konfrontation würde dennoch interessant werden.

Jungkook warf mir einen besorgten Blick zu, doch ich schaute nur stur auf die Straße und parkte schließlich vor seinem Haus. Dieses Mal hatte ich meine Hand nicht auf seinem Oberschenkel verweilen lassen. Er hätte nur gespürt, wie angespannt ich war und ich wollte nicht, dass sich das auf ihn übertrug. Sicherlich war er so schon nervös, ich wollte das nicht verstärken.

"Na komm, bringen wir es hinter uns", versuchte er mich aufzumuntern. Erfolg hatte er damit nicht, allerdings stieg ich trotzdem genau wie er aus und lief mit ihm zusammen in den Garten. Nun würden wir mein Klavier holen und auch Chopa mitnehmen. Hoffentlich hatte sein Vater nichts mit dem Hund gemacht.

"Jungkook!" Ich zuckte selbst leicht zusammen, als ich wenig später plötzlich die laute Stimme seines Vaters hinter uns vernahm. Wir waren gerade mit dem Klavier am Auto angekommen und hatten es hineingeschoben, als er auf den Hof gestürmt kam. Hinter ihn folgte seine Frau, die Chopa auf dem Arm hatte und uns aus großen Augen ansah, doch mehr als ein verächtliches Schnauben hatte ich für beide nicht übrig.

"Was macht dieser Köter bei dir?! Und woher habt ihr dieses verdammte Klavier?!", schrie er seinen Sohn an. Ich bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Jungkook leicht zusammenzuckte und stellte mich nun zum Schutz neben ihm, während ich nach seiner Hand griff. Er musste spüren, dass er nicht allein war.

"Ich bin jetzt 18-", fing Jungkook an, wurde aber einfach harsch von seinem Vater unterbrochen. "Mir ist scheiß egal, wie alt du bist! Du bist immer noch mein Sohn und solange du unter meinem Dach lebst, erlaube ich nicht, dass du mit solchen abartigen Menschen wie ihm abhängst!"

"Aber ich lebe nicht mehr unter deinem Dach!", erwiderte Jungkook nun genauso lautstark wie sein Vater, der ihn daraufhin perplex ansah. Ich spürte, wie sich sein Griff um meine Hand verstärkte und übte sanften Druck aus, weil ich nicht wollte, dass er seine Beherrschung verlor. "Ich ziehe mit Yoongi weg, weg von hier, weg von euch! Dann werde ich euch nie wieder sehen und kann endlich glücklich werden!"

Seiner Mutter stand der Schock deutlich ins Gesicht geschrieben, während sie nun langsam Chopa herunterließ. Der Hund war in ihren Armen unruhig geworden und sie wusste, dass er zu uns wollte. Wenigstens war sie vernünftig, anders als ihr Mann. Und tatsächlich konnte ich mir bereits denken, dass Jungkook zu ihr wieder versuchen würde Kontakt aufzunehmen.

"Was denkst du eigentlich, wer du bist?! Jeon Jungkook-"

"Ich bin ab sofort Min Jungkook. Ich will nicht länger zu deiner Familie gehören!", knurrte Jungkook. Wieder weitete sein Vater seine Augen, bis er auf einmal seine Fäuste vor Wut ballte und auf seinen Sohn zuging. Ich wusste, was er tun würde und als er dann vor uns zum Stehen kam und seine Hand erhob, reagierte ich auch sofort.

Klatsch.

Meine Wange pochte vor Schmerz und ich musste einmal schwer schlucken, um die Tränen aufzuhalten, die der Schlag in meine Augen getrieben hatte. Ich war kein Typ Mensch, der herumheulte, aber so etwas war leider eine völlig normale Reaktion des Körpers.

Bevor Jungkooks Vater meinen Freund hatte schlagen können, hatte ich mich ihm in den Weg gestellt. Ich hatte das erschrockene Luftschnappen Jungkooks gehört und auch gesehen, dass seine Mutter ebenfalls ihre Augen aufgerissen hatte. Chopa knurrte direkt den Mann mir gegenüber an, allerdings hob ich nur eine Hand, um ihn zu beruhigen und schaute nun dem hasserfüllten Vater in seine Augen, die nicht einmal halb so schön waren wie die von Jungkook. Er hatte seine Augen also offensichtlich von seiner Mutter und nicht von seinem Vater geerbt.

Tief holte ich Luft, um selbst nicht die Beherrschung zu verlieren und hielt den Blickkontakt, damit meine nachfolgenden Worte auch ihre Wirkung erreichen würden.

"Ich sage Ihnen jetzt einmal was. Ob es Ihnen passt oder nicht, aber ich und Jungkook ziehen zusammen, denn unter solchen Eltern zu leben hält er nicht aus. Er braucht Freiraum und anscheinend bin ich der Einzige, der ihm diesen auch geben kann. Ich verspreche Ihnen, dass ich gut auf Ihren Sohn achte, aber ich garantiere Ihnen auch, dass Sie ihn niemals wiedersehen werden. Höchstens auf einer Leinwand, wenn sie bestaunen können, was aus ihm geworden ist.

Übrigens würde ich Ihnen empfehlen, nicht erneut handgreiflich zu werden, Ihr Sohn ist nun volljährig und somit haben Sie kein Recht mehr, ihm etwas zu befehlen. Sie wollen ja nicht, dass wir Sie anzeigen, nicht wahr?

Und wenn Sie uns nun entschuldigen würden, mein Klavier wartet darauf, in sein rechtmäßiges Zuhause gebracht zu werden."

𝐒𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞𝐧𝐡𝐢𝐦𝐦𝐞𝐥 ✦ 𝖸𝖮𝖮𝖭𝖪𝖮𝖮𝖪Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt