Yoongi
Die Zeit ohne Jungkook fühlte sich an, als würden die Minuten zu Stunden werden. Ich war noch nicht müde und konnte darum nicht schlafen gehen, obwohl es eigentlich selten war, dass ich nicht schlafen konnte. Schlaf war über die letzten Jahre mein bester Freund geworden, weil ich nie eine andere Möglichkeit hatte, der Realität zu entfliehen. Und nun ließ mich sogar dieser allein.
Schließlich hielt ich es selbst an meinem Klavier nicht länger aus und stand auf, um nach oben auf das Dach zu gehen. Ich vermisste meinen geliebten Sternenhimmel und hoffte, dass heute Nacht keine Wolken aufziehen würden. Ich wollte meine große Liebe betrachten können und nicht, dass sie von so etwas Hässlichem versteckt wurde.
Doch noch während ich mich hier oben auf die Mauer gelegt hatte, hinauf in den Himmel gestarrt und zufrieden geseufzt hatte, fing auf einmal mein Handy an zu klingeln. Irritiert nahm ich es zur Hand und hielt es vor mein Gesicht, damit ich den Namen darauf erkennen konnte. Und kaum hatten meine Augen sich an den hellen Bildschirm gewöhnt, fing ich an zu lächeln.
"Hey Jungkook", begrüßte ich den Jüngeren und legte das Telefon neben mein Ohr, damit ich weiter in den Himmel schauen konnte. Tatsächlich waren einige Wolken am Himmel, leider, aber gerade konnte ich beobachten, wie sie weiterzogen und mir dadurch wieder freie Sicht auf die Sterne gaben.
"Hyung", seufzte Jungkook erleichtert klingelnd und ich glaubte zu hören, wie er sich auf eine Matratze fallen ließ. Eine weiche Matratze, ein richtiges Bett... wie lange war es schon her, dass ich in einem lag?
"Endlich höre ich deine Stimme wieder. Ich habe dich vermisst", gestand mir der Jüngere mit leicht gesenkter Stimme. Ich musste leise lachen, denn ich stellte mir gerade vor, wie er verlegen den Blick abwandte und seine Wangen rot wurden. Jungkook konnte so ein schüchterner Junge sein, zumindest mir gegenüber. Woran das lag, konnte ich mir aber nicht erklären, immerhin war es ja nicht so, als ob er Angst hätte, sich vor mir zu blamieren.
"Süß", kommentierte ich seine Worte und vernahm ein schmollendes Geräusch, weshalb ich wieder lächelte. "Ich habe dich auch vermisst, Kleiner."
"Wirklich?" Der Unglaube war deutlich aus Jungkooks Stimme herauszuhören und ich seufzte einmal kaum hörbar. Das hätte er sich doch denken können.
"Nein, ich fand die Zeit mit dir voll blöd. Natürlich vermisse ich dich, du kleiner Idiot", sagte ich dann auch und betrachtete weiterhin die Sterne. Kurz herrschte Schweigen, wahrscheinlich schimpfte sich Jungkook innerlich selbst wegen seiner Dummheit aus, allerdings vernahm ich dann ein gemurmeltes "Ich bin nicht klein...", was mich dann doch zum Schmunzeln brachte.
Er war schon ganz niedlich.
"Kannst du die Sterne sehen, Hyung?", fragte Jungkook mich nun neugierig und damit kehrte das liebevolle, sanfte Lächeln auf meine Lippen zurück. Ich nickte erst, bis mir einfiel, dass er das ja nicht sehen konnte und bejahte ihm dann seine Frage, ohne meinen Blick ein einziges Mal vom Himmel zu lösen.
"Vorhin waren noch Wolken vor den Sternen. Aber seit du angerufen hast, verschwinden sie allmählich und geben den Himmel wieder frei", erklärte ich ihm und genoss die Wärme, die sich in mir ausbreitete, während ich auf die Antwort des brünetten Jungen wartete. Er seufzte leise, schien wohl deprimiert darüber zu sein, selbst nicht den Sternenhimmel sehen zu können. Das konnte ich aber verstehen. Ich würde sterben, könnte ich keine Sterne mehr beobachten.
"Ich wünsche mir gerade nichts sehnlicher, als bei dir zu sein, Hyung."
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𝐒𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞𝐧𝐡𝐢𝐦𝐦𝐞𝐥 ✦ 𝖸𝖮𝖮𝖭𝖪𝖮𝖮𝖪
Hayran Kurgu»Life's like a star shining in the night sky. You can see it, but it's just ordinary for you; one of billions. Even then, it's glowing, it's shining and has a hidden beauty that many people can't recognize.« Jeon Jungkook und Min Yoongi sind unter v...