"Selbst wenn, Carly, bestimmt ignoriert er es", sagte Calum, während er in Richtung seines neuen Zuhauses fuhr. "Ich bin in der Nacht einfach zu weit gegangen."
"Calum! Was fällt dir eigentlich ein?! Du und zu weit gehen? Ich bitte dich!", erklang die Stimme seiner besten Freundin aus der Lautsprecheranlage. Carly stöhnte frustriert auf. "Du bist der liebenswürdigste Mensch dieser Welt. Er hat den Zettel einfach noch nicht gefunden."
"Wer bemerkt bitte mehrere Wochen lang nicht, dass er einen Zettel in der Jackentasche hat, der vor dieser Nacht noch nicht da war?", keifte Calum zurück, setzte den Blinker und sah in den Rückspiegel. Der Typ hinter ihm fand es wohl cool, so nah an Calums Auto zu fahren. "Ich bin zu weit gegangen."
"Er wird sich noch bei dir melden, mach dir keine Sorgen. Das sagt mir mein Bauchgefühl." Calum konnte Carlys Lächeln aus ihrer Stimme heraus hören. Er seufzte, hoffte, dass sie Recht behielt.
"Ich bin gleich da, Sweetie, ich muss auflegen. Lewis sagte mir am Telefon, dass er bei der Farm warten wird", wechselte Calum das Thema und drosselte das Tempo seines Wagens.
"Alles klar, ich muss auch gleich los zum Meeting. Diana hat einige neue Ideen für den Club und du weißt ja, wie sie drauf ist. Wünsch mir Glück, Cal, das wird lange dauern", murmelte seine beste Freundin und hatte aufgelegt, bevor Calum noch etwas erwidern konnte. Er rollte mit den Augen, konnte sich ein Schmunzeln aber nicht verkneifen, und bog auf die Straße nach Pelican Town ab. Die Straße war lang, auf einem vorbeiziehenden Schild las Calum, dass es nur noch zwei Meilen wären. Immerhin.
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"Verdammt, Mum, ich habe bis vier Uhr gearbeitet, was willst du von mir?!", zischte Sebastian, als seine Mutter ihm die Bettdecke wegzog. Sie lachte hämisch und wickelte die Decke um ihren Körper.
"Heute kommt der Neue und ich will, dass du mit zur Farm kommst", antwortete sie und griff nach dem Arm ihres Sohnes. "Du bist seit mehr als zwei Wochen nicht mehr aus deinem Zimmer rausgekommen, das kann ich nicht länger mitansehen!"
"Das stimmt doch gar nicht", murrte der dunkelhaarige. "Oder siehst du hier unten einen Kühlschrank?"
"Sebastian, du stehst sofort auf, machst dich fertig und gehst mit mir zu dieser verdammten Farm!", keifte Robin, wischte ihm mit einem kleinen Kissen durchs Gesicht.
"Mum!"
Robin seufzte, hockte sich neben das Bett und strich dem Jungen über das dunkle Haar.
"Komm bitte einfach mit, du musst Mal wieder raus", sagte sie, richtete sich wieder auf und verschwand dann, samt der Decke, aus dem Zimmer. Sebastian seufzte, setzte sich auf und lehnte sich an seinen Wand. Womit hatte er das verdient? Diese Familie, dieses Zimmer, dieses Leben? Was hatte er im letzten Leben falsch gemacht, um so hart bestraft zu werden?
Sebastian schüttelte den Kopf, stand auf und fing an, sich fertig zu machen. Er wusste nicht, wer dieser neue Typ war, was er hier wollte und wie er tickte, und eigentlich interessierte es ihn auch kein Stück. Er wollte einfach nur sein Projekt fertig machen und wieder nach Zuzu, um wieder mal in einen Club und so an Alkohol zu kommen.
"Sebby, beeil dich!"
Der 20-Jährige rollte mit den Augen, fuhr sich durch die Haare. Das musste reichen, Sebastian wusste, seine Mutter wollte so schnell wie nur irgendwie möglich los und er würde keine Zeit mehr haben, etwas zu essen. Das konnte ja etwas werden...
Als Robin und Sebastian an der Farm ankamen, sahen sie den Bürgermeister Lewis, der auf der Treppe der Veranda saß. Lächelnd begrüßten sich Lewis und Robin und fingen dann an, sich zu unterhalten. Sebastian wandte sich von den beiden ab, seufzte und begab sich in Richtung See. Irgendwie vermisste er es, mit Abigail und Sam über die verwachsenen Felder zu streifen. Das Gras ging Sebastian bis zum Bauch, hin und wieder trat er auf einen Maulwurfshügel, schleuderte mit seinen Stiefeln die Erde einige Meter weit. Dafür, dass es erst Frühling war, war es seltsam warm. Die Bienen summten über die Gräser und die Blumen, im See sprangen die Fische aus dem Wasser, um dann galant wieder einzutauchen. Die Vögel zwitscherten, flogen umher.
Der Neue hatte hoffentlich nicht vor, das alles zu zerstören. Sebastian wusste, das könnte er ihm nicht verzeihen.
Der junge Mann wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er ein Auto hörte. Er drehte sich verwirrt um und sah einen dunklen Wagen auf den Hof rollen. Robin und Lewis waren aufgestanden um den Neuen zu begrüßen. Als dieser aus dem Wagen stieg, stockte Sebastian der Atem.
Den Typen kannte er doch.
Nur zu gut.
Dort aus dem Wagen stieg niemand geringeres als Calum, der Typ, mit dem Sebastian vor einigen Wochen die Nacht verbracht hat.
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Sebastian | SDV FF
Fanfiction"Und warum hast du mich jetzt geküsst?" Sebastian zog die Augenbrauen hoch und sah zu Calum. Dieser fuhr sich nervös lachend durch die Haare und sah auf den Fluss. "Ich habe die schlechte Angewohnheit, Leute zu küssen, wenn sie traurig sind." ...