Flash mich

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Es war nach zwei Uhr, als Sebastian von Calum aus dem Club gezogen wurde. Die laute Musik dröhnte bis vor die Straße, die Leute, die nicht in den Club kamen, tanzten einfach draußen. Calum bemerkte, wie sehr er das alles vermisst hatte.

"Wo willst du hin?", hörte Cal Basti verwirrt fragen.

"Siehst du dann", grinste Calum zum älteren und rannte dann los. Basti lief ihm hinterher, hatte Angst, dass er Calum verlieren würde. Aber nein, der 19-jährige sah immer wieder zurück und achtete darauf, dass er mitkam. Calum wusste genau, wo er lang musste, um dem Jungen den wohl schönsten Blick auf Zuzu City zu zeigen.

"Es fängt an zu regnen, lass uns zurück oder nach Hause!"

"Vergiss es", antwortete Calum und blieb stehen. Er drehte sich zu Sebby. "Das macht alles noch besser, vertrau mir einfach, ja?" Kurz sah Basti Calum nachdenklich an, nickte dann jedoch und folgte Calum in eines der vielen Hochhäuser. Der Alkohol benebelte seine Sinne, er bemerkte erst gar nicht, dass er in einem Fahrstuhl gelandet war. Vielleicht waren die letzten drei Shots zu viel gewesen. Oder waren es vier? Es könnten auch fünf gewesen sein...

"Calum, ich will endlich wissen, was du vorhast", quengelte Sebastian und lehnte sich müde gegen die Aufzugwand. Er schloss die Augen und hoffte, dass er nicht gleich umkippte.

"Oh Babe, du musst lernen, geduldig zu sein", lachte Calum rau und stützte sich mit den Armen rechts und links von Bastis Kopf ab. Müde öffnete der dunkelhaarige die Augen, legte den Kopf schief.

"Und wenn ich das nicht will?"

"Dann werde ich dich dazu bringen", grinste Calum, kam dem anderen ein wenig näher. "Koste es, was es wolle. Was meinst du?"

"Ich meine, dass du mir sagen sollst, was du vorhast. Wir stehen in einem Aufzug in einem Hochhaus, von dem ich keine Ahnung habe, welchem Zweck es dient. Ich hasse Überraschungen."

Calum rollte mit den Augen, als der Fahrstuhl ein 'Pling' von sich gab und die Türen sich öffneten. Der türkishaarige griff nach Bastis Handgelenk und zog ihn aus dem Lift, dann ging es noch eine Treppe hoch und dann stieß Calum die Tür auf. Ein kalter Luftzug pfeifte um Sebastians Ohren, als er mit einem mal mitten auf dem Dach des Hochhauses stand. Ihm klappte die Kinnlade herunter, staunend betrachtete er die Skyline von Zuzu City.

"Woher wusstest du-"

"Ein ehemaliger Freund hat mir das hier gezeigt. Wir waren oft hier oben, bis er schließlich weggezogen ist. Bisher habe ich niemandem diesen Ort gezeigt. Ich wollte ihn aufheben."

"Aufheben?"

"Für jemanden, der mindestens so besonders wie dieser Ort ist." Schmunzelnd sah Calum Sebastian an, setzte sich dann an den Rand des Daches. Stirnrunzelnd setzte sich Basti neben ihn.

"Und ich bin besonders genug, oder wie?"

"Nein", grinste Calum und griff nach Sebbys Hand. "Dieser Ort kommt nicht annähernd an dich heran."

Für einige Sekunden war es still. Die beiden sahen sich an, bis Calum seinen Blick auf die Skyline lenkte. Er seufzte, das Grinsen auf seinem Gesicht wurde zu einem traurigen Lächeln.

"Weißt du, ich habe noch nie so für jemanden gefühlt wie für dich. Als wir uns kenngelernt haben, wusste ich sofort, dass du besonders bist. Du warst zwar mega unfreundlich, aber ich wollte dich kennenlernen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich am selben Abend stockbesoffen mit nach Hause nehmen würde und-"

"Was ist in der Nacht eigentlich passiert?", unterbrach Sebastian, sah nun ebenfalls auf die Skyline. "Ich habe so gut wie keine Erinnerungen mehr. Ich weiß nur, was du mir erzählt hast. Und ich weiß, dass das nicht alles war."

"Ich weiß nicht, ob du die Wahrheit wirklich hören willst", murmelte Calum geheimnisvoll, zog die Beine an und legte seinen Kopf auf die Knie. Der Regen wurde stärker.

"Wie meinst du das? Hatten wir jetzt Sex oder nicht?"

"Calum?"

"Ja."

Sebastian seufzte auf. Er hätte es sich denken können. Jetzt wusste er zwar, was passiert war, wirklich beruhigen tat es ihn aber nicht. Er hatte seine Jungfräulichkeit bei einem One-Night-Stand verloren, an den er sich quasi gar nicht mehr erinnern konnte. Was gab es besseres?

"Hör mal", murmelte Calum und hob den Blick. "Ich weiß, wie scheiße das ist, abgeschleppt zu werden und sich dann nicht mehr erinnern zu können. Das hatte ich schon des Öfteren, aber-"

"Und hattest du so auch dein erstes Mal? Ja oder Nein?"

"Ja, leider schon", antwortete Calum, seufzte und schloss die Augen. "Ich war sechzehn und, glaub mir, man kann sich wesentlich besseres vorstellen, als betrunken vom sechsundzwanzigjährigen Crush abgeschleppt zu werden."

"Bitte was?!"

Calum lachte rau auf und ließ sich nach hinten auf den weichen Belag des Daches fallen. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und sah Sebastian mit diesem traurigen Lächeln, bis er die Augen schloss.

"Ich war fast fünfzehn, als wir einen neuen Lehrer bekommen haben. Scheiße gutaussehend und, oh man, ich hab mich sofort in ihn verknallt. Ich hatte zu der Zeit tatsächlich einen Freund, aber ab diesem Lehrer gings total bergab. Er hat mir vorgworfen, ihn zu betrügen, weil ich nichts mehr unternehmen wollte, ich konnte ihm aber auch nicht sagen, dass ich jemand anderen liebte. Ich war einfach verwirrt und als er Schluss machte, war ich komplett am Boden. Weil ich scheiße dumm war hab ich mich in Clubs reingeschmuggelt, nicht auf Carly gehört, mich bis zum Absturz betrunken und bin dann von der Schule geflogen, weil ich die Turnhalle angesprayt habe." Calum lachte bei dieser Erinnerung auf. Der Anblick der Memes auf der Turnhalle war einfach göttlich. "Jedenfalls war ich dann mal wieder in einem Club und hab meinen Lehrer getroffen. Keine Ahnung, irgendwie haben wir beide ziemlich viel gesoffen, sodass er mich schließlich mit zu sich nach Hause genommen hat. So, und du weißt ja, was passiert ist. Hätte nicht gedacht, dass der Typ auch auf Männer steht."

"Und weißt du, was ich nicht gedacht hätte?"

"Was denn?"

"Dass du dich so leicht ablenken lässt. Du hast gesagt, dass ich besonders bin und du nicht gedacht hättest, mich mit zu dir zu nehmen. Und jetzt? Ich würde gerne mehr hören", grinsend ließ sich Sebastian neben Calum fallen, drehte seinen kopf zum jüngeren und lächelte ihn an. Kurz schien Calum zu überlegen.

"Es ist halt einfach so, dass ich glücklich bin, dich kennengelernt haben zu dürfen. Als du am Morgen dann auf dem Weg nach Hause warst, hab ich mich wirklich komisch gefühlt. In mir schrie alles danach, dich wieder bei mir zu haben, verstehst du?", erklärte Calum, griff nach Sebastians Hand, während er mit der anderen über seine Augen fuhr. Der Regen wurde noch stärker.

"Ja, ich glaube schon", murmelte Sebastian, stand auf und sah hinunter zu Calum. Dieser stand sogleich ebenfalls auf, lächelte leicht. "Ich glaube, es liegt am Alkohol, ich checke nämlich nicht, was du mir eigentlich sagen willst." Calum lachte auf, trat an Sebastian heran, legte ihm eine Hand an die Wange und kam ihm mit dem Gesicht immer näher.

"Es ist nichts großartiges, oder so, aber...", schmunzelte er, obwohl er genau wusste, dass es das war. "Nachdem ich dich in Pelican wieder getroffen habe, wusste ich, dass ich dich haben möchte. Ich hab mich einfach verliebt. In den wohl besondersten jungen Mann der Welt, der mich direkt geflasht hat."

Mittlerweile passte zwischen Calums und Sebastians Gesicht kaum noch ein Blatt. Sebastian schluckte. Sein Herz hämmerte gegen seine Brust, er hoffte, dass Calum es nicht hörte.

"Calum, ich weiß nicht, was ich dir darauf antworten soll", flüsterte Sebastian, sah von Calums Augen immer wieder zu dessen Lippen.

"Musst du auch gar nicht. Flash mich einfach nochmal", schmunzelte Calum, schloss die Augen, bis er schließlich ihre Lippen vereinte. Nach wenigen Sekunden schloss Basti ebenfalls die Augen und erwiderte. Der Regen prasselte nur so auf die beiden nieder, es goss wie aus Eimern. Der zu erst harmlose Kuss artete immer mehr aus, Calums Erachten nach mussten sie sich viel zu früh lösen, aber er wollte ja auch nicht, dass Sebastian wegen Luftmangel verstarb. Wegen diesem absurden Gedanken musste Calum leicht grinsen, was Sebastian dazu verleitete, ihn verwirrt anzusehen.

"Ich liebe dich, Sebastian."

"Ich liebe dich auch, Calum."

Sebastian | SDV FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt