Billiard

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Die Kneipe war für so ein kleines Dorf wirklich gut besucht. Gus, der Besitzer der Kneipe zum Sternenfall, war ein freundlicher Mann Ende 40 und hatte hinter dem Tresen alle Hände voll zutun. Emily, seiner Teilzeitkraft, ging es nicht anders.

Calum wandte seinen Blick vom Geschehen im Haupttrakt der Kneipe ab und konzentrierte sich wieder auf das Spiel mit Sam und Sebastian. Die drei spielten gerade Billiard, Abigail war bereits nach Hause gegangen. Nicht verwunderlich, es war bereits nach Mitternacht und wie Calum erfahren hatte, stand sie oft schon um 7 oder 8 Uhr auf.

Wie konnte ein Mensch schon um diese Uhrzeit aufstehen?

Jedenfalls war Calum nun an der Reihe. Sam beäugte skeptisch die Bewegungen seines Teamkameraden, während Sebastian locker am Tisch lehnte und an seiner Cola schlürfte. Calum wusste, dass Sebastian verdammt gut im Billiard war, das war auch der Grund, warum Sam und Calum in einem Team waren.

"Ja man!", rief Sam grinsend aus, als Calum zwei seiner Kugeln mit einem Stoß in der linken Ecke versenkte. Jetzt noch zwei Kugeln und sie konnten sich an die schwarze Acht machen! Die Jungs gaben sich grinsend ein Highfive, während Basti seinen nächsten Zug plante. Wenn er die weiße nun aus der Ecke in Richtung der Viererkugel spielte, hätte er die Möglichkeit, die Siebener zu treffen. Im nächsten Zug könnte er also die Achter versenken!

Gedacht, getan.

Doch in dem Moment, in dem Sebastian sich platziert hatte und der Queue über seine Finger glitt, nieste Calum mit einem Mal. Basti erschrak, verfehlte die Vier und somit auch seine Chance auf einen vorzeitigen Sieg. Murrend wandte er sich ab, nun war Sam an der Reihe. Dieser versenkte die 14 nach wenig Überlegung. Sebastian wusste, wenn er nun nicht die Vier und die Sieben versenkte, dann würde Calum in seinem Zug erst die Neun und dann die Acht einlochen, dann hätte Basti zum ersten Mal verloren.

Doch er ließ sich nicht beirren und lochte die Vier und die Sieben ein.

Scheiße!

Calum lochte die Neun ein, nickte Sam zu, dieser nickte zurück. Basti wusste, er hatte keine Chance, die Acht zu treffen, so wie die Kugel beschissen an der Wand lag!

Jetzt ging es ins Finale, Sam hatte nun die Möglichkeit, die Acht zu versenken, doch wie Basti seinen besten Freund kannte, würde er das bei seiner Nervosität nicht hinbe-

Okay, aber warum zur Hölle stellte Calum sich nun in die Position?

"Ey, Sam ist dran!", brummte Sebastian und verengte die Augen.

"Er übernimmt meinen Zug, chill", murmelte Sam zurück und ließ seinen Blick über den Tisch gleiten.

"Alter, das ist unfair", knurrte Basti, doch zu spät: Calum hatte schon die Acht eingelocht, grinste breit und klatschte mit Sam ab. Unzufrieden fing Sebastian an, die Kugeln aus den Taschen zu holen. Das hier war kein faires Spiel, warum hatte er sich auf dieses Teamspiel eingelassen?

"Gut, dann gibst du morgen die erste Runde aus", lachte Sam und ging um den Tisch, um seinem besten Freund durch die Haare zu wuscheln. "Ich muss nach Hause, sonst wird Mum wütend. Also dann, Jungs, bis morgen." Die Jungs gaben sich alle noch einen Handschlag, dann verschwand Sam aus der Kneipe.

"Bist du jetzt sauer auf uns?", fragte Calum und stellte das Dreieck auf den Billiardtisch. Sebastian schwieg einige Sekunden bis er den jüngeren ansah und antwortete.

"Ich hätte mir jedenfalls gewünscht, dass ihr die Reihenfolge beibehaltet", murmelte er und wandte seinen Blick ab. "Sowieso, warum hab ich mich auf dieses Teamspiel eingelassen? Ihr hattet so oder so nen Vorteil!"

"Jetzt reg dich doch nicht auf, Sweetie", sagte der türkishaarige und zog Basti an den Schultern zu sich. "Das ist doch nur ein Spiel. Die nächsten zwei Runden werden dann auf mich gehen, okay?" Calums Lächeln brachte Sebastian automatisch auch dazu, zu lächeln. Auch, wenn er es sich in diesem Moment nicht eingestehen wollte: Calums Lächeln war das schönste, das er jemals gesehen hatte.

"Okay", murmelte Sebastian zurück und ließ sich dann in eine Umarmung ziehen. Für den Moment vergaß er die schlechten Dinge in seinem Leben, jetzt gerade schlang er einfach nur seine Arme um die Brust des jüngeren und wollte gehalten werden.

"Willst du noch mit zu mir kommen? Ich hab einen Captain Morgan im Kühlschrank, der getrunken werden will", grinste Cal dann, als er sich langsam vom kleineren löste. Ohne großartig darüber nachzudenken, nickte Sebastian. Der jüngere griff nach Bastis Hand und zog ihn unauffällig aus der Kneipe. An einem Tisch in der Ecke der Kneipe saßen Demetrius und Robin und hatten anscheinend jede Menge Spaß. Näher sollte man nicht drauf eingehen...

Kurze Zeit später saßen Sebastian und Calum auf Calums großer Couch im Wohnzimmer. Jeder hatte ein Glas des kühlen Captain Morgans in der Hand und sie hatten sich unter die große Flauschdecke gekuschelt, auf welcher das Hogwartswappen prangte.

"Weißt du, ich freue mich gerade wirklich, dass ich bei dir sein kann", murmelte Calum irgendwann. Sebastian sah verwirrt auf. "Ich bin erst seit zwei Tagen in Pelican und hier ist jeder so freundlich und liebevoll. Aber besonders bin ich froh darüber, dass ich dich wieder treffen durfte. Seit ich dich kennengelernt habe hat sich einfach alles geändert."

"Ist das was gutes?", fragte Basti unsicher und leerte sein Glas.

"Auf jeden Fall", grinste Calum und exte sein Glas ebenfalls. "Wärst du nicht aufgetaucht, würde ich noch immer in Zuzu hocken und vor mich hin vegetieren." Der 19-jährige lachte rau auf und stellte sein Glas beiseite.

"Wäre vielleicht besser gewesen", flüsterte Basti so leise, dass Calum es fast nicht hörte.

"Wie bitte?", stieß Calum aus und klang nicht besonders begeistert.

"Ich meine-", murmelte Sebastian und sah beschämt auf sein Glas, das er ebenfalls auf den Tisch gestellt hatte. "Du verwirrst mich einfach." Calum zog die Augenbrauen hoch und rutschte sogleich rüber zum älteren. Unsicher drückte sich Sebastian gegen die Armlehne, was hatte dieser Verrückte nun vor?

"Tu ich das?", grinste Calum und machte kurz vor Sebastians Gesicht Halt. Zögerlich nickte der kleinere, während Cals heißer Atem gegen seine Lippen prallte. "Wie denn bitte?"

"Ich-"

Sebastian wusste nicht, was er antworten sollte. Das seltsame Kribbeln vom heutigen Morgen stieg langsam in ihm auf und sein Unterbewusstsein riet ihm, etwas vollkommen dummes zutun. Nun, möglicherweise feierte sein Unterbewusstsein mit dem Alkohol ne fette Party und pinkelte gerade die nächstbeste Straßenlaterne an, und das war auch der Grund, warum Sebastian seine Hände um Calums Nacken schlang, ihn zu sich zog und ihn küsste.

Ohne zu zögern erwiderte Calum grinsend.

Sebastian | SDV FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt