Carly

26 2 0
                                    

Komplett vollgefressen lagen Calum, Sebastian, Abigail und Sam auf der großen Couch in Calums Appartement. Cal wusste nicht ganz, ob er jetzt einfach einschlafen oder nach oben gehen sollte. Zweiteres wäre definitiv die bequemere Lösung, denn den Kopf auf Abigails Bauch liegen zu lassen würde wohl zu Nackenschmerzen führen...

Brummend richtete sich der 19-Jährige auf, sah kurz zu den anderen dreien, die seelenruhig und zufrieden schliefen. Kurz verharrte sein Blick auf Sebastian, der sich an Sam gekuschelt hatte. Cal schmunzelte, stand auf und schlich sich leise die Treppe hoch. In seinem Zimmer angekommen ließ er sich wohlig seufzend auf sein Bett fallen, wie sehr hatte er das Bocksprunghimmelbett vermisst!

"Calum?"

Verwirrt sah angesprochener auf. Im Türrahmen stand Abigail, die ziemlich müde dreinblickte.

"Hm?"

"Kann ich mich zu dir legen? Ich brauche grad wen zum Kuscheln."

Kurz ratterte es in Calums Kopf. Fragte Abby ihn gerade wirklich, ob er mit ihr kuschelte?

"Komm her, Kleine", grinste Calum leicht und öffnete einladend die Arme. Sofort sprang Abigail zu ihm aufs Bett und kuschelte sich in seine Arme. "Darf ich fragen, was los ist?"

"Naja", murmelte die lilahaarige und drückte sich an Calum. "Ich bin noch nie aus Pelican weggewesen, also länger, weißt du? Und jetzt für mehrere Tage von Zuhause wegzusein ist wirklich seltsam."

"Achso", antwortete Calum, fing aus Gewohnheit an, über ihren Bauch zu streichen. "Das verstehe ich. Aber du weißt, du bist nicht allein. Du hast die Chance, deinen Traum zu verwirklichen, meinst du nicht, dass du dich darauf konzentrieren solltest?"

"Ja, du hast recht", murmelte Abigail, drehte sich zu Calum um und lächelte ihn an. "Danke, Calum."

Calum lächelte zurück und gab Abigail einen Kuss auf die Stirn. Für einen Moment sah sie den Jungen verwirrt an, bis sie schließlich die Augen schloss und sich näher an Calum kuschelte.

"Ich küsse Leute immer, wenn sie traurig sind. Also, wenn du traurig bist, dann werde ich anfangen, dich zu küssen. Egal wo, Hauptsache ich lenk dich ab", schmunzelte Calum, schloss ebenfalls die Augen.

"Gefällt mir", kicherte Abigail leise. "Sebastian wohl eher weniger, wenn du andere abknutscht."

"Ach was, er wird mich wohl kaum köpfen", sagte Calum schmunzelnd.

"Das stimmt wohl", murmelte das Mädchen nachdenklich. "Ich habe eine Bitte an dich."

"Die da wäre?"

"Komm endlich mit Sebby zusammen, der Typ ist komplett verwirrt."

----------------

Es war erst 22 Uhr und doch waren die Clubs Zuzu Citys brechend voll. Das wurde Calum kläglich bewusst, als er sich mit Sebastian an die Bar vorkämpfte. Sam und Abigail waren bereits los auf die Tanzfläche.

"Zwei Old Fashioned!", rief Calum dem Barkeeper zu, welcher daraufhin nickte und sich an die Arbeit machte.

"Calum, warum hast du mich jetzt eigentlich hierher geschleppt?" fragte Basti leicht genervt und ließ sich neben dem türkishaarigen nieder.

"Du wolltest feiern gehen, hier sind wir!"

"Aber wir sollen morgen um zehn, ZEHN im Büro sein! Das schaffen wir niemals!"

"Nah, das bekommen wir hin!"

Sebastian erwiderte darauf nichts mehr, nahm stattdessen den Drink vom Barkeeper an. Calum bezahlte und die beiden stießen an, auf dass Filipé der Band eine Zukunft ermöglichte.

Sam und Abigail waren währenddessen in einer Ecke des Clubs verschwunden und tanzten mit einer Gruppe gleichaltrigen. Darunter waren zwei Mädchen und drei Jungen.

"Hallo, schöne Frau!" Der Junge drückte sich an Abigail und grinste sie schelmisch an. Sie grinste zurück und fing an, mit ihm zu tanzen. Der Bass der Electro Songs dröhnte in ihren Ohren wieder, der Alkohol, den sie noch bei Calum getrunken hatte, machte sich allmählich bemerkbar. "Heute Nacht schon etwas vor?"

"Eigentlich nicht", lachte Abigail zurück. "Aber meinen Freunden würde es wohl nicht gefallen, wenn ich nicht mit nach Hause komme!" Abbys Blick wanderte in Richtung Bar, wo sie nur schwerlich Calums türkise Haare ausmachen konnte. Als einige der Leute schließlich das Sichtfeld freimachten, erkannte sie, dass Sebastian und Calum dabei waren, sich gegenseitig abzuknutschen.

Ach du meine Güte...

"Andererseits", lächelte Abigail dann wieder dem Jungen zu. "Kann ich auch gut auf mich selbst aufpassen." Der Junge lachte rau auf, griff nach Abigails Handgelenk und zog sie in Richtung der Privatlounges. Doch je weiter Abigail sich von ihren Freunden entfernte, desto unwohler wurde ihr. War das so eine gute Idee? Sie wusste ja nicht einmal, wie der Typ hieß oder wie alt er war.

"Wo willst du denn ganz hin?", sagte Abigail verwundert, als sie an der letzten Privatlounge vorbei kamen.

"Das siehst du dann!" Das Grinsen von dem Typen jagte Abigail einen Schauer über den Rücken. Es war nicht mehr das kecke, schelmische Grinsen von gerade eben - nein, es war schmierig, ekelhaft, nahezu verstörend.

"Sorry, ich glaube es ist besser, wenn ich zurück zu den anderen gehe", versuchte die lilahaarige, den Typen abzuwimmeln.

"Vergiss es, Mäuschen, du kommst jetzt mit!"

"Alter, nein, lass mich los!", schrie Abigail, wandte sich aus dem Griff des Typen und rannte in die Richtung, aus der sie gekommen war. Der Junge rannte ihr hinterher, seine schweren Schritte hallten in ihren Ohren wieder und wieder.

Rennen, rennen, rennen.

Das war das einzige, an das Abigail denken konnte.

Sam, Sam, Sam.

Sebastian, Sebastian, Sebastian.

Calum, Calum, Calum.

Sie brauchte sie. Sie brauchte die drei jetzt. Gleich hatte er sie.

Rennen, rennen, rennen.

"Ich hab dich gleich", lachte der Typ ekelhaft und ehe Abby sich versah, war sie in einen dunklen Raum gezogen worden.

"Alles gut", hörte Abi eine Frauenstimme, als auf einmal eine Taschenlampe anging und die Decke angeleuchtet wurde. "Die Security kümmert sich um den Typen."

"Wer bist du?", murmelte Abby verwirrt und sah das Mädchen mit den silber-weißen Haaren an. Dieses lächelte zurück und setzte sich gegenüber Abigail hin.

"Ich bin Carly."

Abigail wusste nicht, wieso. Aber sie unterhielt sich noch mit Carly. In der Privatlounge. Mit Alkohol.

Und wenig später lagen die beiden knutschend auf dem großen Ledersofa.

Sebastian | SDV FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt