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Er verbrachte noch den Rest des Tages bei mir, und machte mir Abendessen, heiße Schokolade und schaltete den Fernseher an. Es lief ein Weihnachtsfilm, den ich als Kind immer geguckt habe. Ich erinnerte mich daran, wie mein Bruder immer neben mir saß, mitten im Film einschlief, und seinen Kopf auf meine Schulter fallen ließ. Wie ich dann eine Decke über ihn zog, meinen Arm um ihn legte und selber einschlief. Meine Mutter kam dann immer ins Zimmer, schaltete den Fernseher aus und brachte uns ins Bett. Bei dieser Erinnerung fing ich natürlich wieder an zu heulen, und der Arzt bemerkte es. Er bemerkte auch, dass es am Film liegen musste, also schaltete er den Fernseher aus, und klopfte mir auf den Rücken.
"Es wird wieder. Versprochen. Gott nimmt sich die besten zuerst.", sagte er mit ruhiger Stimme, und komischerweise hörte ich auf zu weinen. Er machte so einen beruhigenden Eindruck auf mich, und ich fühlte mich irgendwie so sicher und geborgen in seiner Gegenwart. Warum auch immer, ich vertraute diesem Mann, und ichwar mir sicher, dass ich schnell darüber hinweg kommen würde, würde er mich weiterhin so aufmuntern.
"Danke, Ahjussi."
"Aber Jisung! Nenn mich Mingyu oder Hyung. Das reicht vollkommen aus.", sagte der ältere, und ich nickte.
"D-danke, Hyung." Er lächelte und seufzte kurz darauf.
"Es ist schon spät, du solltest schlafen gehen-"
"Nein...Ich kann nicht schlafen..", unterbrach ich ihn, ich wollte dass er hier bleibt. Ich hatte Angst.
"Jisung, ich kann nicht ewig hier bleiben." Er stand auf und holte eine Decke, die er dann über mir ausbreitete und mich zudeckte.
"Hyung!" Ich bekam wieder Tränen in den Augen, und sah ihn so knuffig wie möglich an, in der Hoffnung, dass ich ihn umstimmen würde.
"Jisung ich kann nicht. Ich hab nen Job zu erledigen. Ich werde morgen früh wiederkommen, um dich zum Psychologen zu bringen, bis dahin musst du dich ausruhen. Heute ist viel zu viel passiert, du musst das verkraften. Und jetzt schlaf, versuche es zumindest, du hast es nötig." Er tätschelte mir leicht meinen Kopf, lächelte mich warm an, und murmelte: "Gute Nacht."
Dann drehte er sich um, ging zur Tür und öffnete sie. Doch bevor er aus dem Haus ging, rief er mir zu: "Ich komme morgen um halb zwei, sei bis dahin fertig. Sieh zu dass du was isst, und dich wäschst, okay? Ich werds überprüfen. Also dann, bis morgen!"
Er verließ das Haus und ließ die Tür leise ins Schloss fallen. Kaum war die Tür zu, fing ich wieder an zu weinen. Aber leise, sodass es ke7ner hören konnte, obwohl ich alleine zuhause war.
Ich lag so noch 2 weitere Stunden rum, bis ich es aufgab, und aufstand. Ich stieg mühevoll die Treppen hoch zum Badezimmer, wo die Rasierklinge immer noch lag. Dafür hasste ich mich so sehr, aber ich hielt es nicht mehr aus. Ich wollte das nicht mehr. Ich griff zu der Klinge, setzte sie am Arm an, und schnitt mir in die Haut, so tief es ging. Blut floss wie verrückt meinen Arm runter und tropfte auf den Boden, und mir wurde schwindelig. Für einen Moment war mir schwarz vor Augen, und ich hielt mich mit dem blutenden Arm an dem Waschbecken fest, um nicht zusammen zu brechen.
"Tut mir leid...", wimmerte ich leise, setzte mich auf den Boden, und weinte wieder. Leise, ohne jemanden zu stören, obwohl hier außer mir niemand war. Obwohl ich alleine war.

Kalon (Minsung) [Stray Kids FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt