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Ich stand in der Dusche unter dem eiskalten Wasser, und raffte es immer noch nicht. Ich hab gestern mit meinem besten Freund rumgemacht?? Betrunken???? Wie hab ich es geschafft, betrunken zu sein-
Dann fiel mir alles wieder ein, wie ein Geistesblitz durchschoss mich die Erinnerung an gestern Abend.
Mein Bruder war tot. Felix war gekommen, und ich hab mich vor ihm betrunken. Danach gab's diesen Unfall, und da hat das Techtel Mechtel auch schon begonnen. Zum Glück haben wir uns nur geküsst...
Ist Jiwoon schon wach?
Die erste Frage die ich mir normalerweise stellte. Ich wollte gerade lächeln, aber dann fiel mir ein: er war nicht wach. Und er würde es auch niemals wieder werden.
Jetzt erst fiel mir auf wie mein Arm anfing zu brennen. Stimmt, da war ja das mit der Rasierklinge...und es fing wieder an zu bluten. Als ich mit dem Duschen fertig war, machte ich mir ein neues Verband rum, und zog mir einen Pullover an.
"Jisung! Jemand steht an der Tür, er sagt du sollst runter kommen. Irgendso ein Mingyu."
Ich schreckte auf. War es schon soweit??
"Wie spät ist es??", rief ich zurück.
"Kurz vor halb 2. Ich wollte dich auch schon fragen was du da drin so lange machst."
"Scheiße!!"
Ich zog mich schnell an, kämmte meine Haare, putzte mir die Zähne und sprintete aus dem Badezimmer runter in den Flur. Dort stand der Mann und wartete schon auf mich.
"Hallo Jisung. Auch fertig?" Er grinste mich breit an, und ich lächelte leicht panisch zurück.
"Tut mir leid, Hyung...Ich hab nicht auf die Zeit geachtet.."
"Ich hab dir gesagt du sollst es tun. Gut dass dein Freund hier war, sonst wären wir zu spät. Komm, beeil dich jetzt. Ihn kannst du gerne mitnehmen."
Ich lugte zu Felix rüber, und er nickte. Dann zogen wir uns an und gingen los. Heute war es sonnig und warm draußen. Entweder der Sommer war da, oder meinem Bruder ging es da oben gut.
Ich hatte wieder Tränen in den Augen bekommen, und Mingyu hatte das bemerkt. Er klopfte mir auf den Rücken und rubbelte ihn dann. "Alles wird gut, Kleiner. Reden tut nicht weh, ein Psychologe ist ein normaler, netter Mensch."
"Es tut aber jetzt gerade weh.", antwortete ich mit zittriger Stimme, und er sah mich besorgt an. "Wortwörtlich oder.."
"Wie jetzt wortwörtlich?? Natürlich, es war mein verdammter Bruder."
Ich drehte mich von ihm Weg und starrte auf den Boden, während er sich den Hinterkopf kratzte. "Hm. Naja...wir sind bei meinem Auto. Steigt ein."
Er schloss den schwarzen BMW auf und öffnete mir die Beifahrertür, woraufhin ich einstieg. Felix öffnete er die Tür dahinter, und setzte sich dann selber ins Auto. Mit einem Brüllen sprang der Motor an, und wir fuhren los.
Während der Fahrt starrte ich aus dem Fenster und beobachtete die Straßen, die Natur, die Leute. Die glücklichen Familien.
Leise seufzte ich, als die ersten Regentropfen gegen die Scheibe hämmerten. Vor 10 Minuten war es noch sonnig, und jetzt änderte sich das Wetter plötzlich...das südkoreansiche Wetter würde ich nie verstehen, das war klar.
Immer wenn es regnete wurde ich automatisch trauriger, nicht weil es Regen war, und es draußen trüb und dunkel wurde, sondern weil es mir immer so vorkam, als würde der Himmel weinen. Der Himmel der sonst immer so schön tiefblau ist, und einen glücklich macht, wenn er wolkenfrei ist. Der Himmel der Vögeln freie Bahn bietet, und in den man sich so leicht verlieben kann. An dem Nachts die Sterne und der Mond hängen, und alles zum Funkeln bringen. Dieser wunderschöne Himmel konnte auch grau sein, und die Welt so leer und traurig aussehen lassen. Einige macht das sogar glücklich, was ich nicht nachvollziehen konnte.
"Wir sind da.", sagte Mingyu, nachdem er das Auto vor einem weißen Gebäude geparkt hatte. Alle schnallten sich ab, stiegen aus dem Auto und gingen auf das Gebäude zu, nachdem Mingyu das Auto abgeschlossen hatte. Es sah ruhig aus, wie es da lag....zu ruhig.
Wir betraten das Haus, und es roch sofort wie beim Arzt, was mir ein wenig Sorgen bereitete. Was genau machen wir hier, Beratung suchen oder mir ne Gehirnwäsche verpassen?
Schon bald trafen wir auch eine Person, die uns freundlich entgegen lächelte.
Mingyu unterhielt sich mit dieser Person, während ich Felix etwas verzweifelt ansah. Er erwiderte meinen Blick mit einem langsamen Nicken, als würde er mir sagen wollen, dass ich das schaffen würde. Ja klar, aber was?
"So, Jisung. Komm doch mal mit." Der Mann führte mich durch das Haus, zu dem Raum wo meine Sprechstunde stattfinden sollte. Das ganze Gebäude sah so leer aus, aber irgendwie auch gemütlich. Alle paar Meter standen Sessel mit Tischen, wo Flyer ordentlich gestapelt drauflagen, und Vasen mit Tulpen standen daneben. Ich achtete nicht darauf was um mich herum passierte, weil ich zu sehr auf die Blumen fixiert war (die waren echt hübsch), und im nächsten Moment landete ich auch schon auf dem Boden. Jemand hatte mich so hart gerammt, dass ich auf meinem Hintern gelandet bin.
"W-was zur-" Der Junge streckte mir stumm seine Hand entgegen, und ich schaute zu ihm hoch. Seine Augen waren ausdruckslos, seine Haut blass, seine Augenringe dunkel, und auf seinen Lippen war nicht das kleinste Schmunzeln zu erkennen. Ich hatte etwas Angst, nahm seine Hilfe aber an, und ergriff seine Hand. Mit einem plötzlichen Ruck stand ich auch schon wieder auf meinen Beinen, ich torkelte sogar etwas nach vorne.
"Sorry", murmelte der Junge, und ging weiter.
"Ehh..m-macht..nichts...", rief ich ihm hinterher, in der Hoffnung, er würde sich nochmal umdrehen und mir zulächeln. Aber er ging einfach weiter und verschwand um die Ecke.

Kalon (Minsung) [Stray Kids FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt