•38

92 7 0
                                    

Was ich jedoch am Meisten hasste, waren diese Momente nach dem Weinen, wo man einfach emotionslos da lag und Löcher in die Decke starrte. In der Stille, die einen auffraß, man aber keinen Schmerz mehr verspürte. Keine Gedanken mehr dachte, keine Gefühle mehr fühlte. Es war dunkel, es war kalt, und trotzdem schwitzte ich, meine komplette Stirn war nass. Mein Atem ging gleichmäßig, manchmal seufzte ich auch ab und zu, sonst war nur das Ticken der Uhr zu hören.
War ich derjenige der sich entschuldigen musste? Oder hatte er es einfach falsch aufgenommen? Ich meine ich konnte ja nichts dafür, dass ich in diesen Unfall geraten bin, dass mein Vater mich so sehr gehasst hatte, dass er mich tot sehen wollte. Pech gehabt dass er dabei selber verreckt ist.
Scheiße. Ich hatte ihn gerade erst wieder gefunden, schon muss er mir wieder aus den Händen gleiten, und das auch noch auf eine schmerzhafte Art und Weise.
Ich konnte einfach nicht anders. Ich nahm mein Handy in die Hand und wählte Minhos Nummer, ich musste es wenigstens versuchen. Diese Töne, als die Telefonnummer gewählt wurde brachten mich um den Verstand, meine Nerven machten das nicht lange mit. Ich hoffte, ich konnte meine Nerven behalten, wenn ich mit ihm reden würde.
Wenn das überhaupt passieren würde.
Während ich wartete, dass er ranging, merkte ich nicht, wie erneut eine Träne nach der anderen meine Augen verließ und über meine trockenen Wangen rollte, und ich betete.
Und niemand erhörte es.
Er lehnte ab.
Einmal tief durchatmen, nochmal versuchen.
Ich wählte erneut seine Nummer, meine Hände zitterten und ich hatte mich mehrmals vertippt und musste neu anfangen. Nummern zu tippen war viel anstrengender als ich gedacht hatte.
"Bitte geh ran...bitte...", wimmerte ich leise, ich war kurz davor laut in Tränen auszubrechen.
Auf einmal hörte ich ein Geräusch am Ende der Leitung. Jemand seufzte und sagte genervt: "Was ist?"
Ich atmete erleichtert auf und zögerte gar nicht erst. "Minho?"
"Ja wer sonst?"
"E-es...tut mir leid, weißt du...ich hatte echt noch keine Ahnung von uns beiden, und...ich kann nichts dafür dass Felix Gefühle für mich hat, genauso wenig kannst du das...ich hoffe du verstehst wie sehr es mir leid tut und bist nicht mehr sauer..."
"Ich war nie sauer, Jisung."
Ich machte eine Pause, mein Atem war zittrig. "Was?"
"Ich habe gesagt ich war nie sauer, ich war enttäuscht. Und verwirrt. Mit einem Hauch von Eifersucht."
"Einem Hauch von Eifersucht?"
"Ja okay man ich war scheiße eifersüchtig auf diesen Felix!! Ich wollte dich nicht wegen ihm verlieren und-"
"Minho du hättest mich doch nicht wegen Felix verloren nachdem wir drei Jahre zusammen waren!?"
Er seufzte, und man konnte durch die Leitung hören, wie er langsam anfing leise zu weinen. "Tut mir leid...Ich hätte dir einfach vertrauen sollen..."
"Außerdem habe ich es dir schon erzählt. Bevor wir voneinander wussten. Ach das ist alles einfach so abgefuckt! Können wir das nicht einfach vergessen? Minho komm schon, wir sind unnötig gestresst, wir können beide nichts für das was in den letzten paar Monaten passiert ist."
"Mhm."
"Also ist alles wieder gut?"
"Ja, aber nur unter einer Bedingung."
"Ja?"
"Du erzählst mir sofort alles wenn Felix versucht sich an dich ranzumachen."
"Klar doch, würde ich sonst auch machen."
"Gut. Ich liebe dich."
"Ich dich auch."
Er legte auf und ich fing an wie ein Verrückter zu grinsen und mich im Bett zu wälzen. Alles war wieder gut, und ich würde wieder ohne Sorgen leben können.
Auf einmal klingelte mein Handy wieder, erneut Minho, und noch nie war ich so schnell rangegangen.
"Jaaaaaa?", fing ich an und hörte ein leises Lachen auf der anderen Seite.
"Was hältst du eigentlich davon wenn wir uns mit einem meiner Freunde treffen morgen? Kannst auch jemanden mitnehmen von dir."
"Ich hab aber nicht wirklich Freunde außer..."
"...Felix?"
"Mmmm..."
"Das ist gut."
"Warum denn jetzt auf einmal?"
"War da nicht mal mit einem Changbin was am Laufen?"

Kalon (Minsung) [Stray Kids FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt