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Ich sprang sofort aus meinem Bett und rannte aus meinem Zimmer, die Treppen runter, und sah meine Mutter, wie sie mich mit tiefen Augenringen anschaute und ein gezwungenes Lächeln aufsetzte. Ich ging zu ihr rüber und nahm sie fest in den Arm, drückte sie so fest und lange ich konnte.
"Hallo Eomma.", flüsterte ich, und lächelte, während mir leicht Tränen in die Augen stiegen. "Na mein Baby? Wie geht es dir? Alles gut?"
Ich nickte und ließ sie wieder los. "Ein Arzt hat mich gestern zum Psychologen gebracht. Da haben wir dann darüber geredet, und mir geht's jetzt etwas besser." Dann starrte ich auf den Boden. "Ich hatte Angst um dich.", murmelte ich, woraufhin mir dann die Haare gekrault wurden.
"Und ich um dich erst. Ich dachte ich würde dich auch verlieren, weil Jiwoon dir so wichtig war."
Nachdem sie seinen Namen ausgesprochen hatte konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten. Ja, er war einer meiner Lebensgründe.
Sie legte eine Hand auf meinen Hinterkopf und zog mich an sie ran, um dann ihre Arme um mich zu legen. Während ich so in ihre Schulter weinte, streichelte sie mir meinen Kopf, und schluchzte selber ein paar Mal, was mir noch mehr das Herz brach. Ich fühlte mich wie ein heulendes, erbärmliches kleines Kind, aber peinlich war mir das ganz und gar nicht. Ich war froh dass es meiner Mutter wieder besser ging, und dass sie wieder zuhause war. Auch wenn sie nur für zwei Tage weg war.
Irgendwann ließ sie mich los, nahm mein Gesicht in die Hände und strich mir mit ihren Daumen die Tränen aus dem Gesicht, während sie mir tief in die Augen schaute.
"Wir schaffen das, mein Kind. Wir schaffen das schon, keine Sorge. Alles wird gut. Wir bleiben zusammen, für immer." Mit einem gezwungenen Lächeln auf dem Gesicht nickte ich, und sie schmunzelte zurück. Nichts lieber als ihr Lächeln, dachte ich mir dann immer. Wenn ich sie lächeln sah wurde automatisch alles gut. Naja nicht unbedingt alles, aber...es war ein kurzer Moment der Freude. Als würden für einen Moment alle Sorgen und schlechten Gedanken verschwinden.
Aber dann kamen sie wieder. Und damit auch ein neues Problem. Wie sagte ich meiner Mutter dass ich auf Jungs stand?
Wir gingen in die Küche und ich merkte, dass ich vergessen hatte, die Vodkaflasche von gestern weg zu räumen. Meine Mutter schaute mich mit einem angepissten aber zugleich auch besorgten Blick an. "Jisung du bist 17.", entgegnete sie mir und ich nickte zu Boden schauend. "Tut mir leid."
"Ich kann ja verstehen dass du leidest, aber Alkohol, und dann auch noch so starker, das hilft nichts, Schätzchen. Da musst du dir was anderes einfallen lassen."
Ich musste an meinen Arm denken als sie das alles sagte, und dann tat mir alles umso mehr leid. Sie wirds eh irgendwann rausfinden, wenn sie die Narben an meinem Arm sieht, und dann wird sie wieder kaputt gehen. Die arme Frau. Sie wurde so oft zerstört, hat so viel verloren, und hat es trotzdem bis hierhin geschafft. Man sollte gewaltig Respekt vor ihr haben, eines war klar.

Kalon (Minsung) [Stray Kids FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt