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2 Uhr nachts. Ich lag im Bett und heulte mir die Seele aus dem Leib, weil ich eben von meinem kleinen Bruder geträumt hatte. Er hatte geschrien, geweint, meinen Namen gerufen, und ich wusste nicht, wie ich ihm helfen sollte. Ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen, sondern zusehen, wie er da an den Stämmen gefesselt war und litt. Als ich dann aufgewacht war, traten mir sofort die Tränen in die Augen, und ich hatte den Heulkrampf des Todes. Eine, vielleicht sogar eineinhalb Stunden lag ich da mit Flüssen auf meinen Wangen, versuchend, möglichst leise zu sein, um meine Mutter nicht aufzuwecken. Dann, auf einmal, als ich still war, hörte ich, wie jemand im benachbarten Zimmer laut aufschluchzte, und wusste sofort, dass es meine Mutter war. Zuerst hatte ich Angst, wovor auch immer, aber dann stand ich leise auf, schlich aus meinem Zimmer zur Schlafzimmertür, die ich dann daraufhin öffnete. Meine Mutter lag im Bett, die Decke über den Kopf gezogen, und weinte. Dieser Anblick tat so unglaublich weh, und ich konnte einfach nicht anders, als zu ihr hin zu gehen, ihr die Decke vom Kopf zu ziehen und einen Arm um sie zu legen. Zuerst war sie überrascht, schien dann aber erleichtert, dass ich bei ihr war. Erneut fing ich an zu weinen, und sie setzte sich auf um mich zu umarmen. Da saßen wir also, weinend, uns in den Armen haltend, für die nächste halbe Stunde.
Als wir uns dann wieder beruhigt hatten, saßen wir nebeneinander auf dem Bett, und redeten über alles. Irgendwann, als eine kurze Redepause herrschte, sprach meine Mutter mich auf etwas an, was ich nicht erwartet hätte.
"Jisung, ich weiß nicht was du von mir halten wirst, wenn ich dir das sagen werde, aber in letzter Zeit....habe ich so das Interesse an Männern verloren, weißt du...Ich...Ich weiß auch nicht wie das passiert, ist, glaub mir..."
Ich war sprachlos. Meine Mutter?? Lesbisch????? Und ich dachte sie wäre homophob?!
"Eomma-"
"Hass mich bitte nicht Jisung! Du bist der einzige den ich noch habe!"
Ich umarmte sie sofort so fest ich konnte, was sie dezent überraschte, weil sie die Umarmung nicht sofort erwiderte. Ich war zwar überrascht, aber so froh, da ich wusste, dass wenn ich es ihr sagen würde, sie es nicht stören würde.
"Eomma, hör zu. Ich find das gar nicht schlimm...weißt du...Ich wollte dir das auch sagen. Dass ich...auf Jungs stehe. Und....Ich hatte Angst dass du mich abstoßen wirst. Ich hab es ja selber erst vor kurzem erfahren..."
Keine Antwort. Meine Umarmung wurde einfach erwidert und ich wurde sehr stark an sie gedrückt. Sie weinte wieder, aber es klang nicht schmerzhaft, nicht traurig. Es klang glücklich, erleichtert, klar, sie dachte auch ich würde sie abstoßen nachdem sie mir das sagte.
"Ich bin so froh dass ich dich habe, Liebling. Du bist wirklich ein Schatz." Sie drückte mir einen Kuss auf die Stirn und strich mir die restlichen Tränen weg, die noch auf meinen Wangen waren.
"Danke Eomma." Ich sah sie wie ein kleines Kind an, mit großen Augen, und hockte mich vor sie. "Ich werde auf dich aufpassen, egal was ich dafür zahlen muss, du wirst in Sicherheit bleiben, ich schwöre es dir."
Ich drückte ihre Hände, und wir lächelten uns an.
"Geh schlafen, Jisung. Es ist sehr spät. Ich bin auch müde."
Ich nickte, und beim Rausgehen drehte ich mich an der Tür um und erinnerte sie: "Aber weine nicht mehr, okay? Ich hasse es wenn du weinst."
"Ich habe keinen Grund mehr zum Weinen, Sohn. Du hast ihn mir genommen."
Ich warf ihr einen imaginären Kuss zu und sagte noch "Gute Nacht", bevor ich das Zimmer verließ und in mein Zimmer ging. Aus irgendeinem Grund war ich so erleichtert, und alles schien schöner. Als ich mein Zimmer dann betrat, schien nichts mehr grau und träge, alles schien an Farbe zu gewinnen, selbst wenn es Nacht und alles dunkel war.

Kalon (Minsung) [Stray Kids FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt