17.11.18 (1. Banditen)

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Verfasst von Leona Smith


Als Anführerin der Hirschgarde habe ich zwar eindeutig besseres zu tun als dieses Papier mit Tinte zu bekleckern, jedoch halte ich es für wichtig etwas für die Nachwelt festzuhalten.
Falls ich also versterben sollte - was ich nicht vorhabe in nächster Zeit zu tun – wissen die Leute zumindest über meine Sicht der Dinge Bescheid.
An jenem scheinbar ruhigen Morgen saß ich an meinem Schreibtisch und widmete mich mit nicht besonders guter Laune dem Papierkram, welcher sich im Laufe der letzten Tage angestaut hatte.
Seit dem vorletzten Sonnenuntergang, wo ich meinen Stützpunkt erfolgreich gegen diese hinterlistigen Banditen verteidigt hatte, war es Still um Silverglade geworden.
Man konnte das schon fast als Ruhe vor dem Sturm bezeichnen.
Dementsprechend war ich auch wenig überrascht, als einer meiner besten Soldaten Tim hereingeplatzt kam und mir über einen Banditen berichtete, welcher versucht hatte unsere Windmühle in Brand zu stecken.
Meine Laune hob sich schlagartig an, als er mir erklärte, dass sie den Mann ins Rathaus gebracht hatten um ihn zu Verhören.
Die Nachricht über Schwierigkeiten aufgrund seiner fremden Sprache gefiel mir jedoch weniger gut.

Nachdem ich mich versichert hatte, dass die Soldaten alle ihren Aufgaben nachgingen, machte ich mich auf den Weg nach Epona, um Erin an ihrem Stützpunkt um Rat zu fragen.
Die Aussicht auf ein Gespräch mit der respektlosen Wölfin reizte mich nicht wirklich, weshalb mir die beiden Adler gerade Recht kamen, welche mich kurz vor meinem Ziel aufhielten.
Im Endeffekt stellte sich heraus, dass es sich hierbei um den neuen Anführer der Adler handelte, welcher ein freches Mädchen als Anhängsel dabeihatte.
Ich muss zugeben, dass ich ziemlich überrascht darüber war, dass die sonst so strenge Adlergarde sich einen so jungen und unreifen Leiter ausgesucht hatte.
Die Tatsache, dass er mir dann vorschlug mich mit Erin und den anderen Garden zu verbünden half mir nicht wirklich dabei, ihn ernst zu nehmen.
Wie stellte er sich das vor?
Die Hirsche verbündet mit den Wölfen...das konnte doch gar nicht funktionieren!
Aus irgendeinem mir unbekannten Grund jedoch stimmte ich dieser Idee zu.
Schließlich war mir bewusst, dass eine einzelne Garde sich nicht gegen einen solchen Gegner erheben konnte.
Da die Adler bekannterweise kein besonders gutes Verhältnis zu den Bären hatten, wo Clive und Fores als nächstes ihr Anliegen vorbringen wollten, bat ich den Beiden meine Begleitung ins Bärengebiet an.
Im Endeffekt war es schließlich egal, ob ich zuerst mit Aidan oder Erin sprach.
Als wir kurze Zeit später vor Aidan standen, war dieser sichtlich nicht über ihren Besuch erfreut.
Denn während er mir zur Begrüßung zunickte, ernteten die Adler nur ein paar abfällige Bemerkungen.
Die ganze Situation verbesserte sich auch nicht gerade, als Clive ziemlich respektlos mit Herrn Stajägar sprach.
Der Junge wusste anscheinend überhaupt nicht, wie man sich zu benehmen hatte.
Aidan ließ ein Donnerwetter an unverschämten Beleidigungen auf die beiden Adler herabregnen, welche diese wenig beeindruckt zurückgaben.
Ich war fassungslos darüber, dass man so unfähig sein konnte ein friedliches Gespräch zu führen, wenn doch so viel davon abhing.
Als ich mich also zu Wort meldete und Aidan meine Meinung über seine Abneigung gegenüber den Adlern geigte, verstummten dieser.
Diese Gelegenheit nutze ich, um ihm über mein Anliegen über den gefangenen Banditen zu berichten.
Während die Adler also ihren Weg zu den Füchsen fortsetzten, erklärte sich Aidan bereit mich zurück nach Silverglade zu begleiten.
Als seine Begleitung wählte eine zurückhaltende, nicht gerade gesprächige Bärin namens Erica, die ihrem Vorhaben nur zögerlich zustimmte.

Im Rathaus schickte ich die beiden Wachen mit einem Kopfnicken nach draußen, bevor ich meine Gäste zu dem Banditen führte.
Meine Leute hatten ihn inzwischen auf einen Stuhl gefesselt und der Mann fluchte hörbar vor sich hin.
Aidan kannte die Sprache zwar nicht, aber war sich ziemlich sicher das Erin etwas darüber wissen würde.
Wenn ich das gewusst hätte...
Zumindest hatte Aidan eindeutig einen besseren Drat zu der jungen Frau.
Wiederwillig machten wir uns also ein weiteres mal auf den Weg nach Epona.
Schon von weitem erkannten wir dunklen Rauch, welcher aus dieser Richtung den Himmel emporstieg, weshalb ich mein Tempobeschleunigte.
Als wir jedoch an unserem Ziel ankamen, fanden wir das Lager nur noch in Schutt und Asche vor. Es war ein schrecklicher Anblick.

Überall lagen Verletzte und auch Tote, während Erin gerade bewusstlos von ihrem Gefährten Frederik aus den Trümmern gezogen wurde.
Erica und ich machten uns daran, die Menschen aus dem zerstörten Hauptquartier zu bringen und übergaben diese dann Frederik, welcher sie an einen sicheren Ort führen würde.
Nachdem Aidan also Erin auf sein Pferd gelegt hatte, ritten wir wieder zurück zu meinem Stützpunkt, um Erin angemessen zu versorgen.
Meine beste Heilerin Larissa stellte fest, dass Erin eine leichte Rauchgasvergiftung und eine Gehirnerschütterung erlitten hatte.
Außerdem sah das Bein der jungen Leiterin nicht besonders gut aus.
Während sie Erin weiter untersuchte, musterte Aidan Larissa misstrauisch.
Um die Heilerin nicht zusätzlich unter Druck zu setzen bot ich den beiden Bären an, in meinem Gästehaus die Nacht zu verbringen, was sie schließlich auch taten.
Wohlwissend, dass ich nun nichts mehr tun konnte außer zu warten, hatte ich mich dann wieder meinem Papierkram gewidmet und musste dabei wohl an meinem Schreibtisch eingeschlafen sein.
Denn das nächste was ich sah war Tim, welcher mich aufweckte und berichtete, dass Erin aufgewacht war.
Müde wie ich war schleppte ich mich also wieder zurück in die Krankenstation und erklärte der sichtlich verwirrten Erin die Lage.

Erin ließ sich daraufhin sofort von mir ins Rathaus führen, wobei sie von Aidan gestützt werden musste.
Sie sah sichtlich mitgenommen aus, obwohl sie versuchte ihre Schwäche so gut es eben ging zu verbergen.
Es stellte sich heraus, dass Erin die Sprache der Banditen beherrschte, weshalb sie sich energisch mit dem Mann unterhielt.
Dieser dachte jedoch gar nicht daran der Wölfin irgendwas zu sagen und sein Wortschatz schien nur aus Beleidigungen zu bestehen.
Es war schließlich Aidan, der den Mann mit Gewalt zum Reden bringen wollte.
Überzeugt von dieser Idee schlug ich also ihm sein „wichtigstes" Körperteil abzutrennen, was Erin zum schmunzeln brachte.
Sie trat zurück und ließ ihnen damit den Vortritt. Weil ich den Banditen etwas zappeln lassen wollte, gab ich Aidan zu verstehen zu testen, ob der Mann um seinen Daumen reden würde.
Da dem nicht so war, hackte der Bär ihm seine ganze Hand ab.
Ich wartete geduldig, bis der Bandit nicht mehr ganz so laut schrie und ging dann vor ihm in die Hocke, um ihm mit dem Dolch in eine für ihn ziemlich unangenehme Stelle zu drücken.
Diese Methode zeigte schnell Wirkung und der Mann begann wie ein Wasserfall mit Erin zu reden.
Viel Zeit sich über diesen Erfolg zu freuen blieb ihnen jedoch nicht, denn Erin übersetzte, dass die Fremden vorhatten sie alle als Sklaven im Krieg einzusetzen.
Außerdem wollen die Banditen anscheinend bald Verstärkung holen.
Wütend rammte ich den Dolch fest in den Stuhl, wobei ich jedoch vergessen hatte, dass dieser immer noch an Ort und Stelle war.
Wie ungeschickt von mir...
Ich konnte mir ein Schmunzeln über das Leid des Mannes nicht verkneifen.
Er hatte sich schließlich selbst in diese missliche Lage versetzt.

Erin erläuterte schließlich ihren Plan, dass Problem an der Wurzel zu packen, also das Boot anzugreifen.

Ich musste zugeben, dass ich diese Idee eigentlich gar nicht so schlecht fand. Sie hätte eigentlich von mir kommen können...

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