22.12.18

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Aidan Stajägar

Der Morgen versprach zu einem guten Tag zu werden. Wie also auch an den vorherigen Tagen stapfte ich schon ziemlich früh durch das Dorf. Sah schon die Männer in aller Frühe, wie sie eifrig Firgrove wieder aufrichten. Es gab nichts weiter zu tun, also kehrte in das Haus zurück, um mich um meine Verletzung zu kümmern, was ich längst hätte tun sollen. Doch ich fand schier keine Zeit, da noch so viel geplant, besprochen, erledigt werden musste. Wie auch die bevorstehenden Beerdigungen, die dringend noch stattfinden müssen, damit sich die Angehörigen rechtmäßig von ihren verstorbenen Verwandten verabschieden können, sowie auch die Seelen in Ehre ihren Weg ins Jenseits finden. Ich hätte mich gleich nachdem Erin ihre ‚verbotenen Kräfte', aye dieser Sache muss ich mich auch noch annehmen, an mir ausgeübt hatte darum kümmern sollen. Vermutlich war es schon längst zu spät.

Während ich Elaena darum bat, mir klares Wasser, Salben und frische Tücher zum Verbinden sowie auch zum Trocknen zu bringen, entfachte ich derweil ein Feuer in der Feuerstelle, legte ein breites Schwert in die Glut. Die Frau kam nach einem Klopfen mit den gewünschten Sachen herein, legte sie ab. Dann stand sie eine Weile da, sagte nichts und wollte mir wahrscheinlich helfen. Doch ich schickte sie raus, sie solle doch irgendwelche Frauen Sachen machen, damit sie diesem Anblick nicht ausgesetzt war. Zum Glück war sie gehorsam, ganz im Gegenteil zur manch anderen Bärin, die das Leben eines Mannes gern zur Hölle machen, wenn man dem nicht gewappnet ist. Ich schob die Hose von meinen Oberschenkeln und betrachtete das feuchte, weiße Gewebe um die Wunde herum. Eindeutig war es entzündet und nicht nur das. Bakterien breiteten sich langsam aus. Ein widerlich süßlicher Geruch stieg mir in die Nase, welcher meine Nackenhaare sträuben lässt. Zur Hölle, wenn ich durch das Aufschieben nun mein Bein verlieren würde! Es sah wirklich nicht gut aus, doch vielleicht konnte noch was gerettet werden. So säuberte ich erstmal die aufgeweichte Stelle mit einem feuchten Tuch, ehe ich das Schwert ergriff und auf den Schenkel drückte. Es qualmte und der süßliche Geruch, der noch in der Nase hing, vermischte sich mit dem vom verbrannten Fleisch. Abscheulich! Zunächst fühlte es sich wie das kälteste Gletschereis an, doch schwand die eisige Kälte der unerträglichen Hitze, als würde sich die Hölle persönlich in mir ausbreiten. Eisern zählte ich die ewigen Sekunden, die ich voller Anspannung ausharren musste, ehe ich das Schwert weit von mir warf. Mit einem frischen, kalten, feuchten Tuch tupfte ich über die ausgebrannte Wunde. Sie pochte, war geschwärzt, doch sah sie zu diesem Zeitpunkt um einiges besser aus. Länger hätte ich das wirklich nicht missachten sollen. Schließlich schmierte ich eine dicke Schicht Wundsalbe darüber, wickelte streng einen Verband herum. Kaum hatte ich mir die Hose wieder zurecht gerückt, erhob ich mich, stützte mich auf einen Tisch, ging einige Schritte, bis ich mich einigermaßen normal fortbewegen konnte. Dann rief ich auch schon nach Elaena. Ich wusste sie stand hinter der Tür, wartete dort, seit dem ich sie fort geschickt hatte, also befahl ich auch schon lauthals mir etwas zum Essen zu bringen. Ich wollte mich aufmachen, um das Gebiet außerhalb von Firgrove zu kontrollieren. Immerhin hörte man noch immer von vergeblichen Überfällen der Banditen. Natürlich wollte mich die junge Hausfrau in diesen Zustand nicht gehen lassen. Wenn sie auch über die Wochen hinweg sehr still geworden ist, so versuchte sie mich umzustimmen. Doch davon ließ ich mich nicht zurückhalten, eilte hinaus zu Moira, verließ das Dorf.

Jenseits der Lande bäumte sich eine Gewitterfront auf, doch schien sie noch Meilen entfernt zu sein, solang der Wind nicht stärker wurde. Ich trieb Moira durch den Wald und es machte ihr wohl sichtlich Spaß die Hänge herab zu springen, hinauf zu klettern, über Ebenen zu preschen und durch Engpässe zu zwängen. Ein normaler Ausritt, so dachte ich wohl, denn es war ziemlich ruhig, was es in letzter Zeit doch so selten war. Es würde sich aber rasant ändern, denn sobald wir auf einem gut ausgebauten Pfad, der zum Erdtunnel Richtung Mistfall führte, sah ich ein gutes Stück entfernt zwei Reiter, die mit ihren Pferden auf einer Wiese ruhten. Die Abscheu kam augenblicklich in mir hoch, als ich erkannte, dass es Adler waren, die die Frechheit besaßen und das Gebiet der Bären betraten. Ich konnte mir nicht vorstellen und kann es nun noch immer nicht, dass sie nicht darüber wussten, wie die Bären ihr Territorium verteidigen, keinen Fremden keinen Feind dulden und dem stets feindselig gegenüber treten. Schließlich waren sie nicht die ersten die es gewagt hatten. Einige Male zuvor ging es nicht gut aus, wäre ich so manch ein Mal nicht eingeschritten, so wäre es für die Eindringlinge sogar schlechter Verlaufen. Vor ihnen hielt ich meine Stute, bäumte mich bedrohlich auf und wollte dass sie sich verziehen. Natürlich redeten sie sich raus, dass sie doch zu den Füchsen und den restlichen Verletzten helfen wollten. Nur Ausreden! Ja Reden, das können sie! Hohe Töne spucken! Keine Frage dass ich das als unnötig empfand, da es längst nicht mehr schlecht um jene stand, deren Schicksal es gut mit ihnen meint. Und um die restlichen armen Seelen würden sich schon die Füchse kümmern. Ich beharrte also darauf, dass sie umkehrten, selbst wenn es nicht mehr weit nach Mistfall war. Doch, so erklärte ich ihnen auch, dass es mir nicht um die Distanz gehe, sondern dass sie sich überhaupt im Territorium befanden und es auch auf ihrer Rückreise wieder betreten würden. Diese allwissenden Wichtigtuer waren wohl doch nicht so schlau. Es wurde mit Worten gekämpft und bedrohlich die Waffen gezückt. Wie sehr wünsche ich im Nachhinein, dass sie so schlau und nachgiebig gewesen und meinem Anliegen nach gekommen wären. Nicht zu vergessen das kleine Fuchsmädchen, das meinte sich einzumischen. Wäre sie schlau gewesen, so hätte sie sich dafür eingesetzt, dass sie umkehren. Doch stattdessen hielt sie sich im Hintergrund, meinte belanglose Kommentare abzugeben, um mich zu beschwichtigen! Sie schlug sich auf die Seite dieser elendigen Adler!

Das Logbuch der Krähen - RPG FortschrittWo Geschichten leben. Entdecke jetzt