13.04.2019 (2.Krankheit)

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15.11.1018 ~Erin Saber

Die letzten Tage habe ich meine Zeit wieder auf dem Außenposten in den Bergen von Valdedale verbracht.
Es war zum verrückt werden, kein Wort hatte mir Xerxes verraten und obendrein verschlimmert sich die Lage immer weiter.
Schon wieder erhielt ich die Nachricht von drei Toten, diesmal waren es Leute aus dem Stützpunkt in Firegrove.
Es herrschte schon seit einiger Zeit reger Briefverkehr mit Reon, dem Leiter des Lagers dort, und mit Theo, dem Leiter des Lagers in den Vergessenen Feldern.
Im HQ scheint die Krankheit als einzigstes langsam abzuklingen, die meisten der Wölfe meiden die Krankenstation - zu unserem Glück,

weitere Ausfälle konnten wir nicht erdulden.
Schon die ganze letzte Nacht war ich im Kerker unterwegs gewesen, dort wo wir meinen alten Kameraden gefangen hielten.
Ich weiß nicht mehr wie viele Stunden ich damit verbracht hatte mit diesem Schwein zu reden, ihn nach einer Lösung zu fragen, doch trotz all den Schmerzen, die er verspürte und dem wenigen Essen und Trinken das wir ihm gaben schwieg er.
Alles worüber er sprach war die Vergangenheit die wir zusammen hatten, die Zeiten in denen wir Rücken an Rücken gekämpft hatten und die Zeit, in der ich ihn meinen Besten Freund genannt hatte.
Keine der vielen Methoden die ich kannte - und teils selbst erlebt hatte - funktionierten bei ihm, nichts konnte sein schweigen brechen.
Nicht mal als wir ihm seine Arme und Beine nahmen.
Ich habe in meinem Leben viele schreckliche Dinge gesehen und ich wurde oft Tage lang in einem dunklen Loch gefoltert,
ohne Essen, Trinken oder Tageslicht.
Wenn jemand seinen Schmerz verstehen konnte, dann ich.
Und doch bin ich nicht mal im Ansatz so stark und zäh wie er, ich konnte bei seiner Verunstaltung nicht im Raum sein, zu sehr schmerzte mich der Anblick, seine Schreie hallen jetzt noch in mir nach.
Ich weiß nicht mehr weiter, doch aufzugeben kam nicht in Frage - zu viel steht auf dem Spiel.

So kam es also, dass ein Brief an diesem Morgen bei mir ankam.
Ein Postreiter der Adler Garde, Clive hatte eine Idee und bat um ein Treffen aller Gardenleiter.
Einen Versuch war es wert, ich kam nicht mehr weiter, also müssen andere Geschütze aufgefahren werden.
Vielleicht wusste er etwas, was uns auf den richtigen Weg führen würde.
So machte ich mich auf dem Weg zum Weingut, dort wo die Adler ihren einzigsten Stützpunkt außerhalb der Erntefeld Provinz hatten.
Ich war die erste die dort ankam, nach einigen Wortwechseln mit den dort herumstehenden Wachen, lief ich also auf das Hauptgebäude zu, als auch schon der Ober Piepmatz ankam und mich mit freundlichen Worten begrüßte.
Die letzte Nacht hatte mich sehr geschlaucht, ich hatte nicht die Kraft für Drama und Streit, also begrüßte ich ihn nur kurz und folgte ihm dann zu dem Ort, wo wir uns zusammen setzen und auf die anderen Leiter warten würden.
Ich unterhielt mich etwas mit ihm, er war zwar das komplette Gegenteil vom alten Lucius, doch kein schlechter Mensch - was mich ehrlich gesagt ziemlich überraschte.
Schließlich hatte ich bisher einen eher schlechten und unreifen Eindruck von ihm gehabt.
Kurz darauf erschienen dann auch die anderen Leiter, bis auf Leona, die hatte vermutlich besseres zu tun.
Als Vertretung für Akito kam die kleine Lena, vorsichtig kam sie auf das Dach gestolpert und betrachtete uns wie wilde Raubtiere, die sie fressen wollten.
Sie erinnerte mich immer mehr an mich selbst als ich noch mit Elysia lebte und eine einfache Sklavin war, im Moment erschien sie mir eher wie damals, als ich das erste mal die Gladiatoren Akademie betrat.
So musste ich damals auch ausgesehen haben, wie amüsant.
Wir setzten uns also zusammen und Clive begann uns von seiner bahnbrechenden Idee zu erzählen: Blutegel.
Ja, das war sein vollster ernst. Während Aidan und Lena eher abgeneigt schienen hörte ich dem Adler weiter zu, sein Plan war es die Egel aus dem Sumpf zu holen, es war anscheinend eine spezielle Rasse die die Bakterien aus dem Blut saugt und damit reinigt.
So dumm erschien mir der Plan nicht, mit einigen Blutbändigern von uns und zusätzliche Unterstützung einiger Hirsche könnten wir vermeiden, dass die Tierchen zu viel Blut trinken und den Vorgang dadurch beschleunigen.
Es war ein Anfang, gänzlich würde damit nicht das Problem gelöst werden, doch mit zusätzlichen Heilkräutern der Füchse und Bären könnten wir den Erkrankten etwas Zeit verschaffen.
Zeit ist kostbar, nun haben wir eine Idee wie es funktionieren könnte und doch sträubten sich noch einige Leiter dagegen.
Nach etwas Überredungskunst von Clive und mir konnten wir sie dann doch umstimmen, einen Versuch war es wert und wenn es nicht funktioniert, dann haben wir es wenigstens versucht.
Eine bessere Idee hatten die anderen Leiter auch nicht, also war es entschieden, dass wir den Plan von Clive umsetzen.
Ich handelte noch einen Deal mit den Füchsen aus, unsere Heilkräuter gingen langsam aus und der erste Schnee liegt bereits in den Bergen.
Somit machte ich mich dann schnellstmöglich zum HQ auf, besprach alles mit meinen engsten Leuten und begann mit den Vorbereitungen.
Es bleibt uns nicht mehr viel Zeit, ich hoffe das alles nach Plan verläuft und nichts dazwischen kommt.
Und mit "etwas dazwischen kommen" meine ich einen ganz bestimmen Bären, der mir schon seit Tagen Kopfschmerzen bereitet mit seinen Aktionen.
Wie dem auch sei...

Ich wende mich nun meinen Arbeiten wieder zu, die Sonne geht in einer Stunde wieder auf und ich muss noch die Pläne fertig machen.

Möge der große Kel'taran über uns wachen.

Das Logbuch der Krähen - RPG FortschrittWo Geschichten leben. Entdecke jetzt