18.05.2019 (2.Krankheit)

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.11.1018 ~ Erin Saber

Wenn ich gewusst hätte was heute alles auf mich zu kommen würde, hätte ich mir Revan geschnappt und einen ausgiebigen Ritt durch die Gegend gemacht, doch so unwissend wie ich war, trainierte ich schon am frühen Morgen auf dem Dachboden der Stallungen des Hauptquatiers der Wölfe.

Auch wenn ich von Caren schon mehrmals gewarnt wurde so musste ich einfach aus meinem Büro raus.
Die letzten Tage waren zugestopft mit der Organisation der Krankenstation, der Einteilung der Schichten der Blutbändiger und wen ich zu welcher Garde als Unterstützung schicken würde.
Unter uns Wölfen gab es rund 10 Blutbändiger, wovon ich nur 4 in die einzelnen Gebiete der anderen schickte.
Der Grund war simpel, sie mussten viel aushalten können und durften keine anderen Körperlichen Einschränkungen besitzen.
Das Leben von Menschen stand auf dem Spiel, sei es Adler, Fuchs, Hirsch oder Bär.
Im Endeffeckt unterscheiden wir uns nur in unseren Fähigkeiten, unserem Handeln und unseren Prinzipien.
So hatte ich die ganze Zeit hinter meinem Schreibtisch verbracht, was mir ziemlich auf die Nerven ging.
Ich hasste es so lange von Papierkram aufgehalten zu werden, meine Liebste Beschäftigung war immerhin zu Trainieren und nicht Berge von Dokumenten zu durchforsten und Befehle zu erteilen.

So kam es dazu, dass ich bei meinem Training auf dem Heuboden von Levi überrascht wurde.
Wir unterhielten uns nur kurz ehe er schon wieder im Stall verschwand und mit Dalia das Gelände verließ.
Ich weiß nicht recht was ich davon halten soll, jedoch meinte Dalia vor einiger Zeit, dass sie mit ihm nicht recht umzugehen weiß.
Trotzdem sehe ich die beiden sehr oft zusammen, doch das hat mich nicht weiter anzugehen.
Somit gesellte ich mich kurz nach ihrer Abreise zu Caren, welche mir von der Erkrankung Aliahs berichtete.
Sie war eine der Blutbändiger die heute den Tag über die Kranken im HQ überwachen und behandeln sollte.
Als ich mich auf dem Weg zur Krankenstation machen wollte erreichte mich jedoch eine Reiterin der Adler Garde mit einem Brief von Clive.
Er wollte die Besprechung weiterführen und bat um ein erneutes Treffen, wobei ich ihm beim letzten Mal jedoch klar gemacht habe, dass ich nicht immer alles liegen lassen könnte, wenn er rief.
So teilte ich dem Mädchen mit, dass ich verspätet zu ihnen stoßen würde, was sie nur mit einem Nicken kommentierte und sich wieder abwandte.
"Menschen sterben...Die sterben doch jeden Tag, warum der Aufwand?"
Ihre leisen, murmelnden Worte versetzen mich jetzt noch ins Grübeln.
Ihr Gesicht war schrecklich entstellt und ihre Augen hatten einen trüben Schimmer, einen Glanz der mir sehr bekannt vor kam und mir jetzt noch einen Schauer den Rücken hinab jagt.

Ich eilte somit nach ihrem Verschwinden in die Krankenstation, trug Elysia auf sich um die Blutbändigerin zu kümmern und ließ mir von Caren neue Eimer, Wasserkrüge und nasse Handtücher bringen.
So verteilte ich unter den anderen, freiwilligen Helfern die Aufgaben, die einen sollten den Puls der Kranken im Auge behalten während die anderen die Blutegel auf ihnen platzierten und ihre Körper vom Fieberschweiß mit den Tüchern befreiten.
Sobald alles getan wurde nahm ich in der Mitte des Raumes platz, schloss die Augen und begann mich zu konzentrieren.
Ich blendete alle Geräusche um mich herum aus, konzentrierte mich auf die Blutegel und auf die rote, dicke Flüssigkeit die sie tranken.
Die schwachen Herzschläge, das Blut das durch die Venen von ihnen strömte, ihre schwer arbeitenden Organe, die immer schwacher wurden.
Keine Ahnung wie viel Zeit bis dahin vergangen war, doch war ich endlich soweit fokussiert, dass ich beginnen konnte.
Wäre ich nicht Herzkrank, hätte ich das Blut aller Kranken der Wölfe in einem Rutsch filtern können.
Die Blutegel trennten das schlechte, verseuchte Blut vom guten und nahmen die Keime in sich auf.
Ein Vorteil, denn sie ersparten mir einen Haufen Arbeit.
So unterstützte ich die kleinen Tierchen dabei, ließ das schlechte, sehr dunkel gefärbte Blut in Eimer fließen, trennte die letzten guten Reste und schickte diese wieder in die einzelnen Körper.
Einen Fehler und ich verabreichte der falschen Person das falsche Blut wäre all die Arbeit dahin.
Die verschiedenen Blutgruppen könnten sich vermischen und soweit spalten, dass ich sie nicht mehr trennen könnte und mit viel Glück stirbt dann der Patient.
Elysias Stimme brachte meine Gedanken kurz zum Stillstand, so spürte ich wie das Blut in der Luft zum stehen kam und umher schwirrte, sich begann zu vermischen.
Den Vorgang konnte ich zum Glück schnell unterbinden und alles wieder in seine Ordnung bringen, doch konnte ich ihr keine Antwort geben.
Mit einem kurzen Handwink gab ich ihr die Erlaubnis die sie benötigte.
Akito Esxar, ein Fuchs den ich schon sehr oft in meinen Einträgen erwähnt und verflucht habe.
Es stand sehr schlecht um ihn, sein Herz schlug so schwach, dass ich es kaum noch spüren konnte.
Er würde sterben, so viel stand fest.
Was auch immer mich geritten hat, aber meine Intuition ließ mich auch sein Blut filtern und seine Organe wieder in Schwung bringen.
Sein Stoffwechsel wurde wieder in Gang gebracht und nach und nach erkannte ich in allen der Patienten wieder etwas Hoffnung.
Auch wenn der Fuchs nicht die erste Person wäre, mit der ich mich außeinandersetzen wöllte

- nein, er wäre vermutlich nicht einmal auf der Liste -, so brachte ich den Füchsen doch noch eine gewisse Sympathie gegenüber.
Woher auch immer sie kam.

Nur weil ihr Anführer eine fragwürdige Persönlichkeit besaß, hieß das nicht gleich, dass die komplette Garde von mir verachtet werden würde.
Zudem wäre es sehr umständlich für die Garde in diesen Zeiten einen neuen Leiter zu erwählen.

Es erwieß sich als schwierig den Halbtoten wieder zurück ins Leben zu holen, somit beendete ich den Vorgang bei den anderen Erkrankten und erhob mich etwas wacklig von meinem Platz.
Elysia eilte zu mir und stützte mich etwas, doch ich schickte sie wieder weg und stellte mich an das Feldbett des Anführers.
Kurz betrachtete ich ihn, ehe ich sein Hemd öffnete und mit den Händen die einzelnen Organe versuchte mit Druck in Schwung zu bringen.
Es brachte etwas, doch ich kam zu dem Schluss, dass ich mich wieder an sein Blut wenden musste.
Mit einem Seitenblick wieß ich Levi an den Fuchs fest zuhalten, auf diese kurze Distanz und mit den richtigen Bewegungen konnte ich vieles erreichen, doch er würde sich wehren.
Nach einem kleinen Blick zu Lena, Dalia und Elysia und einem kurzen Nicken zu Levi schloss ich wieder die Augen und konzentrierte mich auf das rauschende Blut in seinen Venen.
Kaum hatte ich den Adern bis hin zu seinen Organen verfolgt, verkramte sich er sich und schrie, als würde sein Leben davon abhängen.

Umso länger ich mich auf sein Blut konzentrierte und alles wieder in Schwung brachte umso mehr spürte ich den Schmerz in meiner Brust.
Sie schnürte mir fast die Kehle zu und so musste ich mich eher aus seinem Körper zurückziehen als ich hätte sollen.
Zwar funktionierte nun alles, doch versagten erneut seine Lungen.

Dieser verdammte kleiner [Tintenfleck]

Er bereitete mir immer nur Ärger!
Ich gab Levi ein Zeichen, worauf er ihn los ließ und ich mich auf die Knie sinken ließ, das Ohr auf seine Brust legte und dem Herzschlag lauschte.
In mir drehte sich alles, die Geräusche vermischten sich und nur mit viel Konzentration konnte ich seinen deutlicheren Herzschlag, doch die fehlende Atmung erkennen.
Entnervt raffte ich mich auf, verfluchte mich selbst und diesen Fuchs, ehe ich seine Atemwege verschloss und schließlich selbst die Luft in seine Lungen presste.
Mein Magen fühlt sich seitdem sehr flau an und ich konnte nicht mal den Rest meines geliebten Whiskey leeren.
Auch jetzt wird mir übel bei der Erinnerung.
Mit der Hand auf seinen Lungen und kleinen Bewegungen mit meinen Fingern schaffte ich es schlussendlich.
Senkrecht saß er im Bett, hustete und keuchte ehe er wieder erschöpft zurück in das Kissen sank.
Derweil hatten meine Beine nachgegeben und nur mit viel Mühe und Anstrengung konnte ich aus dem Gebäude fliehen.

Zu viel.
Mein Herz setzte Schläge aus, mein Kopf dröhnte und alles drehte sich.
Blut floß in meinen Mund und ich sackte hinter der Türe zusammen.
Elysia und Caren brachten mich in mein Büro wo sie mir meine Medizin verabreichten und mir eine Standpauke hielten.
Kurz danach verschwanden die beiden und Lena kam um sich für meinem Einsatz zu bedanken.
Die Kleine erinnerte mich stets an mich selbst als ich noch jünger war.


[Die nächsten 3 Sätze sind nicht mehr lesbar, doch hört der Bericht sehr abrupt auf]

Das Logbuch der Krähen - RPG FortschrittWo Geschichten leben. Entdecke jetzt