13.07.2019

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1019 ~ Fores Weyham

Ich wusste nicht genau, was mich so früh aus den Federn und damit in den Spiegelsumpf vor New Hillcrest getrieben hatte, aber was auch immer es war, es war eine gute Entscheidung gewesen.
Die Hufe meines alten Wallachs klapperten zusammen mit einigen gefrorenen Tropfen auf den Blättern über die kleinen gemauerten Brücken.
Es war ruhig und stille füllte mich aus. Eine Stille, die ich seit langem nicht mehr in mir gespürt hatte und mit ihr kam auch ein Frieden.
So viel war in den letzten Monaten passiert, dass mein Bewusstsein es immer noch nicht richtig realisieren wollte. Es war einfach zu schmerzhaft und die Wunden noch zu frisch als dass ich sie einfach so hätte vergessen können, als dass ich einfach mein Leben weiter leben konnte – Wobei ich nicht mal mehr wirklich wusste, was mein Leben überhaupt war –.
In letzter Zeit war ich öfter wieder zu dem Ort geritten, an dem ich mein ungeborenes Leben verloren hatte. Ich hatte es nicht geschafft meine kleine Familie zu beschützen und jetzt hatte ich auch noch ihn verloren.
Schmerzhaft biss ich mir auf die Unterlippe um die Tränen zurückzuhalten. Ja, Clive.
Die Liebe, vor ihr hatte man mich die ganzen Jahre lang gewarnt. Quasi mein ganzes Leben und doch war die Versuchung zu groß gewesen. Schön war sie gewesen aber der Preis, den ich dafür hatte zahlen müssen, war zu groß gewesen.
Sachte hob ich die Hand und wischte eine Träne weg.
Was tat ich hier eigentlich? Herumstehen, auf das Meer starren und mir selbst leid tun. Wie idiotisch und trotzdem.
Am liebsten würde ich mit jemandem darüber reden, jemanden um Rat fragen, aber trotzdem. Ich wüsste selbst dann nicht, wem ich mich anvertrauen konnte. Zwar genoss ich die Anwesenheit Aryas sehr aber redne konnte man mit ihr nicht und selbst wenn würde sie es sicher nicht verstehen.
Ich seufzte und hielt Askand auf einer der Brücken an der Ostseite an. In der Ferne rauschten die Wellen an den Strand, zu weit weg um sie zu hören.Eine Weile stand ich dort, lauschte den Lauten des Sumpfes, dem leisen plätschern wenn ein Frosch in das trübe Wasser glitt oder das zarte Zirpen einer Grille um die neue Morgensonne zu begrüßen.
Alles war so ruhig, friedlich, bis plötzlich der wedelnde Schwanz eines Dobermanns mein Sichtfeld striff.
Ich musste lächeln, so glücklich wie der Hund aussah, dann blickte ich hoch um zu sehen, zu wem der Hund gehörte. Als ich die Besitzerin erblickte war ich einerseits erstaunt sie hier zu sehen, andererseits wusste ich nicht ganz ob ich mich über ihre Anwesenheit freuen, oder nicht freuen sollte.

Erin Saber, Anführerin der Wolfsgarde und von vielen gefürchtet stand etwas entfernt und lächelte mich an. Kurz huschte mein Blick hinter sie, um zu sehen ob dort noch mehr Wölfe waren, aber nein, nichts.
Sie begrüßte mich, fragte was ich hier täte.
Nun, genau das gleiche konnte ich sie auch fragen. Was wollte ein Wolf so tief im Adler Territorium? Man würde sie wahrscheinlich nicht angreifen, sie dulden, aber gern gesehen wurde es auch nicht.
Umso weniger passte es mir dann dass sie mich auf meinen Zustand hinwies, zu wissen verlangte, was mir auf dem Herzen lag.
Wie genau ich darauf reagieren sollte, wusste ich nicht. Einerseits verärgerte mich ihre direkte Neugier, andererseits verlangte mein Herz sich jemandem anzuvertrauen.
Um etwas Zeit zu gewinnen, stieg ich ab, ihren Dobermann ein wenig zu verwöhnen. Er war schon niedlich, erinnerte mich an den Hund, den Clive gefunden hatte.
Kurz seufzte ich und nach einem kurzen hin und her tat ich es.
Ich hatte mich auf das niedrige Geländer der Brücke gesetzt, die Hände verschränkt und das Gesicht in ihnen versteckt. Ja, nicht alles in sich hinein fressen, sie hatte schon recht, aber ich kannte sie doch kaum. Ich hatte Angst.
Das, was passiert war, machte mich verletzlich, angreifbar und man konnte nie wissen, ob sie es nicht einen Tag gegen mich verwenden würde, doch trotzdem.
Sie lächelte, sah mich aufmerksam an und insgesamt. Erin machte nicht den Eindruck, als würde sie mich verraten wollen. Sie sah aus, wie eine große Schwester die einem helfen wollte.
Und so erzählte ich ihr, was passiert war.
Von allem, den Schuldgefühlen, die mich plagten, dass ich nicht meine eigene Familie beschützen konnte, nicht das kleine Leben, das in mir gewachsen war auf die Welt hatte bringen hatte können.
Ich kam mir idiotisch vor, es war doch schon Zeit vergangen und trotzdem plagte es mich noch. Aber trotz allem half es, erleichterte meine Seele.
Erin hatte Recht gehabt, die Last zu teilen würde sie erleichtern und nun war es an ihr zu erzählen.Sie war beim Training mit den Gedanken abgeschweift, hatte sich die Knöchel wund geprügelt.
Doch trotzdem, war die Information, die sie mir gab um einiges schwerwiegender, als ich zu vermuten hatte gedacht.
Erin würde sterben und ihr Leben würde kein langes sein. Zwar wollte sie nicht mehr darüber erzählen, was ihr alles widerfahren war, aber das musste sie nicht. Nicht wegen mir. Trotzdem ehrte es mich, dass sie diese Information mit mir teilte, das Vertrauen dazu aufbrachte.

Sie hatte meine Hände genommen und ich hielt sie noch eine Weile, einfach weil diese Berührung so tröstend war. Ihre Hände waren kleiner als die meinen, aber sie waren wärmer und stärker. Insgesamt strahlte Erin eine schwesterliche Atmosphäre aus. Zu schön war der kurze Moment, aber zu schnell musste er auch enden.
Die Sonne senkte sich höher und somit wurden auch mehr Adler wach, sie würde nicht mehr all zu lange hier bleiben können.
Trotzdem wollte ich ihr danken, etwas entgegenbringen. Somit drohte ich ihr an, sie einfach mal besuchen zu kommen.
Sie meinte zwar, ich sollte es nicht übertreiben aber immerhin hatte sie es nicht verneint. Es war ein guter Anfang und vielleicht könnte man mit ihr eine gute Freundin gewinnen, das wusste man nie.
Es wäre zumindest einen Versuch wert!
Kurz überlegte ich sie zu umarmen, doch dann entschloss ich mich dagegen. Dafür war es doch noch etwas früh.
So ließ ich sie ziehen und ging dann meines eigenen Weges. Arbeit wartete immer und überall und wer wusste schon, auf wen man sonst noch treffen würde.


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