12.01.19

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Verfasst von: Leona Smith


12.10.1018

Nachdem ich schon früh aufgestanden war, um mich um den Papierkram zu kümmern, welcher sich eben anhäuft, wenn man eine Garde leitet, verließ ich mein trautes Heim, um mich auf den Weg zum Trainingsplatz zu machen.
In dem kleinen Ort herrschte bereits ein jähes Treiben und am Himmel waren nur einige wenige Wolken zu sehen.
Es schien wie ein guter Tag, jedoch würde sich noch herausstellen, dass dieser Tag viele Überraschungen mit sich bringen würde.
Auf dem Trainingsplatz wurde ich bereits von meinen eifrigen Schülern Nick und Lia erwartet.
In der Hirsch Garde war es meist üblich, dass die Eltern ihre Kinder in Sachen Kampfkunst unterrichteten.
Da aber die beiden Zwillinge keine Eltern mehr hatten, hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, ihnen alles beizubringen.
Ich wendete dabei gern die Methode an, mit der mich mein Vater das kämpfen gelehrt hatte: ein Stock.
Es stellte sich heraus, dass meine Schüler die gleichen Fehler machten, wie ich es früher tat:
Lia unterschätze ihren Gegner, während Nick seine nächsten Züge immer mit den Augen verriet.
Da ich noch vorhatte, nach meinem Stützpunkt in Fort Pinta zu sehen, gab ich den beiden die Aufgabe, eine Person ihrer Wahl den ganzen Tag lang unauffällig zu verfolgen und ihr dann zu berichten.
Nachdem die beiden begeistert in der Stadt verschwunden waren, schwang ich mich auf Thunder und machte mich auf den Weg nach Fort Pinta.
Kaum angekommen, erblickte ich meine Tante Jenna.
Da bei dem Banditenangriff in Südhuf ihr Hof niedergebrannt war, hatte ich ihr die Aufgabe gegeben, den Stützpunkt für mich zu leiten.

Schließlich würde ich dieser Frau mein Leben anvertrauen.
Jenna hatte jedoch nichts Wichtiges über die Lage des Stützpunktes zu berichten, weshalb ich mich nach einem kurzen Gespräch mit ihr schon wieder verabschiedete.
Eigentlich wollte ich nur nach meinen Schülern sehen, jedoch traf ich im Lager unerwarteterweise auf Fores, die wohl mehr über ihre Eltern erfahren wollte und daher nach Unterlagen wie Geburtsurkunden und Gerichtsurteilen fragte.
Denn ihr Vater war wohl ein Hirsch gewesen.
Wir durchforsteten also die Geburtsurkunden aus dieser Zeit und stießen auf ein Mädchen namens Leia Smith, was mich zurecht verwirrte, da es in der Hirsch Garde immer nur eine Familie mit diesem Namen gegeben hatte.
Auffällig war auch, dass der Name des Vaters geschwärzt war.
Kurze Zeit später fand ich ein Dokument, welches Bewies, dass Fores die uneheliche Tochter meines Vaters war.
Diese Nachricht hat mir für kurze Zeit förmlich den Boden unter den Füßen weggezogen.
Mein Vater, den ich immer so sehr bewundert hatte, hatte eine Affäre gehabt?
Ich wollte es nicht wahr haben, doch vor mir auf dem Tisch lagen eindeutige Beweise.
Fores war meine Halbschwester.
Verständlicherweise war ich auch dementsprechend überrumpelt, als Fores mich plötzlich nach meinem, oder besser gesagt, unserem Vater fragte.
Es kostete mich sehr viel Kraft nicht in Tränen aus zu brechen, während ich ihr vom Schicksal meiner Eltern berichtete, besonders, als Fores zu weinen begann.
Sie wollte mir etwa erzählen, jedoch verstand ich zunächst nur einzelne Wortfezen.
Als sie sich jedoch etwas beruhigt hatte, erfuhr ich, dass Aidan wohl ihr ungeborenes Kind getötet hatte.
Wenn ich jetzt darüber nachdenke, war es ziemlich idiotisch von mir, daraufhin wütend in Aidans Lager zu reiten und ihn zur Rede zu stellen.

Ich hätte mir zuerst die ganze Geschichte von Fores anhören sollen, anstatt einfach zu zulassen, dass mein Temperament mit mir durchgeht.
Auf jeden Fall reagierte Aidan zuerst verdutzt und dann wütend auf meine Vorwürfe und war sichtlich gekränkt, dass ich ihm so etwas zutrauen würde.
Um ehrlich zu sein hätte ich das auch nie, doch diese Nachricht mit meinem Vater hatte mich wohl so derartig verwirrt, dass ich nicht nachgedacht hatte.
Aidan erzählte mir schließlich, dass Fores wohl einen Stoß abbekommen hatte, der eigentlich für Clive gedacht war und er gar nicht wusste, dass Fores überhaupt schwanger war.
Natürlich habe ich mich daraufhin sofort bei ihm entschuldigt und schäme mich immer noch dafür, dass ich wegen meiner Unachtsamkeit fast eine gute Freundschaft aufs Spiel gesetzt hatte.
Ich war sehr erleichtert, als Aidan mir verzieh und wollte gerade sein Lager verlassen, um ihm seine Ruhe zu lassen, als Fores nervös zu ihnen stieß.

Ein schlechteres Timing hätte das Mädchen wohl kaum haben können und man sah ihr deutlich an, dass sie einfach nur schleunigst verschwinden wollte.
Es mag zwar sein, dass zwischen Aidan und Fores ein dringendes ernstes Gespräch nötig war, jedoch war wohl jedem bewusst, das dies an jenem Tag ganz bestimmt nicht stadtfinden würde.
Nach einem kurzen Moment des peinlichen Schweigens verließ ich also gemeinsam mit Fores das Gebiet der Bären und führte bei der Brücke zwischen Firegrove und Silverglade erneut ein Gespräch mit ihr.
Ich fühlte mich schrecklich als ich bemerkte und überzeugte sie sofort vom Gegenteil.
Wenn jemanden daran keine Schuld traf, dann war das eindeutig Fores.

Das Logbuch der Krähen - RPG FortschrittWo Geschichten leben. Entdecke jetzt