Gefangen im schwarzen Loch

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Benommen rieb ich mir den Kopf, als ich mich aufrichtete. Er brummte und ich spürte an meinen Fingern etwas klebriges. Vermutlich Blut. Ich hatte mir den Kopf aufgeschlagen.

Ich schlug meine Augen auf und blinzelte ein paar Mal. Doch sehen tat ich nichts, außer Dunkelheit. "Manuel?", rief ich. Ich hörte nur das dumpfe Säuseln des Windes, dass von oben zu kommen schien. Dann hörte ich noch ein anderes Geräusch. Es klang wie Sand und kleine Steine, welche weg geschoben wurden. Dann hörte ich ein Grummeln. Ich drehte meinen Kopf nach links, wo das Geräusch herzukommen schienen. "Manuel?", fragte ich erneut. Dann hörte ich einen tiefes seufzen. "Wo sind wir?" Manuel Stimme klang rau, als hätte er Stunden geschlafen.

Ich versuchte mich an das Geschehene zu erinnern. Wir waren in die Höhle rein gegangen und immer weiter hinein. Dann waren wir beide in dieses tiefe schwarze Loch gefallen. Eigentlich konnten wir von Glück reden, dass wir noch lebten. Wir hätten tot sein können. "In der Höhle." Ich stand auf und tastete um mich herum. Doch es war nichts zu fühlen. "Scheiße." Manuel klang verzweifelt. "Hier kommen wir doch nie mehr raus." Ich hörte ein leises schluchzen. Er versuchte sein weinen zu unterdrücken, was ihm aber nicht gelang. Ich hatte ihn noch nie weinen hören.

Ich ging im Kopf Möglichkeiten durch, rauszukommen. Eigentlich konnten wir nur versuchen nach oben zu klettern. Aber ohne Ausrüstung und Licht war diese Idee unmöglich auszuführen. Doch dann kam mir eine andere Idee. "Manuel deine Taschenlampe." Ich erkannte in der Dunkelheit nichts. Doch ich hörte Manuel nach etwas Tasten und kurze Zeit später ging Licht an. Er hatte die Taschenlampe mit runtergerissen und sie war heile geblieben. "Wow", hauchte Manuel, während er die Höhle ableuchtete. Es war ein großer Raum der in den Fels geschlagen war. Von Mutter Natur. Der Boden bestand aus bröselige Stein. Ich sah nach oben. Das Loch, in das wir gefallen sind, war nicht tief. Vielleicht zwei oder drei Meter. Manuel leuchtete nach oben.  "Denkst du, wir kommen da hoch?", fragte ich. "Müssen wir probieren. Halt mal." Manuel drückte mir die Taschenlampe gegen die Brust. Hastig griff ich sie, denn er ließ sie schon los und ging zu dem Loch, welches nach oben führte. Überlegend sah er sich die Wände des Loches an. "Nein." Er runzelte die Stirn. Die Felsen waren glatt. "Das ist zwecklos. Wir bräuchten eine Leiter oder so." Manuel sah mich an, ließ den Kopf hängen und seufzte. "Wir werden hier drin sterben." Mitfühlend ging ich auf meinen besten Freund zu und legte meine Hand auf seine Schulter. "Vielleicht gibt es einen zweiten Ausgang." Das hatte ich mal in einem Buch gelesen, als ich Hausarrest hatte. Im Sommer. Genau genommen, letzten Sommer. Wir hatten bei Bauer Bernd eingebrochen, um ein paar Eier zu klauen. Leider wurden wir erwischt und die ganzen Hühner sind auch noch ausgebrochen. Das gab Ärger. Ganze zwei Wochen durfte ich nicht raus gehen. 

"Meinst du?" Manuels Augen glänzen im schwachen Licht der Taschenlampe. "Ja. Lass uns mal nachsehen, bevor die Batterie leer geht und wir im Dunkeln sitzen." "Wir werden hier verhungern." Manuel warf seinen Kopf in den Nacken und schmiss sich die Handflächen auf sein Gesicht. Dabei stöhnte er verzweifelt. "Lass uns mal Positiv denken. Vielleicht finden uns die anderen ja auch. Oder sie laufen nach Hause und holen Hilfe." Ich konnte nicht zugeben, dass ich selbst auch furchtbare Angst hatte. Es war beklemmend. Schließlich waren wir paar Meter unter der Erde und die Möglichkeit, dass uns jemand hier fand, war gering. Und geringer war die Möglichkeit von selbst hier raus zu kommen. 

Sommer 1983 / Kürbistumor&ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt