Hinweise

483 75 17
                                    

Wir setzten uns, jeweils auf einen Sessel. Frau Freidung brachte uns Tee, den sie frisch aufgebrüht hatte. "Danke", lächelte ich ihr zu, als sie mir die weiße Tasse reichte. "Mein Sohn hat eine furchtbare Tat begannen." Sie setzte sich auf den dritten freien Sessel. Manuel und ich hatten die Tassen vor unseren Mündern und lauschten Frau Freidung. "1962 wurde der Schulleiter erschossen. Mein Sohn wurde nur paar Tage nach dem Mord festgenommen. Allerdings wieder frei gelassen, da die Beweise nicht eindeutig genug waren. Er ist dann nach Hause gekommen, hat mir gesagt, dass es ihm leid tut und ist gegangen. Seit dem habe ich von ihm nichts mehr gehört." Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge und schniefte kurz. "Das tut mir sehr leid." Ich hatte wirklich Mitleid mit der alten Frau, die vermutlich Witwe war und ihren Sohn verloren hatte. "Er hat kein Geld mitgenommen. Nur eine Tasche mit etwas Trinken und Essen. Zu Fuß hat er sich aufgemacht. Niemand weiß wohin. Ich habe ihn als vermisst gemeldet. Hunde haben seine Spur aufgenommen, jedoch im Wald verloren. Die Polizei hat ihn niemals gefunden. Allerdings sind sie sich sicher, dass er der Mörder ist." Sie seufzte. "Wo haben sie denn die Spur verloren? Bei der Waldhütte?" Manuels Augen glänzten. 

"Nein. Richtung Burg Neuenberg. Doch selbst da haben sie nichts gefunden." Frau Freidung seufzte. "Danke, Sie haben uns sehr geholfen." Manuel stellte seine Tasse ab. Sie war leer. "Was habt ihr vor, Kinder?" Auch sie stellte ihre Tasse ab und beäugte uns fragend. "Nichts." Manuel grinste. "Danke für Ihre Hilfe. Bei fragen dürfen wir doch sicher wieder zu Ihnen kommen, oder?" Nun stand Manuel auf. Etwas überfordert, kippte ich mir den heißen Tee herunter und stand ebenso auf. Frau Freidung blinzelte uns an. "Ihr seid Kinder. Haltet euch aus einem Vermisstenfall raus. Das ist nichts für so junge Menschen wie euch." Nun richtete sie ihren gebrechlichen Körper auch auf. "Wir passen schon auf uns auf, danke Frau Freidung."

Wir verließen Haus und Grundstück und machten uns auf den Weg zurück zu Michael und Maurice. "Wie willst du zu Burg Neuenberg kommen?", fragte ich Manuel. "Wir haben kein Auto und unsere Eltern fahren uns sicherlich nicht." Doch er winkte lässig ab. "Wir laufen. Das ist nicht mal ein Tagesmarsch." "Hast du eine Karte? Wie willst du wissen, wie wir dahin kommen?" Aufgeregt lief ich neben ihm her. "Das ist ganz einfach. Wir müssen nur an der Straße  entlang, über Wiesen und Felder. Dann den Trampelpfad durch den Wald und schon sind wir da." Manuel schien sich ziemlich sicher zu sein. Ich lächelte. Dann laufen wir zur Burg. Selbst wenn wir den Mord nicht aufklären, hatten wir eine schöne Zeit zusammen. Einen schönen Sommer zu viert. Einen Ausflug, den wir niemals vergessen werden. Ein letztes Abenteuer, mit einem besonderen Ziel. 

Manuel und ich setzten uns zu Michael und Maurice, die noch immer am selben Platz saßen und gerade über die neusten Hot Wheels sprachen. "Und?", fragte Michael sofort. "Also", fing ich an und erzählte alles, was Frau Freidung uns erzählt hatte. Michael war begeistert über die Idee, eine Wanderung zur Burg zu machen. Nur Maurice sah in allem eine Gefahr. "Und wenn wir uns verlaufen?" "Dann gehen wir zurück und starten von vorne", sagte Manuel daraufhin. "Und wenn wir zu spät nach Hause kommen, weil wir so lange gebraucht haben?" Maurice sah uns ängstlich an. "Dann übernachten wir halt irgendwo. Es kann doch nichts passieren." Manuel beugte sich näher zu uns. Wir wussten, dass er nun was wichtiges sagen wollte, weswegen wir unsere Köpfe zusammen steckten und ihm lauschten. "Wir schnappen uns einfach heimlich unsere Schlafsäcke, etwas Essen und Trinken und hauen ab. Wir Vier, zusammen, auf einen Ausflug, von dem niemand weiß." 

Sommer 1983 / Kürbistumor&ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt