Polizisten

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Ich hatte von Maurice Mutter einen Tee bekommen. Zusammen saßen wir auf der Couch. Gegenüber von uns zwei Polizisten, die sich anhörten, was ich zu erzählen hatte. Ich fühlte mich unwohl und schämte mich dafür, dass wir einfach gegangen waren. Maurice Mutter war ganz aufgebracht, konnte sich kaum beruhigen vor Sorge. 

"Wir werden jetzt bei Ihrem Freund klingeln und ihn befragen. Bei fragen oder wenn ihr Kind und sein Freund sich melden, rufen sie uns an. Wir tun alles, um die Kinder zu finden." Der ältere Herr mit dem Bierbauch stand auf. Sein jüngerer Kollege tat es ihm nach. "Ich danke Ihnen", sagte Maurice Mutter und richtete sich ebenso auf. Gerade, als sie zur Tür gingen uns sich die Hand gaben, schellte es an der Tür. Wir blickten alle zu ihr. Ich hatte die Hoffnung, das hinter ihr Maurice stand. Gesund und Munter. Und ich war sicherlich nicht der Einzige, der diese Hoffnung in sich trugt. Denn Maurice Mutter öffnete die Tür schnell, schlug die Hände vor den Mund und riss dann ihren blonden Sohn in ihre Arme. Ich hörte sie schniefen und wimmern. Die Polizisten warfen sich ein undefinierbaren Blick zu. Ich musste schmunzeln. Maurice war sicher zuhause angekommen. Ihm war nichts passiert. Und Michael war sicherlich auch nach Hause gegangen.

Nachdem die heitere Begrüßung vorbei war, die Polizei schon wieder gegangen ist, kam Maurice auf mich zu. Ich saß noch immer auf der Couch mit der Tasse in der Hand. "Du hier?", fragte er mich. "Und wieso bist du voller Dreck?" Er zupfte an meiner Hose. "Manu und ich sind in eine Höhle gestürzt und mussten durch einen kleinen Fluss schwimmen, um wieder raus zu kommen", erzählte ich ihm kurz und knapp. "Was?" Er war vollkommen ungläubig. "Gehts euch beiden gut?" Ich nickte schmunzelnd. "Es hat uns ziemlich zusammen geschweißt." Das wir uns geküsst hatten, uns liebten. Das ließ ich aus. "Wo wart ihr?", fragte ich schnell, um von weiterem über mich und Manu abzulenken. "Wir haben euch gesucht, nachdem wir nichts gefunden haben." Er zuckte mit den Schultern. "In Höhlen haben wir jedoch nicht gesucht, habt ihr was gefunden?" Neugierig sah er mich an. Ich wollte gerade zum erzählen ansetzen, als seine Mutter unser Gespräch beendete.

"Du solltest jetzt auch nach Hause gehen, Patrick. Deine Eltern machen sich sicher sorgen und Duschen solltest du auch schnell." Sie schmunzelte. Ich nickte ihr zu, sah nochmal zu Maurice, stellte die Tasse ab und stand auf. "Wir sprechen uns morgen", sagte ich zu Maurice, sagte den beiden noch Tschüß und ging aus dem Haus. Ich war froh, dass Maurice und Michael nichts passiert ist. Das wir alle wohlauf sind. Doch das, was wir in der Höhle gefunden haben, ließ mich nicht los. Wäre es nicht so spät, wäre ich noch schnell zu Frau Freidung gegangen, um ihr den Abschiedsbrief ihres Sohnes zu geben. Dann könnte sie mit all dem Abschließen.

Ich stand vor meiner Haustür und klingelte. Eine gefühlte Ewigkeit stand ich dort und wartete darauf, das jemand mir aufmachte. Erst nach paar Minuten, nachdem ich nochmal geklingelt hatte, machte mir meine Mutter die Tür auf. Als sie mich sah, riss sie die Augen auf und mich danach in ihren Arm. Sie drückte mich fest und gab mir einen Kuss auf meinen dreckigen Kopf. "Wo warst du, Paddy?" Sie strich über mein Haar und sah mich an. "Ich wollte was erleben, bevor wir in die Stadt ziehen." Ich schüttelte Mama ab und ging an ihr vorbei. Den Rucksack ließ ich ihm Flur auf den Boden fallen. Meine Mutter kam hinter mir her. "Und wo warst du?" Sie hielt mich am Arm fest. "Bei Frielingsdorf." Ich verdrehte die Augen. "So weit? Was machst du denn, Kind." Kopfschüttelnd stemmte sie ihre Hände in ihre Hüfte. "Sei froh, dass dein Vater schon schläft!" Ich senkte meinen Blick. 

Aber zu meinem Pech, hatte meine Mutter ihn geweckt. Er kam aus dem Schlafzimmer, in seiner Schlafhose, und sah mich fassungslos und gleichzeitig wütend an. "Kommst du auch mal wieder nach Hause?", schimpfte er los. "Wo warst du?" Er stellte sich mit verschränkten Armen vor mich hin. "Ich war bei Frielingsdorf", erzählte ich ihm das selbe, wie meiner Mutter. Nur wollte er mehr wissen. Also erzählte ich, dass wir die Burg sehen wollten. Das ich wo reingestürzt war. Mein Vater bekam ein rotes Gesicht, während ich erzählte. Meine Mutter sah nur besorgt aus. Und als ich fertig war, seufzte mein Vater. "Das du dir sowas erlaubst. Das gibt Fernsehverbot. Drei Wochen. Und jetzt geh dich Duschen und danach ins Bett." Er winkte mich weg. Ich verkniff mir ein Lächeln und ging ins Badezimmer, wo ich mich unter die erfrischende Dusche stellte und den Sand von meinem Körper wusch.

Sommer 1983 / Kürbistumor&ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt