Wir stiegen Nass aus dem kleinen Bach, welcher in die Höhle hinein führte. Manuel kroch auf den Rasen und ließ sich auf den Rücken fallen. Grinsend sah er zum Himmel. Sein Brustkorb hob sich schnell. Ich ließ mich neben ihn auf das Gras fallen und legte den nassen Rucksack auf meine Beine. Schnell machte ich ihn auf und holte die Brotdose heraus. Erleichtert atmete ich auf, als ich sah, dass der Inhalt trocken war. "Was ein Glück", sagte ich zufrieden und stopfte die Dose wieder hinein. "Wir haben doppel Glück. Wir leben." Manuel drehte seinen Kopf zu mir und grinste. Ich schmunzelte und legte mich zurück, um mich in der Sonne trocknen zu lassen. "Wir sollten die anderen suchen." "Die sind doch sicher schon zurück, um Hilfe zu holen", antwortete ich. Da war ich mir sicher. So wie ich Maurice kannte, sind sie sofort nach Hause. Vermutlich direkt zur nächsten Telefonzelle, um bei der Polizei anzurufen. Oder Zuhause und nun waren unsere Eltern auf dem Vormarsch. Ich drehte meinen Kopf zu Manuel, der seinen schon zu mir gedreht hatte. Er hatte mich geküsst. Meine Lippen kribbelten. "Wann zieht ihr um?", fragte Manuel mich. "Noch in den Sommerferien." Ich zog die Mundwinkel runter. "Scheiße." Manuel sah nach oben. "Super scheiße", antwortete ich und tat das Gleiche. Stumm lagen wir da und ließen uns trocken, bis mir was einfiel.
"Was wolltest du mir eigentlich vor dem Sprung sagen?" Wieder sahen wir uns an. Manuel drehte sich auf die Seite und stützte seinen Kopf auf seiner Hand ab. Seine zweite legte er auf meine Brust. Auf mein, noch immer nasses, shirt. Er strich mit der Hand an meinen Hals, zu meiner Wange hoch, zu meinen Lippen. Sein Daumen strich über meine Unterlippe. Mein Herz schien mir aus der Brust springen zu wollen, als er sich leicht zu mir beugte. Ich legte meine Hand an seinen Hinterkopf. "Was wolltest du mir sagen?", hauchte ich abermals. Manuels Mundwinkel zuckten nach oben. Dann beugte er sich noch tiefer zu mir herab und küsste mich. Nicht euphorisch. Nein, ganz anders. Nicht so stürmisch. Dieses Mal war er sanft. Er küsste mich lieblich, vorsichtig und verliebt. Ich erwiderte den Kuss mit geschlossenen Augen, ließ zu, dass er absetzte und den Kuss neu entfachte. Ich machte mit. Ich mochte es, Manuel zu küssen. Hier, nach dem Abenteuer, nach unserem letzten Abenteuer. Hier, im warmen Gras, mit den nassen Klamotten, weil wir gerade mehrere Meter ins Ungewisse gesprungen sind. Weil wir Mutig waren und Überleben wollten.
"Das wolltest du mir sagen?" Ich grinste und vergrub meine Finger nur noch mehr in seinem nassen Haar. Er grinste. "Naja eigentlich. Eigentlich wollte ich dir meine Gefühle gestehen." Seine Mundwinkel wurden ernster. Sein ganzer Gesichtsausdruck spannte sich an, als er es ausgesprochen hatte. In meinem Kopf ratterte es. Gefühle, zu mir. Mir, dem dummen Jungen. Mir, der wegzog, den er vermutlich nie wieder sehen würde. Mir. Mein Herz hüpfte im Dreieck. Ich hatte es nie jemanden erzählt, immer selbst verdrängt. Immer aus meinem Kopf verbannt und es schon fast selbst vergessen. Oder besser, ich wollte vergessen, dass meine Gefühle zu Manuel da waren. Mit vierzehn hatte ich mich in ihn verliebt. Dann aber verdrängt. Schließlich war so eine Liebe zum Scheitern verurteilt. Ein Junge, der in seinen besten Freund verliebt war. Und der war obendrein auch noch ein richtiger Miesepeter. Ich hätte nie gedacht, dass er so zärtlich und Weich sein konnte, wie gerade. Ich hob meinen Kopf und presste meine Lippen wieder auf seine. Aber nur kurz. "Wir sollten wieder nach Hause, Manu Baby." Ich grinste. Er schnaufte auf, lachte und lehnte sich von mir weg.
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Sommer 1983 / Kürbistumor&Zomdado
FanfictionEs waren bald Sommerferien. Endlich war Zeit für Patrick und seine Freunde, um im Dorf Abenteuer erleben können. Nur leider war es der letzte Sommer, den Patrick mit seinen Freunden verbringen konnte. Sein Vater hatte einen Job in der Stadt angenomm...