Am Flughafen

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Jetzt war es also soweit. Die fünf Wochen waren vorbei. Es kam mir jetzt schon so unwirklich vor. Dieser Urlaub, dieser Strand, das Meer. ,,Die fünf Wochen waren viel zu schnell vorbei.", seufzte Ann neben mir. Sie schob wie wir drei anderen ihren Koffer neben sich her. ,,Ich möchte noch nicht von hier weg.", murmelte sie wieder. Ich schaute zu ihr rüber. ,,Ich würde am liebsten auch niemals weg von hier.", erwiderte ich. Im selben Moment spürte ich einen sanften Händedruck. 

,,Wir wollen auch nicht weg von hier. Aber wir müssen alle wieder unseren Alltag aufnehmen. Ihr müsst in die Schule, wir nehmen neue Songs auf, neue Alben. Gehen auf Tour. Aber nichts desto trotz..." Roman brach ab und beugte sich näher zu mir hin. ,,Werde ich dich nie vergessen. Ich meine dich kann man auch gar nicht vergessen." Ich nickte und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. ,,Stimmt", murmelte ich und lächele zaghaft.

,,Wir sind da. Hier müssen wir unsere Kofferabgeben.", ries uns Heiko aus unsrer kleinen Welt. Die Jungs erledigten alles für uns. Ann und ich kamen uns vor wie Stars. ,,He recibido una actualización para usted. Acaban de pasar a primer grado." Die Dame am Schalter lächelte uns an. Ann und ich schauten sie verständnislos an. ,,I have received an upgrade for you. They were just moved to first grade.", erklärte die Dame jetzt auf Englisch. Ann und mir ging ein Licht auf. ,,Oh Thanks", beeilte ich mich zu sagen und zog Ann schnell vom Schalter weg. 

,,Hab ich das richtig verstanden und wir fliegen in der ersten Klasse zurück nach Deutschland?", fragte Ann nach. ,,Ich glaube schon. Ja.", erwiderte ich und musste trotz des Abschiedsschmerzes grinsen. ,,Die Jungs lassen sich nicht lumpen.", meinte Ann. ,,Komm lass uns wieder zu den beiden gehen.", schlug ich vor. Aber Ann schüttelte den Kopf. ,,Geht nicht.", erwiderte sie trocken. Verwirrt folgte ich ihrem Blick.

Eine Traube von Mädchen und Fotografen hatte sich um die beiden gescharrt und wollten entweder Autogramme oder Bilder. Oder am besten beides. Das konnte ich mir nicht länger mit ansehen. ,,Wenn das so weiter geht, verpassen wir den Flug.", meinte ich und lief mit aufgesetzter Fröhlichkeit auf sie zu. Ann folgte mir. ,,Was hast du vor?", wollte sie wissen. ,,Wirst du dann sehen.", erklärte ich und lief unbeirrt weiter.

,,Hey, hier seid ihr. Wir haben euch schon gesucht. Was ist denn los? Wenn wir uns nicht beeilen, verpassen wir unseren Flug.", säuselte ich in einem Ton, der die Mädchen, die ganz vorne standen zurück zucken ließ. Ann lächelte sie übertrieben freundlich an. ,,Sorry Girls. Aber wir müssen echt los." Ann nahm Heiko bei der Hand und zog ihn schnell hinter sich her. Ich war nicht ganz so geschickt und so entstand eine kleine Rangelei, die damit endete, das Roman und ich uns ganz nah kamen.

Sekundenlang starrte ich Roman an. 'Ihr seit nicht alleine Kat', schaltete sich meine innere Stimme ein. Ich lächelte nur und zog mich zurück. Die anderen Mädels schauten uns mit offenen Mündern nach. ,,Was ist denn jetzt los?", wollte Roman wissen, der mir gefolgt war. ,,Alles gut.", wiegelte ich ab und lief schneller.

,,Da ist jemand eifersüchtig.", sang Roman in mein Ohr. Er lief neben mir her und knuffte mich in die Seite. ,,Gar nicht wahr.", erwiderte ich und lief noch schneller. Doch Roman blieb gleich auf. ,,Doch bist du.", erwiderte er. Genervt blieb ich stehen. ,,Und wenn es so wäre? Was wäre dann?", fragte ich und schaute zu ihm hoch.  ,,Ich habe nichts gegen Eifersüchtige Mädchen. Ich find es sogar süß, dass du eifersüchtig bist. Das zeigt mir, dass du nicht perfekt bist."

Ich wollte gerade protestieren, da merkte ich, dass er grinste. ,,Mal wieder sehr witzig Herr Lochmann. Aber jetzt mal real Talk. Nervt euch das nicht immer erkannt zu werden?" Roman zuckte die Schultern. Mal so mal so.", erwiderte er. Ich musste mir ein grinsen verkneifen. ,,Aber jetzt hör auf abzulenken. Ich kann sehen, dass du Eifersüchtig bist." Ich merkte wie ich rot wurde. ,,Und dass du gerade rot wirst und dich kleiner machst als du bist, zeigt mir, dass ich recht habe."

,,Ja, okay. Ich gebe es zu. Ich bin Eifersüchtig. War es, bin es und werde es immer bleiben. Es gibt so viele Menschen, die das haben, was ich mir wünsche. Gute Noten, Freunde, Erfolgreiche Job suche, Eine Familie, die nicht so zerrissen ist wie meine ..." Ich stockte kurz. ,,Dich", flüsterte ich und lief wieder los, was ein Fehler war, da ich über meine eigene Tasche stolperte und zu Boden fiel.

Roman fing mich geschickt ab. ,,Aber du hast doch so viel. Du hast das was ich mir schon so lange gewünscht habe. Du hast Hoffnung. Du siehst die Welt so wie du sie sehen willst und lebst dein Leben. Die Freundin die ich kennen gelernt habe, Lee glaube ich, war echt super lieb. Ich kann zwar nicht in die Zukunft sehen, aber so wie ich das beurteilen kann, werdet ihr noch ganz lang befreundet sein. Und was du nie vergessen darfst, ist das du wieder aufgestanden bist, als du am Boden warst. Dir wurde das wichtigste genommen und du bist wieder auf gestanden." Roman lächelte und stellte mich wieder auf meine eigenen Beine.

,,Du bist in dem was du machst toll. Und immer wenn du dich unbeobachtet fühlst, denkst du oft an ihn. Dann wirkst du ganz allein. Aber du bist nie ganz allein. Du hast eine Zwillingsschwester, die dich liebt, eine Familie ... Du hast mich.", flüsterte er jetzt. Ich seufzte. ,,Wie schaffst du es nur immer und immer wieder so perfekt zu sein? Immer das geeignete Wort für meine Momentane Lage zu haben? Für mich da zu sein? Und dabei noch so unbeschreiblich ..."

Mein Redeschwall wurde von Roman gestoppt. Er zog mich zu sich und küsste mich. Mitten auf dem Flughafengelände. Ohne Rücksicht auf verluste. Es fühlte sich erstaunlich leicht an. Und dass zeigte mir, auch der perfekteste Mensch, der noch so perfekt scheinen mag, ist nie ganz fehlerfrei.

Hey Leuddies, der Abschied naht. Irgendwie macht es mich traurig, dass mein Buch dann in ein oder zwei Kapitel abgeschlossen ist. Es war echt mega schön.









Ein Sommer mit den LochisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt