Das große Widersehen

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Die Schule hatte seit knapp zwei Monaten wieder begonnen. Aber Ann und ich hingen einfach nur in unseren Stühlen. Wir schleppten uns jeden Tag von zu Hause in die Schule und wieder zurück, ohne uns im Unterricht irgendwie gemeldet zu haben. Das fiel auch Lee und Vani auf. Aber sie sagten nichts. Noch nicht. Sie ließen uns die Zeit, die wir brauchten. Das machte sie aus. Sie war zwar immer für uns da, aber sie konnte auch mal still sein und uns einfach nur körperlich anwesend helfen. 

Doch als Ann und ich die ersten Tests und Klassenarbeiten verhauten und auch unsere Klassenlehrerin ein ernstes Wörtchen mit uns geredet hatte, beschlossen Lee und Vani, dass es so nicht weiter gehen konnte. Sie überlegten sich einen Plan, mit dem sie uns sicher aufheitern konntem. Da der nächste Tag ein Samstag war, beschlossen sie, das Lee mit uns nach Mannheim shoppen gehen würde. Doch das war schwieriger wie gedacht, da Ann und ich seit den Ferien an unserem Laptop klebten und darauf warteten, dass Roman und Heiko etwas hochluden, damit wir sie "Widersehen" konnten. 

,,Jetzt kommt schon. Shoppen wird bestimmt lustig. Wer weiß wenn wir treffen. Vielleicht finden wir ja einen hübschen Kerl für dich." Lee zog mich hoch. ,,Ich will keinen anderen. Ich will Roman.", quengelte ich wie ein kleines Kind. Doch Lee gab nicht auf. Manchmal hasste ich sie dafür, dass sie so hartnäckig war. Nach etlichen hin und her schaffte Lee es und wir saßen eine gute halbe Stunde später in der Straßenbahn Richtung Mannheim. ,,Warum antwortet Heiko mir nicht?", beschwerte sich Ann. ,,Roman antwortet schon seit Tagen nicht mehr.", versuchte ich Ann auf zu heitern. ,,Was?" Ann klang erschrocken. ,,So lang schon nicht mehr? Wieso hast du nichts gesagt?" Ich winkte ab.

,,Mädels, lasst die Köpfe nicht hängen. Ihr kennt sie doch. Immer was zu tun.", mischte sich Lee ein und drehte ihr Handy auf. Ein Lied, das auch sie von den Lochis feierte. Kurz darauf hallte ,,Ab geht's" durch die Bahn, die zum Glück fast leer war. Ann und ich konnten uns ein lächeln nicht verkneifen. ,,Lee, du bist durchgeknallt.", schimpfte ich scherzhaft. So bekamen wir die Bahn fahrt doch schneller rum, als gedacht.

In der Stadt angekommen, liefen Ann und ich zielstrebig Richtung CineStar, bogen jedoch vorher ab und liefen die Straße entlang. Ein paar Meter weiter war der Laden, den wir immer besuchten wenn es uns schlecht ging. ,,Net euer Ernst." Lee war uns gefolgt und zog die Stirn kraus. ,,Warum unbedingt in den Laden? Ich weiß, ihr seid Bayern Fan, aber bitte nicht." Doch Ann und ich blieben hart. ,,Wir haben noch einen Gutschein. Außerdem geht es uns schlecht. Bitte Lee." 

,,Puh, jetzt brauch ich aber eine Pause.", meinte Ann, nachdem wir zwei Stunden durch gefühlt ganz Mannheim gelaufen waren. ,,Lasst uns in den MC Donalds gehen.", schlug ich vor. ,,Ja klar. Ihr wollt euer "Pink Bubble" essen. Aber okay." So setzten wir uns ins goldene "M" und aßen dort Mittag. Plötzlich schreckte ich hoch. ,,Ist das nicht Marc?", fragte ich und deutete auf einen Jungen, der an der Scheibe vorbei lief. Ann nickte. ,,Der sieht echt aus wie Marc." Lee grinste leicht. ,,Leute, vielleicht sieht der ja nur so aus und er ist es nicht.", versuchte sie uns auf den Boden der Tatsachen zu holen. 

Ann und ich gaben es auf und löffelten unser Eis weiter. ,,Warte, da war Roman.", rief Ann und rammte mir ihren Ellenbogen in die Seite. ,,Was? Wo?" Sofort sprang ich auf. Ann und Lee folgten mir. Mit zwei großen Schritten war ich bei der Tür, riss sie auf und sprang die Stufen nach unten. Da, da vorne lief jemand. Bevor Lee es verhindern konnte, hatte ich schon seinen Namen gerufen. Er drehte sich um. Zeitgleich liefen wir los. Mitten auf dem Bürgersteig trafen wir uns. Ich flog in seine Arme. Wie ich ihn vermisst hatte. Sein Geruch, seine Haare, sein Gesicht. Einfach alles. ,,Ist das süß.", murmelte Ann.

Im selben Moment wurden ihr die Augen zu gehalten. ,,Rate wer ich bin.", flüsterte jemand an ihrem Ohr. Ann wirbelte herum. ,,Heiko!", rief sie. Sie fiel ihm um den Hals. Die beiden küssten sich und Ann war rund um glücklich.

 ,,Ich hab dich so vermisst", flüsterte ich und schmiegte mich ganz eng an ihn. ,,Ich hab dich auch schrecklich vermisst.", erwiderte Roman. ,,Die 74 Tage ohne dich waren die Hölle.", bestätigte ich. ,,74 Tage, 15 Stunden, 28 Minuten und 22, 23, 24 Sekunden.", verbesserte Roman mich und lächelte. Ich versank in seinen Augen. Wie konnte ein Kerl so süß sein? Und dabei so sexy und heiß aussehen?

Lee stand daneben und grinste breit. ,,Du hast das alles gewusst oder?", erkundigte sich Ann, die mit Heiko engumschlungen dastand. Lee nickte. ,,Ja. Ich hab es gewusst. Ich habe die Jungs angeschrieben und ihnen eure Momentane Lage näher gebracht. Sie waren also sofort dabei. Und so konnte ich euch hier her locken, damit sie euch überraschen konnten.", gab Lee zu. ,,Echt jetzt?", hackte ich nach, als ich mit Roman zu den beiden stieß. ,,Das ist ... " Ich brach ab. Stumm umarmten Ann und ich Lee. ,,Du bist die beste Freundin der Welt.", murmelte ich mit Tränen in den Augen.

Okay, Leute. Das ist es also. Mein Happy End. Es war echt unglaublich mit euch.

Ein Sommer mit den LochisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt