1, 2, 3!

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Ich ahnte insgeheim, dass meine Eltern es mir nicht erlauben würden, auf die Party zu gehen, weshalb ich mir eine passende Ausrede überlegen musste. Ich konnte James ja schlecht allein gehen lassen. Darum würde ich mich nach der Schule kümmern, bis zur Party war ja noch reichlich Zeit.

Am Samstag ging ich wieder zum Tanzen. Ich freute mich schon seit Tagen darauf, weil ich am Mittwoch wegen der vielen Schulsachen nicht hatte gehen können. Dies war vermutlich auch der Grund dafür, dass ich seit sieben Uhr durchs Haus tigerte, weil ich nicht mehr schlafen konnte. Ich kontrollierte auf meinem Handy die Uhrzeit.
08:07 Uhr.
Das Training fing erst um elf an, es war also noch mehr als genug Zeit. Meine Eltern würden noch mindestens bis zehn Uhr schlafen, es lohnte sich also nicht, schon Frühstück zu machen. Was sollte ich also machen? Zu Hausaufgaben konnte ich mich ehrlich gesagt noch nicht aufraffen, außerdem hatten wir übers Wochenende ohnehin nicht so viel aufbekommen. Kurzentschlossen nahm ich mir mein Handy und Kopfhörer und machte 'Pirate King' von ATEEZ an, um nochmal (oder gerne auch mehrmals) die Choreographie durchzugehen. Nachdem ich mich warmgetanzt und die Choreo wieder verinnerlicht hatte, war es immerhin schon neun Uhr und für mich damit langsam Zeit, etwas zu essen. Nach dem Frühstück schlüpfte ich in schwarze Skinny-Jeans und einen weißen Hoodie mit schwarzem Wolfsaufdruck. Ich packte meine Tasche mit T-shirt, Jogginghose und Sneakers und holte mir aus der Küche noch eine Flasche Wasser bevor ich Jacke, Mütze und Schuhe anzog. Es war gerade zehn Uhr durch als ich mich auf den Weg zum Tanzstudio machte.
Ich ging wieder mal zu Fuß, obwohl ich mit dem Fahrrad deutlich schneller wäre. Ich mochte es einfach lieber und fand auch, dass es mehr Stil hatte. Wie auch immer, ich ging eben zu Fuß.
Kurz bevor ich mein Ziel erreichte, sah ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Jungen. War das Alex? Ich war mir nicht ganz sicher.
Naja, war ja auch egal. Es war sowieso besser, wenn ich ihm nicht über den Weg lief. Auch wenn ich natürlich nichts dagegen hätte. Noch immer in Gedanken versunken betrat ich das Studio und zuckte zusammen, als Anne mich mit einem fröhlichen ,,Hey, Felix! Wie geht's?" begrüßte.
,,Hallo. Ganz okay, wie geht's dir?"
,,Mir geht es gut. Lenny ist schon in der Halle, er würde gerne vor dem Training mit dir sprechen."
,,Alles klar, danke", sagte ich und machte mich auf den Weg in den Trainingsraum. Lenny begrüßte mich mit einem Handschlag und legte mir dann eine Hand auf die Schulter.
,,Die Sache ist so, Felix: du hast durchaus Potenzial, du musst es nur nutzen. Ich glaube, dass du in meinem anderen Kurs gut aufgehoben wärst. Wir brauchen noch jemanden für unser Team, der unser Studio beim nächsten Contest vorstellt und ich denke, dass du dafür geeignet wärst. Das Training ist vielleicht etwas anspruchsvoller, aber auf jeden Fall machbar für dich."
Ich brauchte einen Moment bis ich verstand, was er gesagt hatte. Ich sollte mit anderen Tänzern von ihm an einem Contest teilnehmen? Jetzt schon?
Ich war doch erst seit ein paar Wochen hier!
,,Bist du sicher?", fragte ich. ,,Ich bin ja noch nicht so lange dabei... und wann ist der Contest?"
,,Wenn ich der Meinung wäre, dass du es nicht schaffen könntest, würde ich es dir nicht anbieten. Der Contest ist auch erst in zwei Monaten. Außerdem habe ich den vielversprechendsten Tänzer darum gebeten, sich ein wenig um dich zu kümmern. Er kommt gleich, dann kann ich euch einander vorstellen. Geh dich doch in der Zwischenzeit schonmal umziehen."
Ich nickte und wechselte in der Umkleide meine Sachen. Ich war nach wie vor überrascht und konnte es nicht glauben, dass Lenny offenbar so viel von mir hielt, dass er mich jetzt schon an einem Wettbewerb teilnehmen lassen wollte.
Ich kehrte in die Halle zurück, wo Lenny und ein Junge, wahrscheinlich in meinem Alter, mit dem Rücken zu mir standen. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, drehten sich die beiden um und ich wollte am liebsten im Boden versinken.
Alex.
Warum musste unbedingt Alex der sein, der sich um mich kümmern sollte?
Ich hatte gar nicht gewusst, dass er tanzte. Ich straffte die Schultern, versuchte, Alex nicht zu sehr anzustarren, und ging zu ihnen herüber.
,,Felix, das ist Alex."
Als ob ich das noch nicht bemerkt hätte.
,,Hey", meinte Alex und ich nickte ihm kurz zu.
,,Wir kennen uns von der Schule."
,,Ach wirklich?", fragte Lenny erfreut. ,,Ist ja super, dann bleibt euch das peinliche Kennenlernen erspart. Alex wird dir gleich beim Training zusehen, um sich ein Bild von dir zu machen. Heute Abend um sieben ist das eigentliche Training von deiner zukünftigen Mannschaft, du solltest am besten hingehen."
,,Ich versuch's."
Lenny nannte mir noch die anderen Trainingszeiten und nach und nach kamen auch die anderen Tänzer. Ich stand in der Aufstellung größtenteils vorne und relativ mittig, weshalb Alex (leider) einen perfekten Blick auf mich hatte. Ich konzentrierte mich trotzdem so gut es eben ging auf das Training, denn ich wollte Lenny nicht enttäuschen.
Und mich vor Alex nicht blamieren, aber das nur am Rande gesagt.

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Danke fürs Lesen!
Wörter: 855

SKOOL LUV AFFAIRWo Geschichten leben. Entdecke jetzt