Shoot out

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Ich hoffte, dass alles gut gehen würde.
Plötzlich wurde ich von dem Jungen neben mir in die Seite geknufft.
,,Du bist dran!", flüsterte er.
Was?
Moment mal.
Waren die anderen vor mir etwa alle schom fertig, ohne dass ich etwas davon mitbekommen hatte?
Ich wischte mir die Hände an meiner Jeans ab und stand auf.

Shit.
Shitshitshitshitshit.
Mit etwas weichen Knien ging ich in die Mitte der Halle und strich meinen Hoodie glatt, während Lenny kurz meinen Song und meine Performance vorstellte. Mein Trainer nickte mir zu und setzte sich zu den anderen und ich stand einfach nur still da. Wartete, dass die Musik einsetzte und ich lostanzen konnte. Ich hielt den Blick gesenkt, damit ich nicht versehentlich dem von Alex in der Menge begegnete und er mich vollkommen aus dem Konzept brachte.
Der erste Ton, der erste Schritt.
Der zweite Ton, die nächste Bewegung.
Sobald ich angefangen hatte zu tanzen, fiel ein Stück der Anspannung von mir ab. Die Starre wich aus meinen Muskeln und ich konnte spüren, wie ich mit jeder Bewegung lockerer wurde und flüssiger tanzen konnte. Ich achtete nicht mehr auf die Schritte, sondern ließ mich einfach von der Musik lenken. Es funktionierte fast wie von allein, auch die kritischen Parts. Ehe ich es selbst wirklich realisiert hatte, verklang die Melodie und ich hielt noch einige Sekunden lang die Endposition bis mein Atem sich etwas beruhigt hatte.
War es wirklich schon vorbei?
Ich konnte es nicht so recht glauben. Ich hatte so viele Stunden lang trainiert und jetzt hatte ich es geschafft. Der Applaus brachte mich wieder zurück in die Gegenwart.
Ich sah Anne, die mir lächelnd zuwinkte und Lenny, der einen Daumen in die Luft reckte. Jetzt, wo ich keinen Grund mehr hatte nervös zu sein, traute ich mich auch nach Alex zu suchen. Entgegen meiner Erwartung konnte ich ihn jedoch niergends entdecken und ich versuchte, den Stich der Enttäuschung in meiner Magengegend zu unterdrücken. Ich setzte mich wieder zu den anderen Tänzern. Wo war er nur?
Zu Beginn des Contests war er auf jeden Fall da gewesen. Er konnte also höchstens während meines Auftritts gegangen sein, sonst hätte ich es sicher gemerkt. Ehrlich gesagt kränkte mich dies ein wenig.
Immerhin wusste er, wie wichtig der Contest für mich war und außerdem hatte er doch so groß angekündigt mir zuschauen zu wollen.
Ich würde bis zum Ende des Wettbewerbs warten müssen, bis ich ihn zur Rede stellen konnte.

Die Jury beriet sich noch über die Platzierungen der einzelnen Auftritte, weshalb alle die Möglichkeit nutzten, um sich aus der Umkleide etwas zu Trinken zu holen. Auf dem Weg dorthin kam mir Alex entgegen.
,,Wo warst du denn? Du wolltest mir doch unbedingt zuschauen."
Mir fiel auf, dass seine sonst so blassen Wangen rot wurden und sein Blick unruhig hin- und herhuschte.
,,Ähm... ich... Ich musste noch etwas klären, wegen der Organisation."
Ich verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Augenbrauen hoch.
,,Soso. Dabei hab ich mir extra für dich so viel Mühe gegeben."
,,Ja, ich weiß. Hab ich... ähm... gemerkt."
Es sah Alex gar nicht ähnlich, sich so zu verhalten wo er doch sonst immer das Selbstbewusstsein in Person war. Die Aufforderung der Jury, dass alle zurück in die Halle kommen sollten, bewahrte ihn vor weiteren scheinbar unangenehmen Fragen. Alex schob mich an den Schultern vor sich her zwischen den anderen hindurch und zu der Stelle, wo er vorher gesessen hatte. Dann gab er mir mit einem leichten Druck seiner Hände zu verstehen, dass ich mich hinsetzen sollte und ließ sich hinter mir zu Boden sinken. Er legte mir das Kinn auf die Schulter und strich einmal mit den Händen von meinen Oberarmen bis hin zu meinen Handgelenken.
Woraufhin ich Gänsehaut am ganzen Körper bekam, aber die zum Glück niemand sehen konnte.
,,Hast du schon was getrunken?", fragte er mich dann, wobei sein Atem mich am Hals kitzelte.
,,Nein, ich hatte noch keine Zeit und meine Tasche mit meinen Sachen ist in der Umkleide."
,,Warte kurz", erwiderte er und stand auf.
Wenige Sekunden später kam er mit einer Wasserflasche zurück, die er vor mir auf den Boden stellte und ließ sich dann wieder neben mir nieder.
Wenig später kamen die Mitglieder der Jury herein und baten alle Anwesenden um Ruhe, damit sie die Ergebnisse des Contests bekannt geben konnten.

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Danke fürs Lesen!
Wörter: 715

SKOOL LUV AFFAIRWo Geschichten leben. Entdecke jetzt