Oh NaNa

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Wir wünschte einander eine gute Nacht, dann war es still. Aber ich konnte nicht schlafen, weil ich wegen der Party immer noch viel zu aufgewühlt war. Die stille Dunkelheit hing wie ein schwerer Vorhang im Raum.
,,Felix?", fragte Alex plötzlich.
,,Ja?"
,,Denk nicht mehr dran."

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, musste es schon spät sein, denn das ganze Zimmer war lichtdurchflutet. Aus Gewohnheit tastete ich auf dem Boden neben dem Bett nach meinem Handy, um zu schauen, wie spät es war, fand es allerdings nicht. Ich brauchte einen Moment, bis ich wieder wusste, wo ich war, und mein Herzschlag beschleunigte sich ein wenig.
Ich hob den Kopf und schaute in Richtung des Sofas, auf dem Alex nach wie vor in seine Decke eingekuschelt lag und schlief. Ich musste zugeben, dass das ziemlich süß aussah, weil seine Haare ganz verwuschelt und nicht wie in der Schule immer sorgfältig gestylt waren. Auch sein Gesicht wirkte so entspannt. Ich betrachtete ihn eine Weile lang, als er jedoch begann, sich zu drehen und anscheinend langsam wach wurde, stellte ich mich schlafend. Ich hatte richtig gelegen, denn wenige Minuten später hörte ich, wie er seine Decke zurückschlug und durchs Zimmer lief. Das Geräusch seiner Schritte verstummte neben mir und ich hielt unwillkürlich den Atem an. Es war vollkommen still und irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und öffnete langsam die Augen. Alex hockte neben dem Bett und schaute mich an. Als er jedoch bemerkte, dass ich wach war, räusperte er sich.
,,Ich wollte dich gerade wecken und fragen, ob du frühstücken willst. Ich hab nämlich ziemlichen Hunger."
Ich rieb mir die Augen und nickte.
Plötzlich fiel mir etwas ein.
,,Weißt du eigentlich, wo ich gestern mein Handy hingetan habe?"
,,Liegt auf dem Schreibtisch", antwortete er und reichte es mir herüber. Ich entsperrte es und bekam sofort Schuldgefühle.

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Ich schrieb ihm schnell zurück und schilderte ganz grob, was passiert war, dann ließ ich mein Handy mit einem Seufzen neben mich aufs Bett fallen.
,,Was ist los?"
,,James hat sich Sorgenum mich gemacht, weil ich gestern so plötzlich weg war. Er macht sich immer schnell Sorgen um mich."
Alex zog kurz die Augenbrauen zusammen, eine Sekunde später jedoch war sein Gesicht wieder neutral.
,,Sollen wir jetzt runtergehen und was essen?", fragte er dann.
,,Klar."
Ich stand auf und wir gingen in die Küche, wo Alex' Eltern offensichtlich gerade mit dem Essen fertig waren. Sie schauten mich einen Moment lang verwundert an, begrüßten mich dann aber freundlich und ich stellte mich kurz vor.
,,Ich bin Felix, ich gehe mit Alex zusammen zur Schule. Tut mir leid, dass ich hier einfach so unangekündigt reinplatze, aber-"
Alex' Mutter schnitt mir das Wort ab.
,,Ach was, das ist doch kein Problem. Was möchtest du essen?"
Ich zuckte unsicher mit den Schultern, aber sie schob mich einfach zu einem der Küchenschränke und öffnete ihn.
,,Wie wäre es mit Cornflakes?"
Ich nickte.
,,Ja, gerne."
,,Na, dann wäre das ja geklärt. Nicht, dass du uns hier noch verhungerst. Alex ist auch schon so dünn, weil er ständig nur zum Sport rennt..."
,,Hey!"
,,Na ja, wie dem auch sei. Hier, bitte."
Sie stellte mir die Cornflakespackung zusammen mit Milch, Schüssel und Löffel hin und wartete kurz, während sie mich aufmerksam betrachtete.
,,Gott sei Dank!", rief sie plötzlich und ich zuckte so heftig zusammen, dass ich fast die Schüssel von der Anrichte gefegt hätte.
,,Du tust auch zuerst die Milch in die Schüssel, Alex hat mir immer verklickern wollen, ich wäre die einzige, die das so macht", meinte sie triumphierend und ich musste lachen.
Mit einem Mal erstarrte ich jedoch, weil Alex mir die Hände auf die Schultern legte und mir ,,Verräter" ins Ohr flüsterte.
Wovon ich eventuell ein klitzekleines bisschen Gänsehaut bekam. Mein Vater wäre vermutlich ausgerastet, Alex' Mutter hingegen lachte nur. Alex machte sich ebenfalls eine Schüssel Cornflakes (zuerst die Cornflakes, dann die Milch) und wir setzten uns an den Küchentisch, um zu essen. Ich genoss die Atmosphäre im Haus der Spencers. Irgendwie wirkte alles hier lockerer und fröhlicher als bei mir zu Hause.
Nach dem Frühstück gingen wir wieder nach oben in Alex' Zimmer und ich sah, dass meine Mutter mir geschrieben hatte und fragte, wann ich nach Hause käme. Mittlerweile war es halb elf, aber ich hatte wenig Lust, jetzt schon zu gehen.
,,Meine Mutter fragt, wann ich nach Hause komme", sagte ich.
Alex warf einen Blick auf die Uhr.
,,Warum bleibst du nicht einfach hier? Wir könnten nacher zusammen zum Training fahren."
Ich versuchte, nicht allzu glücklich über sein Angebot auszusehen und antwortete:
,,Ich frag mal."
Ich schrieb meiner Mutter und entgegen meiner Erwartungen willigte sie ein, solange ich nach dem Training sofort nach Hause käme.
Wahrscheinlich war mein Vater wieder auf Geschäftsreise, denn er hätte es bestimmt nicht erlaubt, während meine Mutter versuchte, mir so viele Freiheiten zu lassen wie möglich.

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Danke fürs Lesen!
Wörter: 811

SKOOL LUV AFFAIRWo Geschichten leben. Entdecke jetzt