Gotta go

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Wobei mir auffiel... Shit.
Ich wollte wirklich nicht mit Alex alleine in einer Umkleide sein. Ich würde ihn nur anstarren und er würde merken, dass ich auf Jungs stand und... weiter wollte ich gar nicht denken.
,,Kommst du?"
Alex hielt mir mit einem fragenden Gesichtsausdruck die Tür auf und ich folgte ihm zögernd.

Ich nahm meine Tasche aus meinem Spind, öffnete sie und drehte mich dann um, während ich mir in Zeitlupe die Jacke aus- und den Pullover über den Kopf zog. Mit einem Mal legte jemand mir eine Hand auf die Schulter und ich gab ein erschrockenes Geräusch von mir.
,,Was ist denn los mit dir, Felix? Zier dich nicht so, wir sind unter Jungs."
Gut, das war's dann.
Härter gefriendzoned werden konnte man wohl kaum.
Ich drehte mich zu ihm um, wobei ich sorgsam darauf achtete, den Großteil meines Oberkörpers mit meinem Pullover zu bedecken, indem ich ihn mir vor die Brust hielt.
Alex grinste mich schmunzelnd an, wobei er eine Augenbraue hochzog. Er könnte es mir auch ein bisschen weniger schwer machen, er sollte wissen, was sein Lächeln anrichtete.
Aber wenigstens hatte er sein T-Shirt angelassen, ich konnte also ein wenig aufatmen.
Es war nicht so, dass ich sonst vollkommen durchdrehen würde (okay, vielleicht ein bisschen), aber es würde mich einfach nervös machen.
,,Mein Gott, Felix, sonst machst du doch auch nicht so ein Theater, oder? Da würdest du ja jedes Mal Ewigkeiten brauchen, um dich umzuziehen."
Mein Blick huschte hin und her, überallhin, nur nicht zu seinem Gesicht. Jetzt einfach mit der Wahrheit rauszuplatzen wäre wahrscheinlich nicht so ideal. Ich konnte schließlich schlecht à la "Hey, I'm gay" sagen, dass ich Jungs mochte und ihn ganz besonders, oder?
Richtig. Nein.
,,Außerdem", fuhr Alex fort und griff nach meiner Hand, die den Pullover umklammerte, ,,gibt es für dich überhaupt keinen Grund, dich zu schämen."
Er schob meine Hand zur Seite, aber irgendwie schaffte ich es nicht, Widerstand zu leisten. Es war mir etwas unangenehm, wie er mich musterte, aber ich stand nach wie vor wie vom Blitz getroffen da und starrte ihn vermutlich an wie ein verängstigtes Kaninchen.
,,Meine Güte, ich wünschte, ich hätte deine Bauchmuskeln."
Mein Gesicht wurde heiß, also wirklich verdammt heiß.
,,Du hast doch gute", rutschte es mir heraus.
,,Ach ja?" Alex schmunzelte, wenn überhaupt möglich, noch stärker als zuvor. ,,Und woher weißt du das?"
Dass ihm heute Morgen, als er mir eine Drehung gezeigt hatte, das T-Shirt hochgeflogen war und ich rein zufällig gerade hingeguckt hatte (ich musste ihm ja bei der Drehung zuschauen...!), würde ich ihm ganz bestimmt nicht erzählen.
Also lieber die halbe Wahrheit.
,,Man hat es durch die Jacke gespürt, als wir vorhin mit dem Fahrrad gefahren sind", gab ich zu und leuchtete mittlerweile wahrscheinlich wie die untergehende Sonne.
,,Willst du dich überzeugen, dass du dich nicht geirrt hast?", fragte Alex und wackelte mit den Augenbrauen.
Ich starrte ihn entsetzt an und schnappte mir in Lichtgeschwindigkeit wie das Klischee eines panicked gays mein T-Shirt und zog es mir über den Kopf. Alex lachte nur und hörte nicht damit auf; als wir die Halle betraten, lachte er immer noch. Erst als Lenny mich mit den anderen, die wenig später eintrafen, bekannt machte, kriegte er sich langsam wieder ein.
Was auch ganz gut war, denn die Situation wurde mir so langsam unangenehm und Lenny blickte immer wieder verwundert zwischen Alex und mir hin und her.
,,Was hast du denn Alex in den Tee getan? So gut drauf hab ich ihn noch nie erlebt", sagte er nach der kurzen Vorstellungsrunde.
Ich zuckte nur mit einem unsicheren Lächeln die Schultern. Alex hörte Lennys Kommentar zum Glück nicht, weil er gerade seine Wasserflasche holte, die er in der Umkleide vergessen hatte.
Aber wo man gerade vom Teufel sprach... da war er auch schon wieder.
Schlaksig, groß, schiefes Grinsen-
Alex the devil.
Ich wandte den Blick ab und zwang mich, Lenny zuzuhören, der gerade den Ablauf des heutigen Trainings erläuterte. Danach begannen wir mit dem Dehnen und ein paar Aufwärmübungen. Ich landete neben Alex, was auf der einen Seite gut war, weil es dann schwieriger war, ihn unauffällig anzustarren, sodass ich es lieber gleich bleiben ließ.
Schelcht war allerdings, dass wir einige Dehnübungen zusammen machen mussten, was letztendlich dazu führte, dass ich zum zweiten Mal an diesem Abend zum panicked gay wurde und der Regenbogen über meinem Kopf wahrscheinlich wie eine Reklamtafel leuchtete.
Dass Alex zwischendurch wieder anfing zu lachen, weil er sich anscheinend immer noch nicht wegen meiner Reaktion vorhin in der Umkleide eingekriegt hatte, machte es auch nichg unbedingt besser.
Ich schmollte und schaute ihn trotzig an (sehr männlich und erwachsen, ich weiß), aber er hörte trotzdem einfach nicht auf.
Irgendwann reichte es mir und als wir gerade mit einer Grätsche unsere Beininnenseiten dehnten (diese Dehnübung, wo beide eine Grätsche machen und sich gegenüber sitzen und einer den anderen dann immer zu sich rüberzieht, um effektiver zu dehnen), nutzte ich die Gelegenheit, ihn einmal kräftig wegzuschubsen.
Da er damit nicht gerechnet hatte, fiel er auch wie geplant nach hinten auf den Rücken, griff aber beim Versuch, dies nicht zu tun, nach meinen Oberarmen, sodass ich nach vorne kippte und mit dem Gesicht irgendwo zwischen seiner Brust und seinem Bauch landete. Da das Leben jedoch kein K-Drama ist, knallte ich auf jeden Fall auf irgendeinen Knochen, denn es tat echt weh.
So viel zum Thema "Alex vom Lachen abhalten".

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Danke fürs Lesen!
Wörter: 899

SKOOL LUV AFFAIRWo Geschichten leben. Entdecke jetzt