Kapitel 24

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Hektisch versuchte ich die Gabel ins schloss meines Kerkers zu stecken, doch sie war zu groß!

Was konnte ich tun? Gleich würde ein Wachmann nach mir sehen, wie jeden Tag. Und ich kam hier nicht raus!

Lieber Gott, ich würde es hier keinen Tag mehr aushalten. Umd Melly durften sie auch nichts tun.

Dabei bezweifelte ich stark, dass sie Melly je etwas antun würden. Das hoffte ich.

Gott, ich würde sie alle umbringen, wenn sie sie auch nur anrührten. Jeden einzelnen von diesen Ungeheuern.

Die gabel hatte nichts gebracht, und als ich gerade aufgab, hörte ich mächtige schritte, die sich auf meine Zelle zubewegten. Eilig ließ ich die verbogene Gabel in eine rille zwischen den Steinen versinken, und versuchte möglichst unbeteiligt zu wirken. Was nicht leicht war, wenn man Angst hatte.

Die verhüllte Gestallt blieb vor mir stehen. Ich schluckte mühsam. Ich hatte so meinen Verdacht wer das war. Dennoch versuchte ich meine Angst mit Verachtung zu überspielen, die sogar echt war.

"Wenn das mal nicht mein lieber verschollener Bruder ist! Wie geht es dir? Hast du schon eine Frau gefunden, die bei deinem dreckigen Charackter nicht zurückschreckt?"

Ich pulte lässig an meinen Fingernägeln, und sah die blonden Haare meines bescheidenen Bruders aufblitzen.

Ich hörte sein warmes lachen. Bloße täuschung. Er hob seine eleganten blassen Händen, und schob seine Kaputze zurück.

Seine blauen Augen blitzen amüsiert.

"Noch immer so charmant wie früher, schwesterherz. Was für eine angenehme überraschung, dich hier zufällig anzutreffen."

Ich sah in seinen Augen eine spur überheblicher heiterkeit.

Ich lächelte ihn zynisch an." Wie recht du hast, wo ich dich doch unbedingt sehen wollte!"

"Ach, wolltest du? Dann hat es das Schicksal ja gut mit uns gemeint, nicht wahr?"

Bevor ich etwas schlechtes erwiedern konnte, trat mein lieber Bruder ein kleines Stück vor. Seine Augen verengten sich. Plötzlich wirkte er gar nicht mehr, als würde er versuchen ein lieber Bruder zu sein. Seine echte Fassade kam zum Vorschein.

"Der Wahre Grund meines Auftretens ist, dass ich wissen muss, wo dein Seelenverwandter ist. Oder aber du willst, dass ich Melly ausfindig mache, und sie foltere, um dich zum reden zu bringen."

Ich seufzte gespielt bedauernd, obwohl mir das Herz bis zum Hals sprang.

"Warum fragt mich das nur jeder? Merkt denn niemand, dass ich es nicht weiß? Und eure drohung..." ich schluckte "..das würdet ihr nie wagen."

Er sah mich abschätzend an.

"Würden wir das nicht? Ich bin da andere Meinung." Auf einmal sah er so selbstsicher und siegreich aus, das mich die nackte Angst packte. Ich sprang auf, dass hatte er nicht erwartet, und packte seinen weichen Umhang."Das würdet ihr nicht wagen! Ich bringe euch alle um. Alle." Ich beugte mich noch näher an sein Ohr, roch seine unterdrückte angst.

"Bis auf den letzten."

Dann ließ ich ihn los.

Sie hatten mich erneut gefoltert.

Mal war es mein Vater, mal  Michael, Maroons bruder, er hatte sich netterweise vorgestellt, Geesa, die ich nur mit verachtendem schweigen beobachtete, und zu guter Letzt, mein liebster Bruder.

Eliott.

Wie ich sie alle hasste.

Als ich eines Tages erwachte, ich hatte kein Zeitgefühl mehr, bemerkte ich, dass ich nicht alleine war. Jemand kleines saß zusammengesunken ganz dicht bei mir.

Ich riss meine blutunterlaufenen Augen entsetzt auf. Das hatten sie nicht getan!

Meine Hände verkrampften sich zitternd.

Ich holte tief Luft.

Und schloss verzweifelt meine Augen.

"Melly."

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