Ein Schuss ertönte. Es war schrecklich laut. Der Anführer taumelte getroffen zurück. Rote Flecken breiteten sich auf seinem weißen Hemd aus. Ohne noch einen Laut von sich zu geben sackte er zusammen, bis er schließlich auf dem Boden lag und sich nicht mehr rührte.
Entsetzt ließ ich die Glocks aus meinen Händen fallen. Laut klapperten sie auf dem Boden. Ich starrte meine Hände an und dann den blutüberströmten Körper des Anführers, der leblos auf dem Boden lag. Was hatte ich getan? Mir wurde abwechselnd kalt und heiß. Ich hatte einen Menschen getötet!
"Mila? Mila, antworte mir, verdammt!", drang eine Stimme zu mir vor. Nach ein paar Momenten merkte ich, dass es Jasons Stimme war. Was machte Jason denn hier? Meine Augen schafften es, sich vom Körper des Anführers zu lösen und zu Jasons Gesicht zu wandern. Er schaute mich besorgt an. Doch meine widerspenstigen Augen blieben nicht lange bei seinem Gesicht und seinen wunderschönen tröstenden Augen, sonder glitten wieder weg, zur Seite und zeigten mir Jasons Arm, mit Jasons Hand, die einen Pistole hielt...
Moment! Mein Gehirn schien auf Hochtouren zu laufen und die Informationen, die meine Augen lieferten, doch nicht verarbeiten zu können. Wenn Jason auf einmal hier gewesen war und jetzt mit einer Pistole vor mir stand, hatte dann er oder ich geschossen? Oder hatten wir beide geschossen? Jason drängte sich wieder in mein Bewusstsein.
"Mila, antworte mir! bist du verletzt? Wo ist Mum?" Ich öffnete den Mund, um ihm zu antworten und brachte doch nur ein Schluchzen heraus. Verdammt! Jetzt wo es wichtig war, ließ mich mein Körper im Stich. Ich musste doch wissen, ob ich schuld und verantwortlich am Tod eines Menschen war. Jason schloss mich in seine Arme, doch ich wehrte mich. Ich musste zuerst eine Antwort haben.
"Jason", brachte ich schließlich heraus, "Jason, hast du ihn erschossen? Oder ... war ich das?" Er schaute mir aufmerksam ins Gesicht. Er schien mich zu lesen wie ein Buch.
"Mila, ich war schneller als du. Ich wollte nicht, dass du noch mehr Albträume kriegst. Als wir das Gebäude gestürmt haben, habe ich dich gesucht. Er hat dir doch nichts angetan oder?" Ich schüttelte nur den Kopf, Tränen der Erleichterung traten in meine Augen. Jason versuchte wieder, mich zu umarmen, und diesmal ließ ich es zu, ja ich klammerte mich regelrecht an ihn in dem Wissen, dass er jetzt alles war, was von meiner Familie übrig geblieben war...
Mit diesem Gedanken wurde mir klar, dass ich ihm sagen musste, dass unsere Mutter tot war, erschossen von dem Monster, das nun reglos vor uns auf dem Boden lag. Aber ich wollte unsere kurze Harmonie nicht zerstören. Zumindest nicht für den Moment. Doch Jason konnte nicht lange stillhalten. Das konnte er noch nie.
"Komm, wir müssen irgendwie hier raus..." Mit diesen Worten schnappte er sich meine Hand und zog mich aus dem Raum. Ich konnte gar nicht schnell genug von hier fort kommen. Um uns herum herrschte das große Chaos. Ich erkannte einige Leute aus der Fabrik wieder im allgemeinen Gewühl. Verwirrt blieb ich stehen.
"Was ist hier los?", fragte ich Jason, der mich unbarmherzig den Gang entlang zog.
"Wir haben das Gebäude gestürmt. Hatten wir sowieso vor. Als ihr entführt wurdet, hat das die Sache nur etwas beschleunigt..."
"Welcher Tag ist heute?"
"Sonntag. Du warst vier Tage da drin." Geschockt wollte ich stehen bleiben, doch er zog mich weiter. Es war mir nicht halb so lange vorgekommen. Als wir ans Tageslicht kamen, kniff ich die Augen zusammen, geblendet von der Sonne.
"Mila!" Sofort öffnete ich meine Augen wieder und sah Marc, Simon und Liam auf mich zulaufen, schon waren sie bei mir und Marc umarmte mich stürmisch und gab mir Halt. Ich fühlte mich wieder beschützt und ich glaube genau dieses Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit war schuld daran, dass ich haltlos in Tränen ausbrach.
Schluchzend klammerte ich mich an ihn und er strich mir beruhigend über meinen Rücken. Es dauerte lange, bis ich mich ausgeweint hatte. Marc brachte mich wortlos zu irgendeinem Auto und half mir einzusteigen. Ich wusste nicht, wer uns fuhr, doch ich war ihm dankbar. Wir fuhren eine ganze Weile, bis wir beim Fabrikgelände angekommen waren. Dort brachte mich Marc in mein Zimmer, dass immer noch nur bis zur Hälfte pfirsichfarben war. Marc fing mich auf, als meine Beine vor Erschöpfung einknickten und ich zusammenbrach. Sanft trug er mich zu meinem Bett und legte mich rein. Dann blieb er unentschlossen daneben stehen.
"Marc? Kannst du bei mir bleiben?", fragte ich mit immer noch verheult klingender Stimme. Erleichtert nickte er und legte sich neben mich. Lange Zeit schwiegen wir einfach nur. Schließlich fragte ich leise: "Kannst du mir helfen, mein Zimmer zu streichen?" Er schaute mich von der Seite an und ich sah, dass er Tränen in den Augen hatte.
"Mila...", fing er an, musste sich dann aber unterbrechen, und machte mit belegter Stimme weiter.
"Mila, die letzten Tage waren die Schlimmsten meines Lebens. Nicht zu wissen, wo du warst, wie es dir geht, ob du vielleicht sogar tot bist, hat mich fertig gemacht. Ich würde dir bei allem helfen, was auch immer du willst..." Eine einzelne kleine Träne rollte über seine Wange. Ich kuschelte mich nur an ihn und umarmte ihn fest.
"Ich weiß...", murmelte ich und seit so vielen Tagen konnte ich wieder darauf hoffen, das vielleicht doch alles gut werden könnte.
Ich musste eingeschlafen sein, denn ich wachte auf, als Jason in mein Zimmer kam und mich und Marc weckte. Er setzte sich auf den Bettrand und schaute mich ernst an.
"Mila, wir konnten Mum nirgends finden...", fing er betreten an und seine Augen schienen um Verzeihung zu bitten, für das was er mich gleich fragen würde.
"Weißt du wo sie ist? Was sie mit ihr gemacht haben?" Ich schaute ihn an, voller Angst vor seiner Reaktion auf das, was ich ihm sagen musste.
"Jason, Mum ist..." Ich stockte bei der Erinnerung daran, wie der Anführer Mum umgebracht hatte. Jason packte mich an der Schulter.
"Mila, bitte sag es mir!" Ich schluckte einmal und fuhr dann fort.
"Jason, Mum ist tot..."
DU LIEST GERADE
Danger (wird überarbeitet)
MaceraMila ist ein neugieriges Mädchen. Als ihr Freund Marc unvermutet mit ihr Schluss macht, folgt sie ihm eines Tages nach der Schule in ein verlassenes Viertel. Dort stößt sie auf eine Geheimorganisation. Sie gibt alles, um aufgenommen zu werden und be...