Kapitel 28

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Die Moderatorin legte los. Sie laberte zuerst über belangloses Zeug und fing dann an, mich vorzustellen, während ich noch versuchte, etwas runter zu kommen. Plötzlich wurde ich am Arm gepackt und ins Licht geschubst. "Du bist dran", flüsterte jemand. Ich legte ein gespieltes Lächeln auf und versuchte das beste aus der Situation zu machen. Langsam ging ich zur Moderatorin und schüttelte ihre Hand. Dann lächelte ich noch einmal in die Kamera. Die Moderatorin fing wieder an zu reden und ich versuchte mir vorzustellen, was wohl gerade in den Lagern des befeindeten Clans los war. Hatten sie mich erkannt? Fielen sie auf den Trick herein? Plötzlich wurde die Moderatorin auf zu reden und schaute mich voller Erwartung an. Scheiße, hatte ich gerade die erste Frage verpasst? Ich lächelte nervös. "Es ist schwierig, mit lauter Männer zusammen zu leben, oder?", fragte mich die Moderatorin noch einmal. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. "Ja, ziemlich schwierig...", meinte ich und lächelte erleichtert. Die Moderatorin wandte sich wieder zur Kamera und redete weiter. Ich versuchte, aufzupassen, was sie sagte, doch ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Schließlich schien die Moderatorin mit ihrem Text durch zu sein. "... und wir sind zurück, mit weiteren spannenden Fragen, nach einer kurzen Werbepause..." In diesem Moment explodierte die Doppeltür. Ich wurde von meinen Füßen gerissen und schlug hart auf dem Boden auf. Überall wurde geschrieen. Ächzend rappelte ich mich auf, um einen besseren Überblick zu haben. Überall auf dem Boden lagen Scherben und Staub herum. Die Moderatorin lag auf dem Boden und kreischte, als ginge es um ihr Leben. Andere Leute lagen auf dem Boden und fingen an, sich langsam aufzurichten. Marc stand auch schon wieder. Mit einem Schritt war er bei mir und packte mich an der Hand. "Mila, ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt. Ich nickte nur. "Wir müssen hier weg, die Anderen sind ins Gebäude eingedrungen..." Mit diesen Worten zog er mich aus dem Studio in einen vollkommen zerstörten Gang. Zusammen rannten wir den Gang hinunter. Mein Gehirn schien langsam wieder in die Gänge zu kommen. "Sollte dieses Gebäude nicht sicher sein, verdammt nochmal?", fluchte ich, während ich versuchte, nicht an Sauerstoffmangel abzukratzen. "Eigentlich schon, ich weiß auch nicht, was passiert ist", rief Marc mir zu, "die Verbindung zu den anderen ist abgebrochen." Wir wollten gerade in die Eingangshalle laufen, als Marc mich zurückriss. Vorsichtig beugte er sich vor und schaute um die Ecke. "Scheiße, wir müssen zur Hintertür!", rief er mir zu und zog mich in die entgegengesetzte Richtung. Ich seuftzte und machte, dass ich mitkam. Einmal wagte ich es, mich um zudrehen und mir stockte der Atem, als ich sah, dass inzwischen Männer in schwarzen Kampfanzügen hinter uns her waren. "Marc, da sind welche hinter uns!", rief ich panisch. Er wandte den Kopf, fluchte und erhöhte das Tempo. Ich keuchte und versuchte im Rennen meine viel zu hohen Schuhe auszuziehen. Warum zur Hölle hatte ich das nicht schon früher gemacht? Schließlich hatte ich den einen aus und rannte humpelnd weiter. Beim Blick zurück sah ich, dass die Männer schon viel näher waren. "Scheiße!", fluchte ich panisch und versuchte hektisch, den rechten Schuh auszubekommen, ohne langsamer zu werden. Dabei achtete ich nicht auf den Weg und stolperte über eine Aktentasche, die irgendein Medienfuzzi mitten im Weg hatte stehen lassen. Ich schrie erschrocken auf und versuchte, mich abzufangen, doch schon überschlug ich mich und knallte auf den Boden. Marc drehte um und kam zu mir zurück. Voller Adrenalin riss ich den Schuh von meinem Fuß und kam auf die Beine, doch die Männer waren auf ein paar Meter heran gekommen. Marc zog mich weiter und ich rannte um mein und sein Leben. "Wir haben es gleich geschafft!", brüllte Marc und ich versuchte, nochmal zu beschleunigen. Am Ende eines Ganges riss Marc schließlich eine Tür auf und wir stolperten in einen dreckigen, versifften Hinterhof. Marc warf die Tür zu und klatschte eine Bombe aus Plastiksprengstoff daneben. Er drückte einen Knopf und zog mich weiter. Wir rannten aus dem Hinterhof heraus und um die Häuserecke in eine schmale Gasse. Dort drückte Marc mich gegen die Wand und spähte um die Ecke in den Hinterhof. Plötzlich zog er den Kopf zurück und lehnte sich schützend über mich. Schon hörte ich einen ohrenbetäubenden Knall und spürte die Druckwelle, die aus dem Hinterhof kam. Kaum war die Druckwelle abgeebbt, lösten wir uns von der Wand und rannten weiter. "Hast du irgendeine Ahnung, wohin?", rief ich Marc zu. Er schüttelte den Kopf. Inzwischen war ich fast froh, dass ich letzte Woche so viel trainiert hatte. Wie kamen aus der Gasse in einen anderen Hinterhof. Marc fluchte und drehte sich um. Ich folgte ihm und stockte. Aus der Gasse hinter uns zeigte ein Gewehrlauf auf uns. Ich atmete erstickt auf, als Jackson aus der Gasse trat und das Gewehr weiterhin auf uns gerichtet hielt. Marc riss den Kopf hin und her, suchte nach einem Ausweg, einer winzigen Stelle zwischen den Häusern, doch ich wusste, dass die Suche erfolglos sein würde. Jackson hatte uns nicht ohne Grund in genau diesen Hinterhof gelockt. Marc schien es auf einzusehen und richtete seine dunklen Augen nun auf Jackson, der triumphierend lächelte. "Na also, ich dachte schon, ihr kommt nicht mehr...", meinte er in dem überheblichen Tonfall derjenigen, die sich ihrer Sache sehr sicher sind. Meine Hoffnung sank weiter. "Jackson, warum? Du warst doch immer auf unserer Seite!", wagte Marc, zu fragen. "Erstens, weil sie mehr zahlen, und zweitens, weil ich nur dieses furchtbare Mädchen erschießen muss, um meine Rente sicher zu haben..." Mit diesen Worten legte er das Gewehr auf mich an und ziehlte. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich hörte den Knall und Marcs Schrei, doch ich konnte nicht mehr richtig sehen. Ich sah auf einmal Marcs Rücken, aber er hatte doch neben mir gestanden... Dann war Marcs Rücken weg und ich sah ihn auf dem Boden liegen und sich den Bauch halten. Ich schrie noch bevor ich verstand, was ich sah. Ich fiel neben Marc auf die Knie und versuchte mit meinen Händen die Schusswunde in seinem Bauch zuzudrücken, während das Blut durch meine Hände sprudelte, sein T-Shirt durchtränkte... Seine Augen schweiften, bis sie meine fanden und hielten sich an ihnen fest, doch er schien mich nicht mehr wirklich wahrzunehmen... "Marc! Nein. Nein! Bleib bei mir verdammt!", schrie ich ihn an. Tränen liefen mir übers Gesicht und tropften auf seins. Das Klicken eines Gewehrs ließ mich aufsehen. Jackson stand genau vor mir und ich schaute in den dunklen bedrohlichen Gewehrlauf. "Na los, tu es doch!", spottete ich trotzig. Wenigstens würde ich neben Marc sterben... Ich schloss die Augen und machte mich bereit, soweit man sich für den Tod bereit machen kann. Dann ertönte ein Schuss...

Danger (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt