Hold me. (Apecrime | Ponk FF)

Grundlos

Grundlos

Val ist nun im Achten Monat.

Es war nun bereits die zweite Woche, in der ich meinen Jungen nicht spüren konnte. Was war nur los mit ihm? Sonst hat er mir doch immer mit voller Enthusiasmus gegen meinen Bauch getreten. Was ist passiert? So sehr ich das Gefühl am Anfang gehasst hatte, nun vermisste ich es richtig. Und vermehrt fragte ich mich inzwischen, was los war. Ich war im achten Monat, da sollte das Kind doch nicht so ruhig sein?

Normalerweise wäre jetzt Andre hier gewesen und hätte mich beruhigt.

Aber mein Affe war nicht hier. Er war, zusammen mit den Titties und Bullshits, an den Videoday gefahren. Es war der letzte Tag, heute war ihr Auftritt, und obwohl er es versucht hatte zu vertuschen- er war heute Morgen ziemlich nervös gewesen.

Ich konnte ihm jetzt nicht einfach anrufen. Das würde den Auftritt versauen, was ich keinesfalls wollte.

Sanft strich ich über meinen Babybauch.

„Na, dann gehen wir zwei Hübschen wohl alleine zum Doktor, hmm?“

Sanft lächelte ich. Ja, ich freute mich inzwischen richtig auf das Kind, ich konnte es fast nicht erwarten. Die Möbel für das Kinderzimmer in unserer gemeinsamen Wohnung standen bereit, nun brauchten sie nur noch einen Bewohner. Und dieser wird hoffentlich bald folgen!

Doch die Stille machte mir Bedenken, weshalb ich jetzt zur Sicherheit zu einem Arzt gefahren bin.

Sie haben mich nicht einmal ins Wartezimmer geschickt, nein, ich kam direkt durch, was mich ziemlich erstaunt hatte. Plus, der sorgenvolle Blick der Frau hinter dem Infodesk hat mir ziemlich Angst gemacht.

Nun lag ich auf einer Liege und wartete auf die Ergebnisse des Doktors.

„Alles wird gut werden, Kleiner. Mach dir keine Sorgen.“ Leise sprach ich mit meinem Kind, wohl doch eher, um mich selbst zu beruhigen. Ich hatte Angst vor den Ergebnissen, doch irgendwelche Folgen wollte ich mir gar nicht erst ausmalen. Und dann betrat endlich der Arzt das Zimmer.

Erzählerperspektive, Videoday Auftritt ApeCrime

„Ich trau mich nicht, ich hätte es ja fast gemacht, heyheyhey…“

Die ganze Menge tobte, die drei Jungs genossen ihren Erfolg. Ein Lied nach dem anderen kam dran, und sie lebten jedes einzelne. Die Stimmung war toll, die Musik gut, alle waren fröhlich.

Die Halle war bis auf die letzte Lücke voll und alle Augen lagen auf den Affen und ihrer Performance. Auf den Affen, die alles um sich vergassen, jede Sorge, die sie plagte. Alles was sie sahen waren die Fans, ihre Community, ohne die sie nicht dort wären wo sie jetzt sind. Ihre geliebten Abonnenten, für die sie vieles, sehr vieles tun würden.

Ja, die Stimmung war nicht nur toll, sondern bombastisch. Jedenfalls bis zu dem Moment, als Andre sein Handy zückte; es war Part der Show. Doch dann steckte er es nicht wie geplant wieder zurück, sondern starrte darauf, als würde er etwas immer und immer wieder lesen; er vergass seinen Text, bis er das Mikrofon ganz sinken liess. Cengiz und Jan sahen sich verwirrt an, fragten sich, was mit ihrem Freund los sei; der ganzen Halle ging es wohl genauso. Doch dann plötzlich begann er zu rennen, lief weg von der Bühne, und im Saal herrschte eine Grabesstimme. Jan versuchte die Situation mit einem Witz  zu retten, was ihm sichtlich misslang; doch zu sehr hat der plötzliche Abgang sie aus dem Konzept gebracht.

Dann hatte Cengiz die tolle Idee, Andre doch einfach anzurufen und fragen, was los sei, natürlich mit Lautsprecher und Mikrofon direkt neben dem iPhone, so dass die ganze Menge mithören konnte. Im Nachhinein hat sich der Einfall als ziemlich schlecht entpuppt.

„Andre? Hörst du uns?“

In der Halle war es mucksmäuschenstill, keiner wollte etwas verpassen.

Aus dem Telefon drangen Andres Schritte, leise gemurmelte Entschuldigungen und empörte Rufe von Passanten. Dann erst tönte seine gehetzte Stimme aus dem Gerät.

„Junge, wo bist du?“

Er rief nur Bruchteile hinein, aber es war genug.

„Valerie ist im Krankenhaus, Kind … kein Herzschlag..“

Gerade rechtzeitig schaltete Cengiz und zog das Mikrofon weg, anscheinend kapierte er, dass es hier um was Ernstes ging; Allerdings war er nicht der Einzige.

Denn die Menge hatte gerade noch die Worte ‚Valerie‘ und ‚Kind‘ verstanden. Und da die Leute nicht auf den Kopf gefallen waren, zählten sie eins und eins zusammen.

Jan und Cengiz kriegten davon nur wenig mit. Mit weit aufgerissenen Augen starrten sie auf das Telefon in ihrer Hand, waren geschockt von der ganzen Situation. Irgendwann hat ihnen jemand das Mikro aus der Hand genommen und begonnen, was zu reden, versucht, das Publikum zu unterhalten. Doch es wollte ihnen nicht gelingen.

Trotzdem machten sie tapfer weiter.

Die ganzen YouTuber standen zusammen auf der Bühne. Egal ob Mediakraft oder TubeOne, egal ob Let’s Player oder Comedian, ob von Berlin oder Köln, alle hatten nur ein Ziel; die Leute von Andres Misere abzulenken, während Jan und Cengiz am Bühnenrand  standen und versuchten herauszufinden, was passiert ist. Und die Leute liessen sich darauf ein, ja, die improvisierte Show gefiel ihnen, weil es sympathisch moderiert war.

Doch nur so lange, bis Jan und Cengiz plötzlich still wurden und sich mit geschockten Augen ansahen. Oguz eilte zu ihnen, ängstlich um seine beste Freundin; TC und Chris kamen herangeeilt, um herauszufinden, was mit ihren Kollegen los war, und Phil versuchte verzweifelt die Stimmung aufrechtzuerhalten, doch konnte nicht anders als immer wieder besorgte Blicke zu der kleinen Truppe zuzuwerfen.

Cengiz hielt sich den Kopf, Oguz strich sich ungläubig übers Gesicht, Chris sowie TC standen völlig überrumpelt da. Und als der Kopf der Titties dies so sah, gab er auf. In diesem Moment waren ihm die Fans schnurzegal. Nun ging es um Freunde von ihnen, welchen es nicht gut ging, und er konnte nicht anders, als zu ihnen rübergehen und sich erkunden, was denn nun los sei; und als er aufgeklärt wurde, reagierte er gleich wie alle anderen.

Der Event wurde unterbrochen, die YouTuber informiert. Jan, Cengiz und auch Oguz waren zu nichts mehr gebrauchen; Cengiz hielt nachdenklich die Hand seiner Freundin, Oguz hatte die Arme um Sarah geschlungen, und Jan las die Nachricht auf seinem Handy zum bestimmt 100sten Mal durch.

Das Kind ist tot.

Way to go. Es fehlt noch ein Kapitel, bis die Story fertig ist.