Aussprache

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Aussprache

Der Weihnachtsstress hat begonnen. Heute war der Erste Dezember, und damit hat offiziell die Weihnachtszeit angefangen. Allerdings war ich in so gar keiner Stimmung dafür. Einerseits waren die Wiesen noch immer grün und die Temparatur eher herbstlich, andererseits hatte ich momentan einfach zu viele Probleme. Da war keine Zeit, um an so was unnötiges wie Geschenke zu denken. Klar würde ich das später bereuen, dass ich mich noch nicht darum gekümmert hatte, doch es war einfach momentan einfach zu viel in meinem Kopf. Gut, da war hauptsächlich jemand, nämlich Andre. Apropos Andre, ich war gerade zur ApeCrime WG unterwegs, da Jan mich angebettelt hatte, dass ich bei ihrem Let's Draw mitmachte. Allerdings hatte ich die Hoffnung, dass Anderson nicht anwesend war. Wieso, war wohl jedem klar.

Seufzend überquerte ich eine Strasse. Gleich musste ich noch hier rechts abbiegen, dann links und dann war ich schon bei ihrer Wohnung. Sie war nicht an so einem ruhigen Strässchen wie der Ponk- Tower gelegen, im Gegenteil, vor ihrere Haustüre war eine breite Hauptstrasse. Es wunderte mich ja ein wenig, dass es sie nicht störte, da sie sicherlich viel erkannt wurden, schliesslich hatten sie so um die eine Million Abonennten. Aber gut, es war ihre Entscheidung.

Geduldig wartete ich unten an der Tür, bis der Summer ertönte und mich einliess. Hoffnungsvoll trat ich die Treppenstufen hoch. Bitte lass Andre nicht da sein, bitte, bitte, bitte..

Doch wie so oft wurden meine Gebete nicht erhöht. Es war nicht nur Andre, der mir die Tür öffnete, es stellte sich auch heraus, dass er der einzige der Apes war, der momentan anwesend war.  Was war das jetzt wieder für einen komischen Zug von Jan?

"Kann ich drinnen auf ihn warten?", fragte ich schnell, bevor er mir die Tür vor der Nase zuschlagen konnte. "Von mir aus." Er trat beiseite, so dass ich reinkommen konnte. "Du kennst die Wohnung ja.", rief er noch, bevor er in seinem Zimmer verschwand. Like a Gentleman. Nicht.

Ich hatte mich auf dem Sofa niedergelassen und kramte mein Handy hervor, was ich Sekunden danach sofort bereute. Das Hintergrundbild mit Andre leuchtete mir entgegen, und ungewollt musste ich kurz lächeln. Wir hatten es an dem Abend aufgenommen, wo ich die Spaghetti gekocht hatte, nachdem wir in der PonkWG waren und wir Anderson geschminkt hatten. Ich kicherte kurz, als ich daran dachte, wie er ausgesehen hatte mit dem ganzen Make-Up. Da war alles noch gut. Ich war nicht in Andre verliebt, hatte keine Hater und einfach mal nach drei Jahren mein Leben genossen. "Was ist so witzig?", fragte eine Stimme mich, und da ich den Affen nicht gehört hatte hochkommen, fuhr ich erschrocken herum, beruhigte mich dann aber schnell wieder, als ich sah, dass es nur Andre war. "Hab nur an alte Zeiten gedacht..", murmelte ich und starrte zu Boden.

"Vermisst du ihn?" Verwirrt sah ich hoch. "Wen?", fragte ich erstaunt. "Ach, spiel mir nichts vor, mein Gott. Du denkst ja sowieso die ganze Zeit an ihn." "Ich hab keinen blassen Schimmer von was du redest." "Von deinem Ex, verdammt!" Ich zuckte ein wenig zusammen, als er Tim erwähnte, was er als eindeutiges 'Ja' deutete. "Und ich hatte Recht. War ja zu erwarten." Wie kam er bitte darauf, dass ich noch was von dem wollte? Ich war saufroh, dass ich endlich abgehauen war. Zwar hatte ich noch immer jede Nacht Albträume von ihm, in denen nun neuerdings auch Andre mitmischte, aber dafür musste ich seine Schläge nicht mehr aushalten. "Oh glaub mir, ich bin heilfroh, dass ich den los bin." Prüfend sah er mich an. "Als ob ich dir das abnehme." "Das musst du selbst entscheiden, ob du mir vertrauen willst. Ich für meinen Teil möchte nicht mehr zu ihm zurückkehren. Nie mehr." "Achja? Und wieso das?" Seine Art ging mir langsam auf die Nerven "Ich wüsste nicht was dich das anginge.", zischte ich leise und erhob mich, doch gerade als ich davonlaufen wollte hielt er mich am Ärmel fest. "Komm, sag schon. Schadet ja niemandem." 'Doch. Mir.' Eine Szene aus meiner letzten Beziehung kam mir wieder in den Sinn. Ich, in einer Ecke kauernd, die Arme schützend über dem Kopf erhoben, während Tim mit Händen und Füssen auf mich einschlug. Nach einer Weile nahm er einen Gürtel und beendete damit sein Werk. Ich konnte nichts anderes tun als zu schreien. Das war kurz vor meiner Flucht vor ihm gewesen. Es war ausserdem das erste Mal gewesen, wo er ich mit einem Gegenstand geschlagen hatte. Aber nicht der letzte Versuch. Ein anderes Mal hatte er mit einer Kerze nach mir geworfen, wieder in einem anderem Szenario mit dem Schlüsselband. Nach diesem Vorfall war ich gegangen. Obwohl das nun schon einige Wochen her war sah man die Spuren immer noch. So hatte er sein Revier markiert. Lauter blaue Flecken zierten meinen Körper, allerdings hatte er meistens nur meinen Oberkörper bearbeitet, die Beine waren seiner Meinung nach zu auffällig gewesen. Deshalb waren wir auch nie schwimmen gegangen; nein, falsch. Ich muss mich korrigieren. Wir waren schwimmen. Doch während er sich im Wasser mit irgendwelchen Mädchen vergnügte, sass ich mit Pulli und langer Hose bedeckt am Beckenrand, was mir ziemlich viele verwunderte Blicke einbrachte. Wenn die wüssten.

"Hallo, Valerie? Ich möchte endlich eine Antwort. Was hat er dir den achso Schlimmes getan, hmm?", fragte er mit spöttischem Ton. Langsam reichte es mir. "Lass mich!", zischte ich, versuchte vergebens, ich loszureissen. "Schön hier geblieben." Die anfänglichen Versuche, mich zu schützen, waren gescheitert. Ich war hierhergekommen mit dem Vorsatz, niemandem je zu erzählen, weshalb ich weggegangen war. Doch das konnte ich nun dank Andre in die Tonne treten. Dann sagte ich es ihm halt. Hauptsache er liess mich danach in Ruhe. Ich wollte nicht weiter an die Zeit mit Tim erinnert werden. Wütend entfernte ich seinen Griff und lief Richtung Balkontüre. Aus dem Augenwinkel sah ich Anderson, der gerade aufspringen wollte. Jetzt musste ich schnell handeln. Kurz vor dem Ausgang zur Terasse blieb ich stehen, drehte mich um zur Sofagruppe, wo der junge Mann noch immer sass. Langsam zog ich mein Pullover hoch. "Deshalb hab ich ihn verlassen." Ich zwingte mich ruhig zu bleiben. Andre's Blick sah mich verständnislos an. Nein, ich hatte nicht vor, ihm meinen BH zu präsentieren, weshalb ich kurz davor meine Hand stoppte und nur der Bauch sichtbar war, doch das reichte zur Veranschaulichung. Die Augen des Affen weiteten sich, als er die Spuren entdeckte. Tim's Markierungen.

Hold me. (Apecrime | Ponk FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt