Verweifelt
„Nimm ab, nimm ab, komm schon... “ , betete ich mein Handy an, als ich gehetzt durch die Strassen Kölns lief. „Komm schon.“ In diesem Moment ertönte ein leises Klicken und die warme Stimme meines besten Freundes drang an mein Ohr „Yilmaz?“ Erleichtert atmete ich auf.
„Hey, OG, hast du Zeit?“ „Uhm.. Ist es wichtig? Sarah ist gerade da.“ Sarah. Sie waren inzwischen verlobt, und ich konnte mich gut an seine Nervosität erinnern, als er den Antrag gemacht hatte. Ich war richtig froh, dass sie ihn angenommen hatte; so glücklich war er schon lange nicht mehr.
„Es.. ist schon ziemlich wichtig, aber.. es hat Zeit.“ Nein, hat es nicht. Aber ich will nicht zwischen den Beiden stehen.
„So wie du tönst, hat es das nicht. Wir sind zuhause, also komm schon her.“ „Na gut.. danke.“
Und so machte ich mich auf den Weg zu ihrer Wohnung.
Dreimal läutete ich an ihrer Haustüre. Ja, ich war durchaus nervös. Ich durfte meinem besten Freund nun gestehen, dass ich ein Jahr lang mit keinem geringerem als Andre zusammen war, und dass ich von ihm schwanger war. Juhu.
„Hey Val.. Wie geht’s?“ Oguz stand in Boxershorts und Shirt vor mir, dahinter war Sarah-Rebecca und lächelte mir freundlich zu. „Geht so. Kann ich reinkommen?“ „Klar.“ Die Beiden traten zur Seite und liessen mich eintreten. „Also, was ist los? Du bist ja ganz bleich.“ Wow. Anscheinend hatten sie echt keine Zeit, denn sonst war er nie so direkt. „Könnte ich kurz mit dir alleine reden? Im Wohnzimmer oder so? Nichts gegen dich, Sarah, aber ich möchte es ihm unter vier Augen erzählen.“ Die Studentin nickte bloss und ging dann in ihr Büro, wahrscheinlich irgendwas für die Uni lernen.
Nachdem wir uns setzten sah OG mich sorgenvoll an. „Was ist passiert? Ich hab dich noch nie so erlebt.“ Leise seufzte ich, und starrte auf den Boden. „Oguz, ich..“ Nun hob ich meinen Blick und schaute ihm in die Augen. „Ich bin schwanger.“
Ich konnte es eigentlich selbst noch nicht richtig glauben. Wie konnte dies passieren?
„Oh, wow. Ich gratuliere!“, meinte er, und lächelte mir aufrichtig zu. „Das ist nicht toll, im Gegenteil.“ Langsam realisierte ich, in was ich da steckte. „Ich hab doch Träume, verdammt, ich möchte nach New York, mein Abschluss machen, einen guten Job suchen. Wie soll ich alleine ein Kind aufziehen und erziehen, so dass mal was aus dem Säugling wird? Ich bin doch selbst noch nicht richtig erwachsen, ich bin gerade mal 20! Das geht nicht, das wird nicht funktionieren, vergiss es! Ich kann nicht mein ganzes Leben auf ein Kind ausrichten!“
Nein, es ging echt nicht. Mein ganzes Leben wird auf den Kopf gestellt! Und wie soll ich bitte ein Kind aufziehen? Ich war doch schon jetzt völlig überfordert!
„Val, du schaffst das, okay? Wir sind doch alle da für dich…“ Waren sie das wirklich? Waren sie wirklich hier für mich?
„Kann ich dich was fragen?“ Schwach nickte ich. Es würde sowieso keinen Unterschied mehr machen.
„Kleine, wer ist der Vater?“ Bei dem Spitznamen verzog ich das Gesicht. So durfte eigentlich nur Andre mich nennen.
„Der Vater.. Es ist Andre.“
Oguz Gesichtsausdruck war echt spannend. Von einer Sekunde auf die andere wechselte er von geschockt auf erkennend, und dann auf ein smartes Grinsen.
„Ihr hattet was zusammen. Keine grosse Überraschung.“
„Oguz, wir waren ein Jahr zusammen. Vor zwei Wochen haben wir uns getrennt.“
Andre würde kein guter Vater werden. Er war doch, so wie ich, an einem ganz anderen Ort.. Er war YouTuber, hatte Tausende von kleinen Zwölfjährigen als Fans, und feierte regelmässig Partys. Ich traute es ihm einfach nicht zu, für ein Kind zu sorgen, nein, ich traute es ihm nicht zu, Verantwortung zu übernehmen. So sehr ich ihn auch liebte, und das tat ich, von ganzem Herzen- Er würde es nicht schaffen. Nie im Leben.
Vor allem, was für Auswirkungen würde ein Kind auf seinen grossen Traum haben? YouTube? Die Kinder dort liebten ihn nicht nur für seine durchaus witzige Art, nein, sie liebten ihn auch für sein Aussehen, seinen Körper. Sie machten sich allesamt Hoffnungen, einige waren sogar ‚verliebt‘ in ihn, obwohl ich es eher verknallt bis eine kleine Schwärmerei nennen würde. Was passiert, wenn die herausfinden, dass er Vater wird? Alles würde zusammenbrechen.
Ich spürte eine sanfte Hand an meiner Wange.
„Val, das wird schon wieder. Vertrau mir bitte. Alles wird gut.“
Es überraschte mich, dass der Türke nichts zu der Tatsache sagte, dass ich ihm nichts von der Beziehung gesagt hatte. Gut, vielleicht hatte er es auch schon gewusst, was weiss ich.
„Du musst es ihm sagen.“
Ja, das musste ich wohl. Auch wenn es mir davor graute.
„Ich weiss.“
„Dann tu es. Jetzt.“
„Wieso je-“
„Weil ich dich kenne. Du schiebst es sonst auf.“
Er hatte recht. Das hatte er immer. War schon fast deprimierend.
„Okay.“
Schnell nahm ich mein Handy aus der Tasche.
„Kann ich kurz auf den Balkon gehen?“
„Klar. Nimm dir die Zeit, die du brauchst.“
Nervös ging ich also hinaus in kühle Nachmittagsluft. Eigentlich könnte ich jetzt irgendwas Beruhigendes vertragen, zum Beispiel eine Zigarette. Eigentlich. Wenn nicht ein Mensch in mir heranwachsen würde.
Ein kleines, wunderbares Lebewesen. Jede andere Frau hätte sich gefreut. Jede, ausser ich. Bin ich deswegen nun ein schlechter Mensch? Jein. Jeder hatte Träume, jeder wollte daran glauben, dass sich diese irgendwann verwirklichen würden. Und ich realisierte gerade, dass sich meine wohl nicht bewahrheiten würden. Die Welt war grausam.
Nun, es war an der Zeit. Andre sollte jetzt noch von seinem Glück erfahren dürfen.
„Tut – Tut – Tut“
War er nicht zuhause? Feiern? An einem Montag? Das tönt nicht wie er.
„Ja?“ Ein genervter Anderson nahm ab.
„Ich bin’s. Val.“
Augenblicklich wurde seine Laune noch schlechter.
„Was willst du?“, knurrte er ins Telefon. Wir waren nicht im Guten auseinandergegangen, im Gegenteil. Aber das tat jetzt nichts zur Sache.
Im Hintergrund hörte ich ein Geräusch. Dann eine weibliche Stimme, die mir bekannt vorkam- Larissa. Viel verstehen konnte ich nicht. Nur etwas wie Bett und zurückkommen. Aber das war auch schon genug, mehr wollte ich gar nicht wissen.
„Nicht dein Ernst. Kaum bin ich weg, fängst du was mit der an.“
Doch entgegen meinen Erwartungen ging der Affe auf die Provokation gar nicht erst ein. Nein, er erklärte mir mit sachlicher Stimme, dass es mich einen Dreck anginge, schliesslich seien wir nun schon lange genug getrennt voneinander.
„Ernsthaft Val, du bist nicht der Eifersuchtstyp. Es ist aus. Was willst du noch von mir? Du hast Schluss gemacht, okay. Aber ich hab keinen Bock auf irgendwelche Beziehungstipps, vor allem nicht von dir. Also, ist es wichtig? Weil sonst wende ich mich jetzt wieder meiner Begleitung zu.“
Ich schluckte leer. Klar wusste ich, dass unser ‚Verhältnis‘ beendet war, aber dies aus seinem eigenen Mund zu hören war hart.
„Nun, nein, es ist eigentlich nicht von grosser Bedeutung. Ich wollte dir nur kurz sagen, dass du Vater wirst. Toll, nicht? Ich wünsch euch Beiden noch einen schönen Abend!“
Und damit legte ich auf und lehnte mich an das kalte Geländer. Dieses Telefonat hatte mich mehr Kraft gekostet als geplant.
Wir haben endlich Sommerferien! Ich werde die nächsten vier Wochen wahrscheinlich ohne Internet sein, zum Schreiben werde ich evtl. trotzdem kommen. Wir werden sehen. Wünsche euch allen tolle Ferien!! <3
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Hold me. (Apecrime | Ponk FF)
FanficValeries Leben ist ein einziges Bergab. Doch dann trifft sie Andre. Wird er ihr helfen können, wieder Vertrauen zu anderen aufzubauen? Und was passiert, wenn ein unerwartetes Ereignis alles verändert? [Apecrime, Y-Titty, uvm.]