mothers and their children

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„Es gibt nur eine ganz selbstlose, ganz reine, ganz göttliche Liebe. Und das ist die Liebe der Mutter für ihr Kind."
~ Georg Moritz Ebers



D E X T E R

"Guten Morgen, Sonnenschein", begrüßte Rossi mich grinsend, woraufhin ich ihm einen Todesblick schenkte. Ich wusste, dass man mir meine schlechte Laune schon beim Reinkommen angesehen hatte und machte keinen Hehl daraus. "Morgen", antwortete ich also knapp, bevor ich mit einem Seufzen das Chaos auf meinem Schreibtisch musterte. Wie war dieser ganze Papierkram bloß dahin gekommen, obwohl ich fast jeden Tag länger blieb, um Formulare auszufüllen? Neben mir erschien meine Kaffeetasse, gefüllt mit der koffeinhaltigen Lösung meiner Probleme. Dankbar schaute ich Rossi an, der sie mir entgegenstreckte. "Was ist los?" Ich seufzte. "Lexie und ich hatten Streit. Ihr Geburtstag ist bald und wir sind uns uneinig, wie das ganze ablaufen soll. In letzter Zeit kriselt es öfter bei uns." "Sie kommt in die Pubertät, da ist es normal, dass Kinder rebellischer werden." Ich seufzte und nahm einen Schluck Kaffee. "Ich weiß, aber es war bisher nie so häufig und so schlimm. Letzte Woche hat sie mich zwei Tage lang ignoriert. Ich bin einfach überfordert im Moment." Beruhigend legte Rossi mir die Hand auf die Schulter und drückte leicht zu. "Das wird wieder. Du bist eine wundervolle Mutter und Lexie weiß, was sie an dir hat. Und jetzt vergisst du mal deinen Stress von zu Hause und konzentrierst dich auf die Arbeit." Ich nickte lächelnd. "Danke." "Nicht dafür." In diesem Moment betrat Hotch den Raum, sein Gesicht war wie zumeist ernst, aber ich stellte erleichtert fest, dass er mittlerweile wieder deutlich fitter aussah. "In den Konferenzraum, die anderen sind auch gleich da. Es gibt einen neuen Fall." Sofort stellten Rossi und ich unsere Kaffeetassen ab und folgten unserem Chef. Garcia wartete bereits mit den Tatortfotos auf uns und als wir schließlich vollständig waren, begann sie den Fall vorzustellen. "Es geht nach Phoenix, Arizona. Dort hat ein Sturm schreckliche Funde möglich gemacht. Es gibt insgesamt acht Leichen, vier davon waren um die sieben Jahre alt, die anderen vermutlich einige Jahre älter. Die Identifizieung läuft noch, die Leichen liegen dort wahrscheinlich schon seit einer Weile. Das erste Kind wurde als Michael Seamore identifiziert, der vor zwei Jahren verschwunden ist." "Wie sind die Kinder ermordet worden?", hakte Morgan nach und Garcia seufzte. "Alle erschossen, in den Kopf und zum Teil in den Bauch." "Was hat der Entführer dann davon? Tod durch Erschießen geht schnell und ohne Leiden. Es muss etwas anderes geben, was ihn an den Morden befriedigt. Gab es Anzeichen für sexuellen Missbrauch?", erkundigte Reid sich, während der die Tatortfotos aufmerksam musterte. Garcia schüttelte den Kopf. "Nein, kein sexueller Missbrauch, bei keinem der Kinder." "Okay, es gilt als erstes herauszufinden, wie der Täter seine Opfer aussucht und was zwischen der Entführung und der Ermordung mit ihnen passiert. Bis wir dort gelandet sind, ist die Identifizierung der Leichen hoffentlich weitestgehend abgeschlossen. Abflug in 20 Minuten." Mit diesen Worten verließ Hotch den Konferenzraum und wir erhoben uns alle. "In Arizona ist das Wetter trotz der Jahreszeit noch ziemlich warm, aber nachts wird es sehr kalt. Packt euch bloß die richtigen Klamotten ein!", warnte uns Garcia vor und wir bedankten uns und folgten ihrem Rat. Als wir schließlich alle im Flugzeug saßen, scrollte ich die Fotos auf meinem Handy durch. Ein leises Seufzen entfuhr mir beim Anblick meiner grinsenden Tochter und ich schluckte. Ich hasste es mich mit ihr zu streiten. Es kam nicht allzu oft vor, jedenfalls nicht bis vor ein paar Wochen. "Möchtest du darüber reden?", riss mich Reids sanfte und besorgte Stimme aus meinen Gedanken. Sie jagte mir einen angenehmen Schauer über den Rücken und ich lächelte schwach, bevor ich den Kopf schüttelte. "Nein, lieber nicht." "Weil ich in diesem Thema keine Erfahrung habe?" Überrascht musterte ich den jungen Doktor. "Nein, wie kommst du darauf?" "Es geht um deine Tochter und ich habe keine Kinder und einen geringeren EQ als ihr alle." "Der Emotionale Quotient ist nur eine Zahl, Reid. Dein großes Herz sprengt diese Zahl." Jetzt war es an meinem Gegenüber leicht zu lächeln und mir stockte der Atem. Schnell versuchte ich mich wieder in den Griff zu kriegen und auf die Situation zu konzentrieren. "Was denkst du über den Fall?" "Er wird JJ und Hotch näher gehen, als sonst, weil sie Kinder haben." "Und mir nicht?", hakte ich mit hochgezogener Augenbraue nach. "Doch, dir auch. Das wollte ich dir aber nicht so ins Gesicht sagen." "Ich kann die Wahrheit ertragen, Reid." "Ich auch, das können wir alle. Trotzdem kennen wir deine Wahrheit noch nicht." Ich seufzte. "Du meinst meine Vergangenheit und wieso ich meinen Job nicht verloren habe, nachdem dieser eine Fall etwas eskaliert ist." Reid schluckte. "Ich will dich zu nichts drängen, aber du kannst jedem im Team vertrauen." "Darum geht es nicht. Ich habe so lange versucht, diesen Teil meines Lebens hinter mir zu lassen und loszuwerden und seit ich mit Morgan zusammenarbeite, ist alles wieder hochgekommen und auch dieser Fall mit den Mädchen war nicht gerade hilfreich für meine Situation. Jetzt hab ich das alles irgendwie wieder weggedrängt und es ist gut so, wie es gerade ist. Tut mir Leid, aber ich kann es dir derzeit nicht sagen." Reid lächelte sanft und brachte mich damit zum Schmelzen. "Du musst dich nicht entschuldigen, Dexter. Ein jegliches hat seine Zeit-" "Und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde", vervollständigte ich und grinste den jungen Doktor an. "Prediger 3." "Vers 1", fügte ich hinzu und wir mussten beide schmunzeln.

Ich atmete tief durch, dann betrat ich den Raum mit dem apathisch vor sich hin starrenden Ehepaar. Kurz räusperte ich mich und die beiden schauten auf. "Mr und Mrs Miller? Ich bin Agent Dexter vom FBI. Ist es in Ordnung, wenn wir uns unterhalten und ich Ihnen ein paar Fragen stelle?" "Natürlich." Die Frau wischte sich entschlossen die Tränen aus dem Gesicht und ihr Mann griff nach ihrer Hand. Ich setzte mich den beiden gegenüber auf einen Stuhl, den ich mir heranzog. Mein Blick fiel auf ein Foto, das vor den beiden auf dem Tisch lag und ich erkannte sofort, dass es ihr Sohn war, wegen dem wir hier saßen. "Jeffrey scheint ein sehr glücklicher Junge gewesen zu sein." "Ja. Auf dem Bild ist er acht und hat gerade ein neues Fahrrad bekommen." Mrs Miller schluchzte kurz auf und ich schaute sie mitfühlend an. "Ich weiß, wie schwer das für Sie sein muss. Aber Sie können uns vielleicht helfen denjenigen zu finden, der Ihrem Sohn und den anderen Jungen das angetan hat." "Haben Sie Kinder?", erkundigte sich Mr Miller und ich nickte. "Eine Tochter." "Wie alt ist sie?" "Fast 13." "Sie ist bestimmt ein ganz wundervolles Mädchen." "Das ist sie. Und Jeffrey war das mit Sicherheit auch." "Er war ein Engel. Hat immer den Beschützer für die Jüngeren gespielt und nie gemotzt. Vermutlich wäre das dann in der Pubertät auf uns zugekommen." Die Mutter des toten Jungen stockte und atmete tief durch, ich ließ einen Moment der Stille zu, bevor ich das Gespräch fortführte. "Schildern Sie mir bitte, wie Jeffrey verschwunden ist." "Das haben wir doch damals schon zu Protokoll gegeben." "Wir gehen anders vor, als die Polizei. Schon ein kleines Detail könnte uns helfen, das Sie damals vielleicht nicht genannt haben oder welches von den Officers nicht vollständig protokolliert wurde." "Also schön. Wir kamen von einem Familienausflug zurück. Den hatten wir Jeffrey zum zehnten Geburtstag geschenkt, einige Wochen zuvor. Als wir zurückkamen, wollte er nochmal auf den Spielplatz und wir haben es ihm erlaubt. Er sollte wiederkommen, wenn es zu dämmern beginnt. Aber er kam nicht zurück." Mr Miller begann zu schluchzen und auch seine Frau, die ihm beruhigend die Hand auf den Arm legte, konnte sein Weinen nicht stoppen. "Wir können gerne eine Pause einlegen", schlug ich vor, doch Mrs Miller schüttelte sie den Kopf. Sie schickte ihren Mann nach draußen, atmete tief durch und schaute mich auffordernd an. "Fragen Sie weiter." "Mrs Miller, wir können wirklich eine Pause machen, das ist gar kein Problem." "Doch, das ist es. Jede Sekunde, die dieses Schwein frei herumläuft und andere Kinder von anderen Müttern umbringen kann, ist eine vergeudete Sekunde." "Sie sind wirklich unglaublich stark, Mrs Miller." "Sie haben eine Tochter, Sie wissen wie das ist. Für das eigene Kind entwickelt man Bärenkräfte." Ich lächelte leicht und nickte, dann fuhr ich mit der Befragung fort.

Profile Me (Criminal Minds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt