Profile Me (Criminal Minds FF)

it's good to have you back

„Zu den glücklichsten Augenblicken, die ein Menschenherz erleben kann, gehört der Moment, in dem man in sein Land zurückkehrt."

~Rigoberta Menchú Tum

D E X T E R

Noch ziemlich müde rieb ich mir die Augen und nahm direkt im Anschluss einen großen Schluck meines Kaffees, bevor ich mich neben Hotch stellte, der vor der Pinnwand mit allen bisherigen Informationen stand. "Ich sehe, wie es in deinem Kopf arbeitet. An was denkst du?", erkundigte ich mich und riss meinen Chef so aus seinen Gedanken. "Ich musste nur gerade an einen ähnlichen Fall denken. Es ist einige Jahre her, aber es gibt mehrere Parallelen." "Wirklich? Was war das für ein Fall?" "Es war eine Täterin, genauso wie es hier eine sein könnte. Sie war eine Stalkerin, die mehrere Menschen umgebracht hat, um der Schauspielerin, die sie begehrte, Gutes zu tun. Sie ermorderte eine konkurrierende Schauspielerin, einen Produzenten, der die Rolle nicht an das Stalking-Opfer vergab, sondern anders besetzte und so weiter. Heute Nacht kam mir die Idee, dass wir es hier mit einem ähnlichen Motiv zu tun haben könnten." "Aber das würde bedeuten, dass irgendjemand gestalkt wird und schweigt. Wie sollen wir denjenigen finden?" "Genau das weiß ich eben nicht. Wir stecken fest und ich hab keine Idee, wie wir vorankommen sollen. Die Polizei möchte die Presse so gut wie möglich raushalten und keine Pressekonferenz machen. Ich möchte aber nicht nur herumsitzen und darauf warten, dass es eine weitere Leiche gibt." Als hätte Hotch damit einen Knopf gedrückt, schwang in diesem Moment die Tür auf und ein Polizist sah uns mit ernster Miene an. "Es gab einen weiteren Mord. Wieder niedergeschlagen und dann in den Kopf geschossen." Schnell wechselte ich einen Blick mit Hotch, dan liefen wir so schnell wie möglich nach draußen zu den SUVs und stiegen in einen ein. Während Hotch zum Tatort fuhr, rief ich den Rest des Teams an und sagte ihnen Bescheid, dass es einen neuen Tatort gab und wir bereits unterwegs waren. Am Ziel angekommen wurden Hotch und ich sofort zur Leiche geführt. Es war wieder ein weibliches Opfer, auf dieselbe Weise getötet, wie die anderen. Aber etwas war dieses Mal anders. In ihren Händen hielt sie ein Blatt Papier, auf dem etwas stand, was man durch die Blutflecken kaum noch lesen konnte. "Ich habe es verdient, weil ich eine hinterhältige Schlange war", las Hotch vor und wir sahen uns zeitgleich an. "Es ist ein männlicher Täter", sagten wir fast wie aus einem Mund und der Detective schaute uns verwirrt an. "Woher wissen Sie das?" "Zum einen wegen der Art, wie er sich ausdrückt. Er nannte sie eine Schlange, was eher eine schwache Beleidigung ist. Eine Täterin hätte eine schwerwiegendere Beleidigung gewählt, die noch mehr auf das Geschlecht des Opfers eingeht. Sie hätte zum Beispiel Schlampe oder Bitch geschrieben. Außerdem kann man an der Handschrift sehen, dass er zwar seine Botschaft zu uns bringen wollte, aber er war trotzdem hektisch und wütend beim Schreiben. Eine Frau hätte darauf geachtet, dass man alles gut lesen kann und zum Beispiel weniger Blut auf das Papier kommt", erklärte ich, dann sah ich wieder Hotch an. "Ich denke wir sind bereit für's Profil."

"Wir suchen einen männlichen Täter zwischen 25 und 35 Jahren. Er ist in erster Linie kein Serienmörder, sondern ein Stalker. Die Leute, die er umgebracht hat, haben der Person, die er begehrt vermutlich etwas angetan. Wahrscheinlich nicht einmal mit Absicht. Es kann darum gehen, wie eine Rolle vergeben wurde oder irgendeine Kleinigkeit. Die gestalkte Person hat sich vielleicht nichtmal viele Gedanken darum gemacht, aber der Stalker schon. Er sieht ein Unrecht, für das jemand bezahlen muss." "Der Täter ist gegen seinen Willen ein Einzelgänger. Er sehnt sich nach mehr sozialen Kontakten und Anerkennung, aber niemand beachtet ihn, weil er ein total durchschnittlicher Typ ist. Vielleicht hat er sogar eine physische Eingeschränktheit oder Besonderheit, die sein geringes Selbstbewusstsein noch weiter schwächt. Er wünscht sich, von der Person, die er begehrt, bemerkt zu werden. Es gibt verschiedene Arten von Stalkern, wobei wir in diesem Fall davon ausgehen, dass es sich um jemanden handelt, der glaubt, die Person, in die er sich verliebt hat, schützen zu müssen. Deshalb auch seine Nachricht beim letzten Opfer. In seinen Augen war sie selbst Schuld daran, dass er sie umgebracht hat, weil sie sich falsch verhalten hat." "Er übt sozusagen Selbstjustiz für eine andere Person. Deshalb wird er sich keiner Schuld bewusst sein, wenn wir ihn festnehmen. Er glaubt wirklich, dass er das Richtige tut. Sein Leben dreht sich um das Objekt seiner Begierde. Trotzdem muss er irgendwie Geld verdienen. Wir gehen davon aus, dass er in der Filmbranche arbeitet, aber nicht als Schauspieler, sondern im Hintergrund. Er ist vielleicht Assistent von irgendjemandem und womöglich hat er sogar bei der Arbeit die Möglichkeit, seine Angehimmelte zu sehen. Trotzdem wird er durch häufiges Fehlen aufgefallen sein, weil er immer versuchen wird, in ihrer Nähe zu sein, auch wenn sie Feierabend macht." "Unsere technische Analystin hat mit diesem Profil eine lange Liste von potenziellen Tätern erstellt, die wir unter Ihnen aufteilen möchten, um schneller voranzukommen. Wenn Sie glauben, dass Sie ihn gefunden haben, sagen Sie uns bitte umgehend Bescheid." Mit diesen Worten verließ Hotch den Großraum und lief wieder in den Konferenzraum, in dem unsere Pinnwand stand. Wir setzten uns alle an den Tisch und begannen auf unseren Tablets die möglichen Täter durchzugehen. Ich war gerade beim dritten Mann angekommen, als Spencer unerwartet ruckartig aufstand und den Raum verließ. Ich wollte aufstehen und ihm folgen, aber Morgan hielt mich auf. "Lass ihn, Dex. Er braucht einen Moment für sich." "Wieso?" Mein bester Freund seufzte. "Vor knapp sieben Jahren hatten wir hier diesen Fall. Eine junge Schauspielerin, Lila Archer,  wurde gestalkt und ihretwegen wurden Leute umgebracht. Am Ende stellte sich heraus, dass es ihre beste Freundin war, die sich in sie verliebt hatte. Aber damit war sie nicht die einzige. Reid hat sich auch in Lila verliebt. Sie hatten danach noch eine Weile Kontakt per Brief, aber Reid hat sich nicht getraut, ihr von seinen Gefühlen zu erzählen und zu ihr zu fliegen. Und dann hatte Lila irgendwann plötzlich einen Freund, irgendeinen erfolgreichen Regisseur. Das war für Reid nicht so leicht runterzuschlucken. Und ich schätze, jetzt kommt das alles wieder hoch. Also lass ihm seine Zeit." Ich nickte schwach, verarbeitete, was Morgan mir gerade erzählt hatte. Um mich abzulenken, scrollte ich weiter durch die Liste mit möglichen Verdächtigen und nach fünf weiteren Kandidaten, hatte ich einen Treffer. "Das könnte er sein." Sofort hatte ich die Aufmerksamkeit des restlichen Teams und JJ wählte Garcias Nummer und schaltete den Lautsprecher ein. "Quanticos geniales Orakel am Apparat, was kann ich für euch tun?" "Garcia, ich brauche genauere Informationen zu Michael Toddler." "Eine Sekunde. Michael Toddler, 26 Jahre alt. Er ist derzeit Praktikant bei Clint Oswald, einem Kameramann. Aber erst seit einigen Wochen. Davor war er bei einem Regisseur als Assistent angestellt, wurde aber gefeuert. Und davor- hm, das ist seltsam." "Was ist?", erkundigte ich mich alamiert. "Davor exisitert er nicht. Moment, ich jage sein Führerscheinfoto durch die Gesichtserkennung. Oh wow, das war wohl ein Volltreffer. Euer Michael Toddler heißt eigentlich Michael Ellard und ist vorbestraft wegen Stalkings, sexueller Belästigung und schwerer Körperverletzung. In Iowa liegt ein Hftbefehl gegen ihn vor, weil er gegen eine einstweilige Verfügung gegen sich verstoßen hat. Eine Frau, die von ihm gestalkt und belästigt wurde, hat die Verfügung erwirkt, aber er hat sich ihr trotzdem wieder genähert und ist dann vor der Polizei geflohen." "Hat er hier in Los Angeles eine Adresse?" "Ja, ein Appartement. Ich schicke euch die Details." Sofort sprangen wir alle auf und liefen nach draußen zu den SUVs. Reid stieß zu uns, genauso wie einige Polizisten. Als ich im Auto neben Rossi saß, während Hotch durch die Straßen LAs bretterte, bemerkte ich Daves Blick auf mir und sah ihn an, woraufhin er lächelte. "Es ist gut, dich wieder bei uns zu haben." Ich nickte und lächelte ebenfalls, dann hatten wir unser Ziel erreicht.