choices

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„Viel mehr als unsere Fähigkeiten, sind es unsere Entscheidungen, die zeigen wer wir wirklich sind."
~Albus Dumbledore



D E X T E R

Die fassungslosen Blicke von JJ, Spencer und Rossi brannten beinahe wie Feuer auf meiner Haut. Wie immer war es Hotch, der ruhig und sachlich blieb und uns alle wieder zur Vernunft brachte. "Das Beste, was wir jetzt tun können, ist Holt zu finden. Und wir werden Garcia nicht sagen, dass Morgan mit Anthrax infiziert wurde. Dann bekommt sie Panik und kann nicht mehr konzentriert arbeiten." Just in diesem Moment klingelte mein Handy und es war Garcia. Ich atmete tief durch, dann hob ich ab. "Hey Garcia, was gibt's?" "JJ hat erzählt, dass Morgan verletzt wurde. Was ist mit ihm?" "Keine Sorge, er hat nur ein paar Beulen und Kratzer und weil die Ärzte vermuten, dass er eine Gehirnerschütterung hat, muss er im Krankenhaus bleiben und darf nicht ans Handy." "Gott sei Dank. Ich hatte schon Angst, er wäre auch mit dem Anthrax in Kontakt gekommen und dann- oh Gott, das will ich nichtmal aussprechen!" "Wie gesagt, es gibt keinen Grund zur Sorge. Rufst du nur deshalb an?" "Nein, es ist noch was passiert. Eine Frau namens Dorota Lahey hat versucht dich zu erreichen. Sie versucht es wohl schon den ganzen Tag, aber unsere Handys wurden ja so eingestellt, dass kein Kontakt zu Unbefugten hergestellt werden kann. Also hat sie es beim FBI versucht und wurde letztendlich an mich weitergeleitet." "Dorota Lahey? Das ist Kylies Mutter. Lexie hat bei ihnen übernachtet. Ist irgendwas passiert?" Ich spürte, wie die Panik langsam aber sicher Besitz von mir ergriff. "Lexie wurde heute Nacht ins Krankenhaus eingeliefert. Sie hat sich übergeben, hatte Fieberkrämpfe und es scheint ihr überhaupt nicht gut zu gehen. Die Ärzte sind wohl bisher ratlos, was sie hat." Mir gefror das Blut in den Adern und auch die anderen schienen anhand meines Blicks zu sehen, dass mein Telefonat mit Garcia nicht gut verlief. "Ich muss mit Hotch reden", stammelte ich, während ich meinen Chef bereits fragend ansah, "ob ich den Jet nehmen kann. Sag Dorota, dass ich in spätestens fünf Stunden im Krankenhaus bin. Und sie soll mich über dich auf dem Laufenden halten!" "Alles klar. Es tut mir so Leid, Dexter." Ich schluckte und legte auf, dann sah ich Hotch an. "Lexie wurde heute Nacht ins Krankenhaus gebracht und die Ärzte wissen noch nicht, was mit ihr los ist. Ich muss zurück nach Virginia und zwar sofort!" "Klar. Ich rufe den Piloten des Jets an, er soll dich fliegen, dann bist du schneller." "Werden die Bosse das erlauben?" "Vergiss die Chefetage. Es geht um deine Tochter. Wir kriegen das hier schon hin." "Wenn ihr meine Hilfe braucht, dann ruft an, ja?" "Klar. Und jetzt los!", forderte JJ mich auf und ich lief sofort in den Konferenzraum, wo ich mir meine Tasche schnappte. Wir hatten noch nicht geschlafen, sondern die Nacht durchgearbeitet, deshalb war noch alles gepackt wie zuvor. Ich verabschiedete mich vom Team, dann verließ ich das Gebäude und winkte mir ein Taxi herbei. Dieses brachte mich zu dem kleinen Privatflugplatz, wo der Jet auf mich wartete. Der Pilot stand vor der Maschine und erwartete mich. "Agent Hotchner hat mich angewiesen, Sie auf dem schnellsten Weg nach Quantico zu bringen. Normalerweise entscheidet aber Agent Dolbert, ob und wohin ich fliege." "Das ist eine Ausnahme." "Ist das von Agent Dolbert genehmigt?" "Natürlich", log ich ohne mit der Wimper zu zucken, „Und jetzt fliegen Sie endlich los, wir haben es eilig!"

"Jessica, da sind Sie ja!" "Hallo Dorota, tut mir Leid, dass ich so schwer zu erreichen war. Wo ist Lexie?" Die Brünette nickte nach links zu einer Tür. "Da drin. Ich hab Kylie vor zwei Stunden von meinem Mann abholen lassen und mir jetzt mal schnell einen Kaffee geholt. Wollen Sie auch einen?" Ich nickte, während ich bereits auf die angezeigte Tür zuging. "Das wäre lieb, danke." Vorsichtig drückte ich die Türklinke nach unten, währedn Dorota sich auf den Weg machte, um mir einen Kaffee zu holen. Mittlerweile war es 21 Uhr, aber jegliche Müdigkeit hatte meinen Körper verlassen, seit ich wusste, dass Lexie im Krankenhaus war. Ich musste hart schlucken, als ich meinen kleinen Engel blass im Bett liegen sah. Auf ihrer Stirn glitzerte der Schweiß, ihr Mund war leicht geöffnet und sie wälzte sich hin und her, bevor sie wieder starr liegen blieb. Mit Tränen in den Augen lief ich zu ihrem Bett und ließ mich auf die Kante nieder. Automatisch begann ich, ihr sanft durchs Haar zu streichen. Erschrocken zuckte ich zusammen, als mit einem heftigen Ruck die Tür geöffnet wurde und mehrere Ärzte, Schwestern und Dorota hereinkamen. Sofort sprang ich auf, Panik und Adrenalin durchfluteten meinen Körper. "Was ist los?" "Wir haben eine neue Idee, was Ihre Tochter haben könnte und werden ihr jetzt eine passende Infusion geben", informierte mich einer der Ärzte, während er einen Beutel mit der Infusion an einen dafür vorgesehenen Ständer hängte. Als das erledigt war, ließ er die Schwestern alle möglichen Werte kontrollieren und kam dann zu mir und Dorota. "Wir vermuten, dass sie etwas gegessen hat, was von einem sehr seltenen Schimmel befallen war. Er kann im Blut schon nach wenigen Stunden nicht mehr nachgewiesen werden und Symptome zeigen sich erst deutlich später. Das beginnende Versagen der Nieren hat uns darauf gebracht und es wurde auch allerhöchste Zeit. Ihre Tochter ist noch nicht über den Berg, das muss ich ehrlich zugeben. Aber wenn sie die kommende Nacht übersteht, hat sie es geschafft." "Was kann ich tun?", erkundigte ich mich sofort. "Ihr mit einem feuchten Lappen die Stirn abwischen und kühlen und einfach da sein. Sie ist zwar nur zwischendurch manchmal wach, aber sie merkt trotzdem, dass Sie jetzt da sind." "Alles klar. Vielen Dank Doktor." "Danken Sie mir nicht zu früh. Sie muss erst die Nacht überstehen." Ich nickte schwach und rieb mir die Schläfen, dann fiel mein Blick auf Dorota. "Es tut mir so Leid, Jessica. Wenn es wirklich etwas im Essen war-" "Dann hätten Sie und Kylie auch Symptome gezeigt. Es muss etwas sein, was nur Lexie gegessen hat. Wahrscheinlich waren es irgendwelche abgelaufenen Knabbersachen, die sie irgendwo in unserem Haus aufgetan hat. Bitte machen Sie sich keine Vorwürfe. Im Gegenteil, ich muss Ihnen danken. Sie waren den ganzen Tag für Lexie da, das werde ich Ihnen nie vergessen." Dorota winkte lächelnd ab. "Das war selbstverständlich. Ich hoffe, sie wird wieder ganz gesund. Aber jetzt sollte ich mal nach Hause fahren. Kylie wartet schon auf Neuigkeiten aus dem Krankenhaus und vorher will sie bestimmt nicht schlafen gehen." Ich nickte und verabschiedete mich von Dorota, dann setzte ich mich wieder zu Lexie und eine Krankenschwester brachte mir einen frischen Lappen. Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, leise zu singen, Lexie durch die Haare zu streichen, ihr den Rücken zu kraulen und ihr die Stirn abzutrocknen. Zwischendurch schrieb ich mit Garcia und im Morgengrauen kam schließlich die erlösende Nachricht, dass sie Kevin Holt lebend verhaftet hatten und er nach einem ungefilmten und wahrscheinlich ziemlich brutalen Verhör bereit gewesen war, seine Gegenmittel zur Verfügung zu stellen. Er hatte sie nicht entwickelt, weil er jemanden hatte heilen wollen, sondern aus Langeweile und allein das bewies, dass er ein absolut krankes Arschloch war. Mein Handy zeigte fünf Uhr in der Früh, als JJ mich anrief. Ich warf einen Blick auf meine schlafende Tochter, dann verließ ich ihr Zimmer und nahm auf dem Gang den Anruf entgegen. "JJ, hey. Wie gehts Morgan?" "Er kommt durch. Es war verdammt knapp, aber weil er noch nicht so lange infiziert war, sind die Ärzte sehr optimistisch." "Gott sei Dank. Es war furchtbar sich entscheiden zu müssen, ob ich mit euch zusammen Morgans Leben zu retten versuche oder zu meiner Tochter fliege." "Solche Entscheidungen sind furchtbar, aber wir müssen sie manchmal treffen. Wie gehts Lexie?" "Besser. Der Arzt hat gesagt, dass sie es überstanden hat, wenn sie die Nacht durchsteht und das hat sie bis jetzt getan. Es scheint, als ob heute alles gut ausgegangen wäre." JJ seufzte. "Nicht ganz. Wir haben Holt zu spät gefasst. Während er noch verhört wurde, sind einige andere Opfer seiner Anschläge gestorben. Insgesamt haben es von den Infizierten 13 nicht geschafft." "Ihr habt euer Bestes gegeben, mehr war nicht drin." "Trotzdem fühlt es sich wie eine Niederlage an. Wir hatten lange keinen Fall mit so vielen Opfern." "Ich weiß. Aber das ist der Job. Konzentrier dich lieber auf die Überlebenden und darauf, dass du heute Abend deinen Mann und deinen Sohn in die Arme schließen kannst." "Glaub mir, das tu ich. Aber vorher steht mir noch ein Anruf bei Garcia bevor. Ich muss ihr noch beichten, dass Morgan auch mit Anthrax infiziert war." "Besser hinterher entschuldigen, als vorher fragen. Wir hören voneinander, JJ." "Ja, machs gut." Ich legte auf und lief zurück in Lexies Zimmer, wo ich meinen Platz der letzten Stunden einnahm. Durch den Anruf war eine Last von meinen Schultern genommen worden und jetzt spürte ich zum ersten Mal wieder die Müdigkeit und dass auch die fünf Kaffees in den letzten Stunden nicht ewig helfen konnten. Kurzerhand legte ich mich hinter Lexie und hielt sie einfach nur fest. Ihrer mittlerweile ruhigen Atmung lauschend schlief ich schon nach kurzer Zeit ein. Ich war hier bei Lexie, Morgan und sie würden allem Anschein nach wieder gesund werden. Alles war gut ausgegangen. Was gestern katastrophal gelaufen war, hatte heute ein gutes Ende gefunden.

Profile Me (Criminal Minds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt