thank you

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"Eines der großen Geheimnisse des Lebens ist, dass nur das, was wir für andere tun, unsere Mühe wirklich wert ist."
~ Lewis Carroll


D E X T E R

Mit einem vorsichtigen Lächeln setzte ich mich gegenüber von Spencer auf den freien Sitz. Er hob den Blick von seinen Händen, die er bis zu diesem Moment angestarrt hatte. Ich legte leicht den Kopf schief und musterte den jungen Doktor. "Wie gehts dir?" "Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Meine erste Begegnung mit Nathan kommt mir vor, als sei sie erst gestern gewesen. Er sprach mich in der U-Bahnstation an, auf dem Weg zur Arbeit. Sein maßgeschneiderter Mantel aus Schafswolle brachte mich damals darauf, dass er eine Privatschule besucht. Garcia hat mir dann erklärt, dass Jugendliche sich gegenüber Erwachsenen immer älter darstellen, als sie sind und so haben wir seinen Jahrgang rausgefunden. Er mochte Comics und Profiling, hat sich für das Böse interessiert und vieles hinterfragt. Wir waren gewissermaßen auf einer Wellenlänge, weil er-" "Weil er dich an dich selbst erinnert hat", vervollständigte ich seinen Satz und Spencer schaute mich überrascht an, bevor er nickte. "Ja, das hat er. Morgan meinte damals, ich wäre nicht für Nathan verantwortlich. Alle haben mir das gesagt, trotzdem konnte ich dieses Gefühl nicht abschütteln. Diese Sorge um ihn und das Gefühl, ihm unbedingt helfen zu müssen, egal was es kostet." Ich schwieg, während mir bewusst wurde, dass es in etwa das war, was ich für Lexie empfand. "Ich weiß noch, wie Morgan und ich im Auto saßen und nach Nathan suchten und er wollte wissen, wieso ich mich so für den Jungen verantwortlich fühle. Ich hab ihm erklärt, dass ich Nathan verstehen kann. Weil ich weiß, was es heißt, Angst vor der eigenen Psyche zu haben. Vor den eigenen Gedanken, die einen mit sich reißen können, wie eine starke Strömung im Meer. Ich wollte nicht, dass Nathan in seinen Gedanken ertrinkt und ihm niemand einen Rettungsring zuwirft." "Wir können nicht jedem einen Rettungsring zuwerfen, aber ich glaube, dass du es bei Nathan geschafft hast." "Das denke ich nicht. Er hat angefangen zu morden. Es ist genau das passiert, was Gideon vorhergesagt hat." "Aber als ihm bewusst wurde, was er getan hat, hat Nathan mit seiner nächsten Leiche um Hilfe gebeten. Er konnte sich zwar nicht dazu durchringen, sich selbst zu stellen, aber er hat dir die nötigen Hinweise gegeben. Und jetzt wird er nie wieder jemanden umbringen können und bekommt hoffentlich die Hilfe, die er braucht. Du hast dein Bestes gegeben, jetzt sind andere dran." Ich beugte mich über den schmalen Tisch ung nahm eine von Spencers Händen in meine, um sie kurz aufmunternd zu drücken. Auf den Lippen meines Gegenübers erschien für einen kurzen Moment ein schwaches Lächeln, welches ich erwiderte, dann lehnte ich mich wieder zurück. "Danke", murmelte Spencer und ich sah ihn wortlos an und lächelte bloß. Mein Herz pochte wild in meiner Brust und ich musste unweigerlich an unseren ersten Kuss denken. Es war hier in diesem Jet gewesen, nach einem beendeten Fall und es war der schönste Rückflug gewesen, den ich je erlebt hatte. Als mir wieder einfiel, dass Spencer und ich mittlerweile nicht mehr zusammen waren, verblasste mein Lächeln und ich seufzte leise, bevor ich aus dem Fenster sah und in die Dunkelheit starrte. Ein Gähnen verließ meinen Mund und ich beschloss, noch kurz die Augen zuzumachen, bis wir in Quantico landen würden.

"Oh Mann, ich bin echt hundemüde", entfuhr es JJ und ich musste kurz lachen, bevor ich nickte. "Geht mir genauso. Lexie liegt seit Stunden in ihrem kuscheligen Bett, darauf bin ich echt neidisch." "Keine Sorge, in einer Stunde liegst du auch in den Federn", versprach Morgan mir und ich nickte, als mich das Klingeln meines Handys zusammenzucken ließ. Schnell zog ich es aus der Tasche, als der Anruf jäh abgebrochen wurde. Ich schaute in der Liste verpasster Anrufe und sah, dass es Lexie gewesen war, die mich angerufen hatte. Sofort beschlich mich ein ungutes Gefühl und ich zog nachdenklich die Stirn kraus, was den anderen nicht entging. "Was ist los?", erkundigte JJ sich und ich schüttelte schwach den Kopf. "Ich weiß es nicht. Lexie hat eben versucht mich anzurufen, aber die müsste doch eigentlich schlafend im Bett liegen. Ich ruf sie mal schnell zurück." Entschlossen wählte ich die Nummer meiner Tochter und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie abhob. "Ja?" "Hey mein Schatz, ich hab gerade gesehen, dass du angerufen hast. Wieso liegst du noch nicht im Bett und schläfst?" Es rauschte kurz in der Leitung, als ob jemand das Mikrofon des Handys zuhalten würde, dann war wieder Lexies Stimme zu hören, aber irgendetwas stimmte nicht. Das ungute Gefühl von vorhin verstärkte sich und ich begann auf meiner Unterlippe zu kauen. "Ich bin bei Kylie und möchte hier übernachten. Ist das okay?" Das leichte Zittern ihrer Stimme ließ bei mir jegliche Alarmglocken schrillen, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und ließ meine Stimme so fröhlich wie möglich klingen. "Klar ist das okay. Soll ich für uns zwei für morgen Kirschen kaufen?" Das war unser Codesatz und wenn Lexie ihn jetzt bejahte, bedeutete das, dass sie in Gefahr war. Mir versagten beinahe die Knie, als ich die Stimme meiner Tochter hörte, die genauso wie meine betont fröhlich war. "Ja, das wäre super." Angestrengt bemühte ich mich, die Fassung zu wahren. Ich brauchte mehr Informationen über ihren Aufenthaltsort. "Wann soll ich dich denn morgen bei Kylie abholen?" "Weißt du, ich denke es ist am sinnvollsten, wenn ich dich morgen nochmal deswegen anrufe. Aber ich denke so um 1pm." "Alles klar, dann sehen wir uns morgen. Ich hab dich ganz doll lieb, Große." "Ich dich auch Mum. Bis morgen." "Bis dann." Ich legte auf, drehte mich auf dem Absatz um und rannte nach unten zu Garcias Büro. Die Blondine saß vor ihrem Computer und lächelte, als ich den Raum betrat. Sobald sie jedoch die Tränen in meinen Augen sah, wurde sie ernst. "Was ist los?" "Du musst Lexies Handy für mich orten." "Klar, gib mir ihre Nummer." Ich tat es und wir starrten einen Moment lang stumm auf den Bildschirm, dann wurde angezeigt, dass das Handy nicht eingeschaltet war. "Verdammt!", entfuhr es mir und ich raufte mir die Haare. "Was ist los?", erkundigte sich Garcia, aber ich ignorierte sie. "Ich muss zu Hotch!" Ich rannte zurück nach oben, vorbei an Morgan, Spencer und JJ, dann stürmte ich in Hotchs Büro. Erschrocken sah der Dunkelhaarige von seinem Papierkram hoch und schien sofort zu merken, dass etwas nicht stimmte. "Was ist passiert?", fragte er, während er bereits aufstand. "Ich glaube, Lexie wurde entführt."

Profile Me (Criminal Minds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt