mourning

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"Tröste dich, die Stunden eilen,
und was all dich drücken mag,
auch das Schlimmste kann nicht weilen,
und es kommt ein andrer Tag.

In dem ew'gen Kommen, Schwinden,
wie der Schmerz liegt auch das Glück,
und auch heit're Bilder finden
ihren Weg zu dir zurück.

Harre, hoffe. Nicht vergebens
zählst du der Stunden Schlag.
Wechsel ist das Los des Lebens,
und es kommt ein andrer Tag."

~ Theodor Fontane


D E X T E R

Unter großer Anstrengung und noch immer mit Schmerzen schleppte ich mich über den Rasen. Seit einer Woche war ich aus dem Krankenhaus raus und zurück in Virginia, in zwei Wochen durfte ich bei bestandenem medizinischem Check wieder zurück in den Dienst. Offiziell war meine Bettruhe seit heute nicht mehr notwendig und das hatte ich sofort ausgenutzt, denn heute war der Todestag von Haley, Hotchs Exfrau und mir war klar, dass er noch vor der Arbeit zum Grab fahren würde. Also hatte ich mich heute in der Frühe aus dem Haus geschlichen, meiner Tochter einen Zettel und Essen für die Schule hinterlassen und war losgefahren. In einem Blumenladen hatte ich einen Strauß weiße Rosen gekauft, den Friedhof zu finden war nicht schwer gewesen. Obwohl ich noch immer wacklig auf den Beinen war und Schmerzen hatte, war mir klar gewesen, dass ich heute herherkommen würde. Selbst wenn ich noch Bettruhe gehabt hätte, hätte ich Hotch an diesem Tag auf keinen Fall allein gelassen. Als ich hinter einer kleinen Baumgruppe abbog, entdeckte ich ihn. Unter seinem schwarzen Mantel erkannte ich Anzughose und Lederschuhe, er würde heute offensichtlich zur Arbeit gehen und so tun, als sei alles wie immer. Aber so war Hotch, er wollte keine große Sache um seine Person und seine Gefühle machen. Blätter knirschten unter meinen Füßen, als ich mich meinem Chef näherte und er drehte sich alamiert um. Als er mich entdeckte, entspannte sich seine Miene. Ich sah, wie er versuchte sich unauffällig übers Gesicht zu wischen und legte die letzten Meter zurück, dann schlang ich einfach meine Arme um ihn und hielt ihn fest, wie bei unserem letzten gemeinsamen Fall. Ich spürte, wie sein ganzer Körper bebte und wir hielten in der Umarmung inne, bis Hotch sich etwas verlegen räusperte und von mir löste. Er zog ein Taschentuch hervor und putzte sich die Nase, dann schaute er mich dankbar an und ich nickte bloß. Dann hob ich meine Hand mit dem Blumenstrauß. "Wo kann ich die hinlegen?" Überrascht schaute Hotch die Rosen an, er schien nicht damit gerechnet zu haben, dass ich Blumen für Haleys Grab mitbringen würde. Er nahm sie mir ab und stellte sie in eine Art Vase, die man in die Erde stecken konnte. "Danke. Haley hätte sie geliebt." Ich lächelte Hotch sanft an und strich ihm kurz über den Arm. Prüfend schaute er mich an. "Bist du überhaupt schon fit genug, um hier zu sein?" Ich nickte. "Ab heute keine Bettruhe mehr und ich wäre auch gekommen, wenn ich noch welche gehabt hätte." "Als dein Chef sollte ich dich jetzt wohl streng anschauen, als dein Freund sage ich danke." Ich lächelte. "Nicht dafür. Dich nicht allein zu lassen, ist das einzige, was ich tun kann." Hotch nickte und lächelte leicht, dann schaute er auf meinen Bauch. "Was machen die Schmerzen?" "Es geht. Ich hab mich schonmal besser gefühlt, aber Lexie kümmert sich wundervoll um mich und ihre Nanny Stella bekocht mich seit meiner Ankunft zu Hause jeden Tag mit fantastischem Essen." "Das klingt gut", er warf einen Blick auf seine Uhr und seufzte", Ich muss zur BAU, bestimmt hat Garcia wieder einen neuen Fall für uns gefunden." "Ich würde so gerne mitkommen. Ruft an, falls ihr bei irgendwas Hilfe braucht. Wenn es um das Lesen von Akten, andere Sprachen oder Sprachcodes geht, meldet euch." Hotch nickte mit einem leichten Lächeln. "Machen wir. Und jetzt sieh zu, dass du zurück ins Bett kommst und dich ausruhst. Sonst bekomme ich noch Ärger mit deinem Arzt oder deiner Tochter." Ich nickte und wir umarmten uns nochmal kurz, dann lief ich zu meinem Auto. Doch nach wenigen Metern rief Hotch nochmal meinen Namen und ich drehte mich mit fragendem Gesicht um. "Danke. Es bedeutet mir viel, dass du hier warst."

Drei Wochen später betrat ich voller Tatendrang den Großraum mit unseren Schreibtischen. Beim Medizin-Check letzte Woche hatte man mich noch nicht wieder zur Arbeit gelassen, aber gestern konnte ich den Arzt schließlich davon überzeugen, mich wieder auf die Serienkiller loszulassen. Kaum war ich durch die Glastür getreten, wurde ich auch schon von Garcia umarmt. Leicht lachend erwiderte ich ihre Umarmung und konnte mich erst lösen, nachdem ich ihr klargemacht hatte, dass das ganze für mich etwas schmerzhaft wurde. Auch die anderen aus dem Team begrüßten mich herzlich und als Reid mich in seine Arme zog, wurde mir plötzlich ganz flau und warm ums Herz. Im Gegensatz zu mir durfte er schon seit einer Woche wieder arbeiten, worum ich ihn ziemlich beneidet hatte. „Es ist so schön, wieder bei euch zu sein. Zu Hause ist mir langsam aber sicher die Decke auf den Kopf gefallen." "Na dann spricht ja nichts dagegen, dass du meine Akten zusätzlich auch noch bearbeitest", bemerkte Rossi und wir mussten alle lachen. "Wo ist eigentlich Morgan?", erkundigte ich mich, nachdem wir uns alle beruhigt hatten und schaute mich suchend um. JJ zuckte die Schultern. "Keine Ahnung. Aber er ist doch eigentlich nie zu spät." In diesem Moment trat Hotch aus seinem Büro, die Miene grimmig und zugleich besorgt verzogen. Mit einer Hand machte er Zeichensprache und ich erstarrte, als ich seine Botschaft erkannte. Auch Reid hatte es verstanden und schaute mich besorgt an. "Was ist los?", erkundigte sich Garcia, die in diesem Moment zu uns stieß. Ich schluckte. "Morgan. Banküberfall."

Und wie es weitergeht, erfahrt ihr bei der Lesenacht😉

Profile Me (Criminal Minds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt