Profile Me (Criminal Minds FF)

I am so sorry

„Wer sich entschuldigt, klagt sich an."
~ Hieronymus

D E X T E R

Nervös biss ich auf meiner Unterlippe herum, während Hotch durch die Papiere blätterte, die vor ihm lagen und die Beurteilung meiner Psychologin beinhalteten. Ich war noch nicht ganz bei 100%, das wusste ich, aber ich fühlte mich definitiv wieder bereit zu arbeiten und ich konnte nur hoffen, dass Hotch das genauso sah. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaute er mich endlich an und ich sah den Anflug eines Hotchner-Lächelns. "Du darfst wieder mit in den Einsatz." Erleichtert atmete ich auf und lächelte ebenfalls. "Danke Hotch. Für alles. Du warst bereit, meinen Hass auf dich in Kauf zu nehmen, um mich vor mir selbst und den anderen zu schützen." "Das ist mein Job, Dexter. Ich freue mich, dass du dich berappelt hast und jetzt wieder mitkommen kannst. Hast du dich denn mit dem Team schon ausgesprochen?" Verlegen kratzte ich mich am Oberarm. "Na ja, so halb. Eigentlich mit allen, außer mit Spe- Reid. Er ignoriert mich immer noch, aber das krieg ich auch noch hin. Hartnäckigkeit ist keine meiner Schwächen." Hotch wollte gerade antworten, als sein Handy vibrierte. Kurz sah er aufs Display, dann wieder zu mir. "Hast du deine Tasche hier? Wir haben einen Fall." "Natürlich hab ich sie dabei. Wohin geht's?" "Los Angeles. Am besten gehst du schonmal in den Konferenzraum, ich sage dem Team Bescheid."

Die Sonne stach ich meinen Augen, als ich aus dem schwarzen SUV stieg, weshalb ich schnell meine Sonnenbrille aufsetzte. Morgan und JJ, die mit mir zum neusten Tatort gefahren waren, taten es mir gleich und wir liefen zum Haus, das von schwarz-gelbem Absperrband umzäunt war. Davor drängte sich eine gigantische Menge an Schaulustigen und Reportern, die uns alles mögliche zuriefen und viele Fragen stellten, die wir jedoch unbeantwortet ließen. Im Hauseingang erwartete uns ein Polizist. "Ich bin Detective Rollins. Vielen Dank, dass Sie uns helfen." "Das ist unser Job. Ich bin Agent Jareau und das sind die Agents Morgan und Dexter. Was können Sie uns bis jetzt sagen?" "Sie ist das dritte Opfer in zwei Wochen, aber die erste Frau. Die anderen Toten waren Männer. Die erste Leiche war ein erfolgreicher Filmproduzent, 54 Jahre alt und ohne jegliche Verbindung zu den anderen Opfern. Dann kam Joey Campbell, ein 24-jähriger Schauspieler, der momentan für denselben Film vor der Kamera steht, wie Chloe Moralez. Sie wurde gestern Abend von ihrer Mitbewohnerin entdeckt. Alle Leichen wurden zuerst mit einem schweren Gegenstand niedergeschlagen und dann mit einem Kopfschuss umgebracht. Ballistisch lässt sich nichts zurückverfolgen und wir haben hier im Moment eine deutlich erhöhte Straßenkriminalität, was bedeutet, dass sich praktisch jeder ganz einfach eine Waffe besorgen kann. Ich zeige Ihnen jetzt, wo genau das letzte Opfer gefunden wurde." Wir folgten Detective Rollins in den ersten Stock. Direkt oben am Beginn der Treppe waren die Leichenumrisse markiert, am Boden sah man noch immer die Blutflecken. "Er hat keinen bestimmten Typ, den er umbringt. Zwei Opfer waren männlich, eins weiblich, das Alter variiert ebenfalls. Also was verbindet diese Menschen?", sprach JJ ihre Gedanken laut aus und ich legte nachdenklich den Kopf schief. "Wie sicher sind wir uns überhaupt, dass der Täter männlich ist? Er schlägt seine Opfer mit einem Gegenstand nieder und erschießt sie dann. Er sucht keinen Körperkontakt und riskiert nicht, dass sein Opfer ihn überwältigen und fliehen könnte." "Das ist ein guter Gedanke. Wir sollten mit Hotch und Reid reden, die beiden sind zur Gerichtsmedizin gefahren."

"Also, was haben wir bis jetzt?" "Der Täter oder die Täterin benutzt erst ein Hilfsmittel, um die Opfer auszuschalten, dann kommt der Schuss. Niedergeschlagen wurden sie jedes Mal von hinten, also ein Blitzangriff. Das alles deutet daraufhin, dass der Täter kaum Selbstbewusstsein hat und sich nicht zutraut, kräftig genug zu sein, um das Opfer in Schach zu halten", begann Morgan zu erzählen und Spencer fuhr fort: "Der Gerichtsmediziner konnte durch den Winkel, in dem die Opfer mit dem Gegenstand, den wir nach wie vor nicht identifiziert haben, niedergeschlagen wurden, herausfinden, dass der Täter kleiner als das erste Opfer Bill van der Klein war, aber größer als die dritte Tote Chloe Moralez. Das ist allerdings wenig ausschlaggebend, denn Chloe war nur 1,65m groß, Van der Klein konnte dagegen eine Körpergröße von ganzen 1,92m vorweisen. Und was das zweite Opfer Joey Campbell betrifft, der war sogar 1,95m groß." "Also ist unser Täter zwischen 1,65m und 1,92m groß und hat ein kaum vorhandenes Selbstbewusstsein", fasste ich zusammen und fügte anschließend hinzu: "Die Tatsache, dass alle drei Opfer in ihren Häusern ermordet wurden und das ziemlich weit von der Haustür entfernt, lässt außerdem darauf schließen, dass die Opfer ihren Mörder kannten. Sonst hätten sie ihn nicht reingelassen und ihm den Rücken zugedreht." "Dann suchen wir vermutlich nach jemandem, der auch in der Filmbranche arbeitet." "Das trifft in Los Angeles auf verdammt viele Menschen zu", bemerkte Rossi trocken und ich nickte zustimmend. "Wir wissen immer noch nicht, was das Motiv war. Diese Morde sind eigentlich unpersönlich, weil durch das Erschießeneine gewisse Distanz herrscht. Aber die Opfer sind genau ausgewählt und nicht zufällig. Der Täter scheint eine Mission zu haben. Vielleicht ist es ihm sogar wichtig, dass er die Opfer bei sich zu Hause umbringt. Da, wo sie sich eigentlich sicher fühlen." "Das ist noch etwas, was ich nicht verstehe", warf Rossi ein, "Wenn sein Selbstvertrauen doch so gering ist, wieso ermordet er sie dann in ihren Häusern. Ein Blitzangriff in irgendeiner Seitengasse würde viel besser zu diesem Tätertyp passen." "Stimmt, das widerspricht sich eigentlich. Also, wie gehen wir weiter vor?" Fragend sahen wir alle zu Hotch. "Wir sprechen nochmal mit allen Angehörigen und fragen, ob ihnen nicht doch noch irgendjemand oder irgendwas einfällt. Es muss eine Person geben, die mit allen drei Toten in Verbindung stand. JJ und Morgan, ihr übernehmt Bill van der Kleins Ehefrau, Reid und Dexter, ihr sprecht mit Joey Campbells Freundin und Rossi und ich befragen die Familie von Chloe Moralez", entschied unser Chef und mein Blick schnellte zu Spencer, der mich jedoch ignorierte. Wir erhoben uns alle von unseren Stühlen und ich lief direkt zu ihm. "Möchtest du fahren oder soll ich?", erkundigte ich mich vorsichtig und Spencer drückte mir wortlos die Autoschlüssel in die Hand. Stumm liefen wir nebeneinander her zum SUV und stiegen ein, doch nach fünf Minuten stiller Fahrt hielt ich es nicht mehr aus. "Bitte rede mit mir, Spencer. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Wirklich, ich- ich hab dir geschrieben, sogar einen Brief und ich hab angerufen, bin zu deiner Wohnung gefahren und hab Sturm geklingelt. Sag mir, was ich tun muss, damit du mir verzeihst!" Noch immer sah Spencer stur geraudeaus auf die Straße und ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter, bevor ich ein weiteres Mal zu flehen begann. "Es tut mir so Leid. Ich hab dich verletzt und das hattest du auf gar keinen Fall verdient. Aber ich dachte du liebst mich und in der Liebe gibt man doch zweite Chancen, oder? Bitte Spencer, ich brauche nur noch diese Chance von dir und dann werde ich mein Bestes geben, um dich nicht wieder zu enttäuschen." "Du hast mich nicht enttäuscht!", entfuhr es Spencer harsch und ich zuckte zusammen bei diesem Ton, den ich so gar nicht von ihm kannte. "Jess, du könntest mich nie enttäuschen. Aber du hast mich verletzt. Du hast mein Vertrauen gewonnen und mein Herz erobert und dann hast du es mir herausgerissen und mich völlig leer und hilflos zurückgelassen. Ich brauche einfach erstmal Zeit, um mich selbst wieder zusammenzuflicken. Und ich glaube, du brauchst diese Zeit auch noch. Wie auch immer du es geschafft hast die Psychologin zu überzeugen und ihr etwas vorzuspielen, bei mir klappt es nicht." Mir klappte die Kinnlade herunter und ich konnte Spencer nur anstarren. "Wow, das war hart. Danke für die Ehrlichkeit, Reid. Gut zu wissen, dass du mich für eine heuchlerische Lügnerin hältst." Daraufhin sagte keiner von uns beiden noch etwas.