many questions, no answers

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"Es gibt keine Flucht vor Erinnerungen auf dieser Welt. Die Geister unserer dummen Taten verfolgen uns, mit oder ohne Reue."
~ Gilbert Parker

D E X T E R

Nicht sicher, was ich aus meinem eben gerade beendeten Telefonat schließen sollte, stand ich im Kopierraum und starrte auf meinen schwarzen Handybildschirm. Erst das Öffnen der Tür ließ mich erschrocken zusammenzucken und ertappt starrte ich in das Licht, das durch den Flur hereinfiel und deutlich heller war, als das dämmrige in diesem kleinen Raum. Es war Spencer, der jetzt vor mir stand und mich überrascht anshah. "Oh, ich wusste nicht, dass du hier drin bist." "Natürlich nicht", murmelte ich verlegen und kratzte mich hinterm Ohr. "Ich hatte nur gerade ein privates Telefonat, aber ich bin fertig, also kannst du jetzt tun, wofür auch immer du hergekommen bist." "Zum Kopieren natürlich. Das hier ist ein Kopierraum." Ich biss mir auf die Lippe und legte leicht den Kopf schief. "Wir haben hier drin auch schon andere Dinge getan, als zu kopieren." Ich sah, dass Spencer leicht errötete und musste mir ein Schmunzeln verkneifen. Schnell wurde ich wieder ernst. "Aber du bist ja nicht bereit, mir zu verzeihen." "Darauf wartest du doch schon längst nicht mehr", entgegnete Spencer kühl und ich schaute ihn verwirrt an. "Wie kommst du denn darauf? Natürlich hoffe ich immer noch, dass du mir verzeihst und mir noch eine Chance gibst, weil ich immer noch Gefühle für dich habe." "Und wann wolltest du mir erzählen, dass du dich in der Zwischenzeit mit Hotch tröstest?" Ich erstarrte. Spencer konnte unmöglich von dem Kuss im Krankenhaus in Boston wissen, aber wieso sollte er sonst sowas behaupten? "Wie kommst du denn darauf?", erkundigte ich mich also gespielt empört. "Ein Agent, der als Wachmann im Krankenhaus war, hat euch gesehen und später eine Bemerkung gemacht, deshalb weiß ich, dass ihr euch in Boston geküsst habt." Ich schluckte. "Ich hab ihn geküsst, aber ich weiß nicht warum und es war auch nur ganz kurz. Meine Nerven lagen einfach blank, weil gerade das mit Morgan passiert war und Hotch war einfach da und ich weiß wirklich nicht, wie es dazu gekommen ist! Bitte glaub mir das, Spencer." "Ich weiß nicht mehr, was ich noch glauben soll. Aber jetzt muss ich was kopieren und das tue ich bevorzugt allein." Ich nickte schwach und schob mich an meinem Exfreund vorbei aus dem Kopierraum, um zurück ins Großraumbüro zu gehen. Erst dort kam mir wieder das Telefonat in den Kopf und ich ließ mich gedankenverloren auf meinen Stuhl fallen. "Hey, was ist los?", erkundigte JJ sich und machte so auch Morgan auf mich aufmerksam. Ich seufzte. "Das war das Krankenhaus. Dieser Schimmel, den Lexie irgendwie gegessen hat, der kommt total selten vor und am ehesten noch bei abgelaufenen Medikamenten. Aber die Medikamente bei uns zu Hause sind alle noch haltbar, darauf achte ich immer sehr genau. Also waren es diese widerlichen Kekse, die nur Lexie isst. Sie hat mir erzählt, dass sie sich nachmittags noch eine Packung von uns zu Hause geholt hat, um abends beim Filme gucken etwas knabbern zu können. Der Arzt meinte aber, dass sich dieser Schimmel nur an Lebensmitteln zeigt, die beispielweise mit abgelaufenen Mediakmenten in Kontakt gekommen sind." "Und jetzt fragst du dich, wie dieser Schimmel an Lexies Kekse gekommen ist", stellte JJ fest und ich nickte. Die Blondine sah mich nachdenklich an. "Fällt dir irgendjemand ein, der was gegen Lexie hat?" "Eigentlich nicht. Und selbst wenn, dann hätte jemand in unser Haus einbrechen müssen. Und das hätte den Alarm ausgelöst." "Außer derjenige kannte die Alarmanlage und hat sie vorher deaktiviert." "Sowas macht aber keine Mitschülerin, die neidisch auf Lexies gute Noten ist. Sowas macht jemand, der eigentlich mich als Ziel hat." "Du meinst, ein Serienkiller oder ein Angehöriger, der sich an dir rächen will? Aber du bist erst etwas länger als ein halbes Jahr bei der BAU und hast auch bei keiner Pressekonferenz gesprochen. Woher sollte jemand dich kennen, alles über dich herausfinden, deine Alarmanlage kaltlegen und Lexie vergiften. Das macht doch alles keinen Sinn." Ich zuckte die Schultern und rieb mir die Schläfen. "Vielleicht mache ich mir auch völlig umsonst Sorgen. Der Arzt hat ja gesagt, dass es in ganz seltenen Fällen auch bei anderen Dingen zu diesem Schimmel kommen kann. Ganz selten heißt nicht unmöglich." "Wahrscheinlich hast du Recht. Mach dir keine unnötigen Sorgen. Lexie hat es überstanden, das ist das Einzige, was zählt", stimmte Morgan mir zu. Ich nickte und wir beschlossen, uns wieder der normalen Arbeit zu widmen. Wir hatten bereits einige Stunden Papierkram hinter uns gebracht, als Garcia mit schnellen Schritten, ernster Miene und ohne ein Wort an uns vorbei zu Hotchs Büro lief und es betrat. Die Tür knallte sie hinter sich so laut zu, wie ich es noch nie von ihr erlebt hatte und runzelte verwirrt die Stirn. "Was hat sie?", erkundigte ich mich, während ich beobachtete, wie die blonde technische Analystin vor Hotchs Schreibtisch stand, wild gestikulierte und auf den Unit Chief einredete. "Chicago hat wahrscheinlich ein drittes Mal angefragt, wegen den vermissten Mädchen. Aber es gibt immer noch absolut keine Hinweise und es sind noch keine Leichen aufgetaucht, deshalb lassen uns die Bosse nicht hinfliegen", mutmaßte JJ. Mein Blick glitt zu Morgan. "Hast du mal mit deiner Familie Kontakt aufgenommen? Haben sie was von den verschwundenen Mädchen mitbekommen? War es jemand aus ihrer Umgebung?" Mein bester Freund schüttelte den Kopf. "Sie haben in der Zeitung davon gelesen, aber die Polizei hält die Presse so gut wie möglich raus. Sie haben Angst, dass der Entführer sich dann seiner Geiseln entledigt. Und Leichen wollen sie erst recht nicht finden." JJ schnaubte. "Es ist grotesk, dass das erst passieren müsste, bevor man uns hinfliegen lässt. Ich hab heute Morgen mit Garcia gesprochen und sie sollte wohl zwischen drei Fällen auswählen, welchen wir als nächstes behandeln. Sieht so aus, als ob sie sich nicht für einen von denen entschieden hat." Ich nickte und beobachtete, wie Garcia das Büro von Hotch verließ und genauso ernst wie vorhin zum Konferenzraum lief. Nur kurze Zeit später verließ auch unser Chef sein Büro und nickte in Richtung des Konferenzraums. Wir verstanden die Aufforderung und nur wenige Minuten später saßen Hotch, Rossi, Morgan, JJ, Spencer, Garcia und ich am großen runden Tisch zur Besprechung. "Wir haben einen neuen Fall, zu dem wir fliegen werden", informierte Hotch uns und ich konnte mir nicht verkneifen zu fragen: "In Chicago?" Aber der Unit Chief schüttelte den Kopf. "Nein, wir fliegen nach Tennesse. Garcia, stell uns bitte den Fall vor."

Profile Me (Criminal Minds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt