suspended

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„Wenn ich mein Geheimnis verschweige, ist es mein Gefangener. Lasse ich es entschlüpfen, bin ich sein Gefangener."
~ Unbekannt

D E X T E R

"Und du bist wirklich wieder fit?", hakte Hotch ein weiteres mal nach und ich nickte bestimmt. "Ja doch, der Arzt hat mir das Okay gegeben." "Und der Psychologe?" "Wer?" "Der Psychologe." "Wir müssen nicht zum Psychologen, um wieder für dienstfähig erklärt zu werden." "Du schon." "Wieso?", erkundigte ich mich entgeistert und Hotch sah mich durchdringend an. "Weil du etwas traumatisches erlebt hast und dir sowas ähnliches vor vielen Jahren schon einmal passiert ist. Ich will nur dein Bestes, das weißt du. Aber ich will auch das beste für das Team und wenn ein Mitglied nicht fit ist, kann ich es nicht mitnehmen." "Mir geht's gut, Hotch." Misstrauisch sah mein Chef mich an und ich schrumpfte unter seinem Blick leicht zusammen. "Wirklich? Keine Albträume? Keine Anzeichen eines posttraumatischen Stresssyndroms?" Ich schluckte. "Albträume hab ich immer Hotch. Das hat nichts mit dem Einsatz zu tun." "Das denke ich schon. Sind sie mehr geworden seitdem?" "Vielleicht, aber ich komm damit klar." "Das glaube ich nicht. Du wirst noch nicht wieder mit uns fliegen." "Aber-" "Ich diskutiere das nicht mit dir. Du hast Innendienst, bis du bei einem Psychologen warst und der mir bestätigt, dass du wieder einsatzbereit bist." "Das kann nicht dein Ernst sein!" "Und wie das mein Ernst ist. Und jetzt verlass bitte mein Büro." Wütend stand ich auf und stürmte aus dem Büro meines Chefs. Mein Blick fiel geradeaus auf meine Kollegen, die alle in meine Richtung sahen und die Blicke schnell abwandten, als ich sie ebenfalls ansah. Ich lief in Richtung des Konferenzraumes, wobei ich an Rossis Büro vorbeikam. Dave stand in der offenen Tür und schaute mich auf seine typische Art und Weise an. "Er lässt dich noch nicht wieder mitkommen?" "Nein. Ist das zu fassen?" "Ist es. Er ist der Chef und er kennt jeden im Team gut genug, um das einschätzen zu können." "Ich bin erst ein paar Monate bei euch, so gut kann er mich noch gar nicht kennen." "Er kennt deine Vergangenheit, das ist in diesem Fall genug. Nimm dir zu Herzen, was er dir gesagt hat, anstatt dich darüber zu ärgern." Ich nickte bloß, dann lief ich in den Konferenzraum, wo ich mein Tablet vom Tisch nahm. Als ich den Raum wieder verlassen wollte, stand Spencer in der Tür. Ich schluckte und sah ihn emotionslos an. "Möchtest du auch noch irgendwas dazu sagen, dass ich noch nicht wieder mitkommen darf?" "Ich habe dir dazu schon meine Meinung gesagt, woraufhin du mich aus deiner Wohnung geschmissen hast. Erinnerst du dich?" Seine Stimme klang ironisch und kalt, aber ich wusste, wie viel Schmerz sich dahinter verbarg. Ich wusste, dass ich mich ihm gegenüber unfair verhalten hatte, aber ich konnte ihn im Moment nicht an mich heranlassen. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, wurde aber durch die Ankunft des restlichen Teams davon abgehalten. Garcia erschien und sah mich überrascht an. "Du bist wieder dabei? Super!" Genervt schüttelte ich den Kopf. "Ich bin nicht wieder dabei, ich hab nur mein Tablet geholt bevor ich mit meinem Innendienst weitermache." Wütend schob ich mich an Garcia vorbei und wollte den Konferenzraum verlassen, als Hotch in den Raum kam und mir einen Zettel in die Hand drückte. Ich überflog ihn und lachte dann freudlos. Hotchs Gesicht blieb ernst und ich starrte ihn ungläubig an. "Du suspendierst mich? Ist das dein verdammter Ernst? Ich fass es nicht!" Ohne auf irgendwelche Reaktionen des Teams zu warten, stürmte ich aus dem Konferenzraum, dem Großraumbüro, dem Gebäude. Erst als ich in meinem Auto saß und wütend das Gaspedal durchtrat, wurde mir bewusst, wie ich mich gerade aufgeführt hatte. Frustriert fuhr ich nach Hause und setzte mich unschlüssig auf das Sofa im Wohnzimmer. Die Suspendierung in meinen Händen konnte ich mir so oft durchlesen, wie ich wollte, ihr Inhalt blieb derselbe. Hotch hielt mich für instabil und möglicherweise gefährdend für mich selbst und das Team. So ein Schwachsinn! Ja, ich hatte wieder öfter Albträume und ja, es gab ein paar Anzeichen für posttraumatischen Stress, aber damit kam ich klar, denn das kannte ich längst. So arbeitete ich schon immer. Wieso konnte Hotch das nicht verstehen?

"Hey meine Große, wie war die Schule?" "Mum, was machst du denn hier? Ich dachte, du arbeitest ab heute wieder." "Nein, ich hab mir noch ein bisschen frei genommen und dachte, wir machen diese Woche irgendwas schönes zusammen. Wir könnten einen Ausflug oder sowas machen." Jetzt musste Lexie grinsen. "Du weißt aber schon, dass ich Schule hab, oder?" "Na und? Dann schreibe ich dir halt eine Entschuldigung", entgegnete ich schmunzelnd und Lexie schüttelte leicht den Kopf. "Wer bist du und was hast du mit meiner Mum gemacht? Seit wann bist du so gechillt und redest davon, mich ohne wirklichen Grund von der Schule zu befreien?" Ich seufzte leise. "Ach Große, ich hab dir doch erzählt, dass der letzte Einsatz ziemlich heftig war und dabei ist mir bewusst geworden, dass wir viel zu lange nicht mehr gemeinsam weggefahren sind oder einen Filmemarathon gemacht haben." Jetzt wurde Lexie ernst und legte leicht den Kopf schief. "Wie schlimm war der Einsatz wirklich? Du hast mir kaum etwas davon erzählt, aber du hast dir freigenommen, obwohl du nie freiwillig auf deine Arbeit verzichtest. Wurdest du etwa gefeuert?" "Blödsinn, ich wurde doch nicht gefeuert! Hotch und ich sind nur übereingekommen, dass ich mal eine kleine Pause brauche." "Der Einsatz hatte was mit jemandem wie Charles zu tun, oder?" Ich erstarrte. Es dauerte einen Moment, bis ich mich wieder gefasst hatte und den Kopf schüttelte. "Nein, er war nicht wie Charles. Er war viel schlimmer. Es war ein sehr, sehr böser Mann, aber jetzt kann er nichts böses mehr tun. Und jetzt lass uns nicht mehr darüber reden. Was hältst du davon, wenn ich dir bei den Hausaufgaben helfe und wir anschließend alte Folgen Gilmore Girls gucken?"

Profile Me (Criminal Minds FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt