s e c h s

1.1K 68 17
                                    

Hoseok

Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen sah ich zur Bühne. Ich war extra schnell zu meinem Platz gegangen, damit ich Jungkooks Auftritt sehen konnte. Wir waren Freunde. Ich hatte ihn stets auf seinem weg ein Idol zu werden unterstützt und nun hatte er es geschafft. Ich fühlte mich, wie eine stolze Mom. Oder ein Dad, aber eher wie eine Mom. Immerhin hatte ich ihn großgezogen... zumindest während seiner Traineephase.

Jungkook hatte unglaubliches Talent, das stand völlig außer Frage. Und ich war ihm unheimlich dankbar, dafür dass er mich aus der Anstalt geholt hatte. Er war so erwachsen geworden, ich konnte es auch jetzt manchmal noch nicht glauben. Doch was ich auch nicht glauben konnte, war wie schamlos er Jimin angegangen war. Er hatte Jimin und Tae verlassen. Wofür? Für Erfolg. Für einen Neuanfang. Oder so ähnlich. Und nun? Nun stand er an der Schwelle zum Riesenerfolg. Und ich war mir sicher, dass er eigentlich über Jungkook hinweg.

"Er ist großartig.", sagte Lisa und strahlte richtig. Sie saß neben mir und schmachtete Jungkook an. Natürlich, das durfte sie ja auch, denn er war ihr Freund. Daher fand ich es auch gar nicht gut, wie er sich praktisch an den armen Jimin rangeschmissen hatte. Jimin hatte Taehyung. Und Jungkook hatte Lisa. Außerdem hatte Jimin, so wie er ausgesehen hatte, noch immer einiges für Jungkook übrig. Aber bei Jungkooks Entwicklung konnte es ihm wohl kaum einer übel nehmen.

Plötzlich räusperte sich Lisa, dann zwinkerte sie mir zu und lief hinter die Bühne, wo Jungkook eben hin verschwunden war. Hoffentlich schlossen sie Beiden ab. Der freie Platz wurde jedoch besetzt und ich sah auf.

"Yoongi-hyung...?", fragte ich überrascht und er lächelte ein wenig. "Hey Hoseok, ich freu mich zu sehen dass es dir gut geht...", bemerkte er. Mein Lächeln verblasste.

"Du wusstest, wo du mich hättest finden können. Aber du bist nicht gekommen. Und nimm jetzt nicht Taehyungs Hass als Ausrede.", schnaubte ich und sah ihn kühl an, dann lächelte ich ein wenig.
"Aber... es tut gut euch alle wiederzusehen...", sagte ich und leckte mir über die Lippe. Egal wie sauer ich war, ich freute mich trotzdem wie ein kleines Kind. Es ging ihnen gut - mehr oder weniger zumindest. Tae sah wütend aus. Klar, erst ich, dann Jungkook. Und Jimin... er wirkte traumatisiert. Aber das konnten wir ja alle verstehen, denn er war geradewegs über seinen frisch aus der Pubertät herausgekommenen, verdammt attraktiven Ex gestolpert. Und wurde von diesem irgendwie angegraben.
Jungkook war echt unverschämt.

"Ich finde dein Mixtape großartig. Also... deine Songs, ich bin echt beeindruckt...", sagte Yoongi und wirkte fast schon... kleinlaut? Schüchtern? Yoongi und schüchtern? Das war neu...

Und er machte mir Komplimente, zu meiner Arbeit. Ich hatte ihn immer beeindrucken wollen, denn er war der Hyung, vor dem ich immer am meisten Respekt gehabt hatte. Ehrlich gesagt hatte ich auch jetzt noch sehr viel Respekt vor ihm. Er hatte Einiges durchstehen müssen, war mehrmals am Boden und völlig am Ende gewesen, aber konnte jedes Mal aus eigener Kraft wieder aufstehen und kam noch stärker zurück um allen zu zeigen wer er war und was er eigentlich konnte.

"Das... danke...", murmelte ich und meine Wangen erhitzten sich. Na toll, wurde ich jetzt etwa vor Yoongi rot? Schnell senkte ich den Blick und fixierte mein Wasser. Er starrte ebenfalls auf eine Wasserflasche. "Wie geht es den anderen?", fragte ich um abzulenken und sah wieder in Yoongis Gesicht. Er hatte schon immer ein schönes Gesicht... Gut, einmal da hatten sie seine Augenbrauen versaut und er sah nicht mehr verdammt gut, aber immer noch gut aus.

"Die anderen? Also, Namjoon sorgt sich um dich, Gott und die Welt - dem geht's prima. Jimin auch, wenn man davon absieht dass Jungkooks Bühnenpräsenz ihn vermutlich komplett aus der Bahn geworfen hat, deine auch. Aber Jungkooks mehr. Tae... mit Tae würde ich weder als du, noch als Jungkook reden, er ist ziemlich sauer und macht das deutlich... Jin... ich habe so ein Gefühl dass er davon wusste, oder?", neugierig legte er den Kopf schief. "Ja... er hat mich besucht, kurz bevor Jungkook mich rausgeholt hat.", antwortete ich leise. Yoongi zu belügen war schwer, doch wenn man Jung Hoseok hieß und ganz zufällig ich war, dann war es ein Ding der Unmöglichkeit. Langsam nickte Yoongi.

"Ich sage nichts, denn ich will Jin keine Probleme bereiten, allerdings musst du mir erklären, wieso ausgerechnet Jungkook dich rausgeholt hat...", murmelte er und sofort sank meine Laune. Natürlich fragte er das, denn er hatte Jungkooks Launen danach mitansehen müssen und das alles mit dem Wissen, dass ich dafür verantwortlich war. Er hatte es auch nicht leicht gehabt. Das hatte niemand von uns...

"Manchmal verstehe ich das auch nicht. Aber ohne Jungkook wäre ich jetzt wo ganz anders. Nämlich in einem grau-weißen Zimmer in einer Nervenklinik und außerdem in ganz anderer, geistiger Verfassung.", murmelte ich und lächelte ihn traurig an. Das Ganze war nun immerhin vorbei, aber mir blieben immer noch die Erinnerung an all die einsamen, dunklen Nächte. "Hoseok... was hast du alles durchmachen müssen?", fragte Yoongi leise und seine dunklen Augen fixierten die meinen; fingen meinen Blick ein und ich konnte mich nicht lösen.

Aus irgendeinem Grund kam die Wut wieder hoch. Wenn es ihn gekümmert hatte, wieso hatte er mich nie besucht? "Dich kümmert, was mit mir ist?", fragte ich leise und er nickte. "Natürlich tut es das, Hoseok.", bemerkte Yoongi und sah mir direkt in die Augen. Als er meinen Blick sah, wurde er unsicher. "Du bist wütend auf mich.", stellte Yoongi fest. Schlaues Kerlchen.

"Weißt du, ich hätte mich gefreut dich zu sehen. Ich war dauernd alleine... auch wenn ich mich jetzt freue dich zu sehen, ich bin sauer.", sagte ich ruhig und war erstaunt über mich selbst dass ich so gelassen bleiben konnte. Yoongi blieb ebenfalls ruhig und musterte mich. "Ich weiß. Ich war sogar da, in der Klinik. Aber dann habe ich mich doch nie getraut und bin einfach wieder gegangen, es tut mir Leid.", sprach er ruhig und ergriff dann plötzlich meine Hand. Mit der anderen nahm er den Stift auf dem Tisch und schrieb seine Nummer auf meine Hand. Er hatte also eine Neue...

"Du weißt dass ich dir auch einfach mein Handy hätte geben können?", fragte ich - unromantisch wie eh und je. "Ihhja, wo du es schon mal ansprichst, ich habe mein Handy verloren, kannst du mir deins geben, damit ich meine Nummer einspeichern kann?", Yoongi sah mich intensiv an.

Verwirrt hielt ich ihm mein Handy hin, nachdem ich es entsperrt hatte. "Was nützt dass dann, wenn du kein Handy hast?"

"Hoseok ich versuche hier mit dir zu flirten..."

"Oh...", ich lief rot an und sah weg. "Warum?"

Als nächstes gab Yoongi sich ein Facepalm.

Little Fanboy Reloaded|Vminkook + SideshipsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt