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Hoseok

Heute erwachte ich unnormal früh und mit ausgesprochen guter Laune. Aber wer hätte keine gute Laune am Tag seiner Entlassung aus einer Nervenanstalt? Die ältere Dame an der Frühstücksausgabe musterte mich nur verwundert, während ich fort fuhr Happy zu summen. Heute war wohl einfach mein Glückstag. Welche Argumente sie wohl gebraucht hatten, damit ich rauskam?

Ich rechnete ehrlich gesagt mit Yoongi oder Jin. Namjoon schien nichts zu wissen und Tae und Jimin waren immer noch total gegen mich, nahm ich mal an. Nein, Taehyung würde mir  nie verzeihen. Ich kannte ihn gut genug um das zu sagen... Er war schon immer ein verfluchter Sturkopf. Eher würde Taehyung kurzfristig versterben oder sich die eigene Zunge abbeißen als nur ein nettes Wort mit mir zu wechseln.

Das tat weh und kratzte nicht nur an meinem Ego, es nahm gleich ein Messer und stach mehrmals ziellos hinein. So fühlte es sich zumindest an. Damals, als wir gerade die Traineezeiten abgeschlossen und unser Debüt hinter uns hatten, da waren Jin und ich in einen dämlichen Streit wegen ein paar Klamotten. Warum genau war mir wieder entgangen, jedenfalls war es echt dämlich gewesen. Alle waren auf Jins Seite gewesen. Na ja, sie hatten ihn eben besser verstanden. Auch Tae hatte Jin verstanden, aber trotzdem hatte er sich zu mir gesetzt und mir zugehört. Zwar hatte er mich nicht verstanden, aber er hatte es versucht und sich größte Mühe gegeben, neutral zu bleiben. Was war nur aus unserer Freundschaft geworden...

Ich hatte mich irgendwie in Tae verliebt. Zumindest war ich mir dessen sicher gewesen. Immer wenn er da war, dann hatte ich mich gut gefühlt. Seine Berührungen hatten ein Kribbeln hinterlassen, einfache Worte seinerseits hatten mich zum Erröten gebracht. Das war es doch, was Liebe ausmachte, oder? Was auch immer, jedenfalls hatte ich das geglaubt.

Aber ich wäre ja nicht Jung Hoseok, wenn ich nicht das besondere Talent hätte, mich extrem ungesund in Dinge hineinzusteigern. Wie zum Beispiel meine Gefühle für Taehyung. Es gab niemanden an seiner Seite, das war gut. Und das war sogar perfekt, denn mir fehlte der Mut ihm meine Gefühle zu gestehen. Wir waren Idols, daher hätte ich nie geglaubt dass er jemanden finden würde.

Und dann fing das ganze Drama mit Jimin, Taehyung und Jungkook an. Anfangs, da habe ich ihn gehasst. Ich hatte solch einen Hass auf diesen doch so unschuldigen Jungen der mir rein gar nichts getan hatte. Aber wenn er mich dann ansah und beim Lächeln seine süßen kleinen Zähnchen, die ein wenig an Hasenzähnchen erinnerten, zeigte dann verflog mein ganzer Hass und ich konnte nicht anders als dieses süße, unschuldige Baby einfach zu vergöttern.

Also: Kaum war Jungkook da, waren die Gefühle für Taehyung vergessen und Jungkook war meine neue Interessenbaustelle.

Klingt doch super, nicht? Nur das Jungkook leider in einer Welt voll mit Jimin und Taehyung lebte und ich dort nicht existierte. Er sah mich nicht und das tat weh. Deswegen verzweifelte ich langsam mit der Zeit und dann an diesem einen Tag, wo nur Jungkook und ich im Dorm waren, da waren alle Sicherungen durchgebrannt und ich hatte mir das genommen, von dem ich glaubte dass es mir gehörte. Nämlich Jungkook. Bis vor einigen Monaten da hatte ich sein Schreien und Weinen noch in meinem Schlaf gehört. Jetzt war ich mit mir vollkommen im Reinen, was das alles betraf.

Ich hatte weder Gefühle für Jungkook, noch für Taehyung. Für niemanden um genau zu sein, was aber auch besser war. Liebe war mit Sicherheit etwas schönes, wenn es eine gesunde Form der Liebe war und wenn sie erwidert wurde. Ich konnte da aber erstmal drauf verzichten.

"Hoseok, stimmt es? Du gehst heute?", fragte mich eine leise Stimme. Ich sah auf. Vor mir saß Jinhwan, ein kleiner und viel zu dünner Junge. Er aß, wie immer, fast nichts, denn er saß hier fest wegen Magersucht. Ich hatte nur noch nie verstanden ob das bei ihm eine angeborene Sache war, dass er einfach so dünn wie ein Spargel war, oder ob er da hineingerutscht war. Wir sprachen nie über so etwas. Weder über meinen Skandal, noch über seine Vorgeschichte. Oft frühstückten wir gemeinsam, so wie heute.

Ich nickte leicht. "Ich habe keine Ahnung wieso, aber ich werde heute entlassen.", sagte ich leise und stocherte mit dem Löffel in meinem Müsli herum. "Du siehst nicht so aus, weißt du. Freust du dich denn gar nicht?", Jinhwan musterte mich und fing an auf seinem Brötchen herumzukauen. Wahrheitsgemäß zuckte ich mit den Schultern. "Ich habe einige Dinge echt verbockt bevor ich hergekommen bin, weißt du. Davor habe ich Angst.", gestand ich mit einem leisen Seufzer und löffelte dann mein Müsli zuende. Er sah mich an und legte den Kopf schief.

"So blöd das jetzt auch klingt, reden hilft da echt weiter...", Jinhwan lächelte mich an und biss sich dann auf die Lippe. "Meistens jedenfalls...", fügte er dann hinzu und widmete sich wieder seinem Brötchen.

Reden... Bei Taehyung war das, als würde ich gegen eine Mauer, wenn der nicht wollte... dann wollte er nicht. Aber vielleicht konnte ich wenigstens mit Jungkook reden...

***

Es war inzwischen bald 14:00, von daher hatte ich meine Sachen gepackt und war hinunter in die Eingangshalle gegangen. Dort wartete ich dann. Ich war mir sicher, Yoongi würde mich abholen.

"Jung Hoseok? Ja, der steht gleich dort hinten.", vernahm ich die Stimme der Dame am Empfang und wandte mich um. Als der hochgewachsene Mann sich umdrehte, stockte mir der Atem. Langsam lief er in meine Richtung und ich nahm mir Zeit ihn anzusehen.

"Sieh mich nicht so an, als wäre ich ein Verstorbener...", begrüßte er mich und lächelte ein wenig.

"Jungkook...", hauchte ich und sah ihn an.

Er war größer geworden, viel muskulöser... er war ein richtiger Mann geworden. Da war unser aller Jugendfreund die Pubertät aber echt besonders fleißig gewesen... Seine breiten Schultern, die erwachsenen Gesichtszüge... Und dann dieses kleine Lächeln auf seinen Lippen. Ich war dann wohl so eben endgültig unter die Homosexuellen gegangen... das war jetzt sicher aufgrund der vergangenen Ereignisse echt unangemessen, aber ich würde ihn definitiv nicht von der Bettkante stoßen.

"Hoseok... deine Haare sehen schrecklich aus, die Farbe ist ja zur Hälfte rausgewaschen. Wir müssen dich auf alle Fälle ganz dringend zu einem Friseur schaffen...", sagte er und dieses kleine Lächeln, welches eigentlich eher einem Grinsen ähnelte, verschwand als nicht. Scheiße, er wusste genau wie gut er aussah...

"Was... tust du hier? I-ich meine...", setzte ich an und brach dann aber ab. Das war doch ein verrückter Traum, oder? Gerade er tauchte hier auf?

"Ich weiß... lass... uns nachher reden, erstmal bringen wir dich jetzt hier raus.", sprach er und da bemerkte ich erst dass auch seine Stimme viel tiefer und männlicher geworden war.

Während ich schweigend mit ihm mit ging, dachte ich nach. Warum sollte Jungkook kommen und mich hier rausholen, wo ich ihm doch damals so etwas angetan hatte und nur deswegen hergekommen bin?

"Du hast Fragen...", stellte Jungkook im Gehen fest und blieb dann bei einem Auto stehen, welches er dann Mithilfe seiner Schlüssel öffnete. "Okay, also du fragst, ich antworte. Bis wir da sind.", sprach Jungkook weiter während er meine Tasche in den Kofferraum des Wagens tat. Langsam stieg ich ein und schnallte mich an.

In welchem Film war ich hier? Mein Blick glitt zu Jungkook als dieser einstieg. Er war doch noch so ein Baby gewesen... und nun?

"Also, fang an.", er sah zu mir während er sich anschnallte und dann den Wagen startete.

Little Fanboy Reloaded|Vminkook + SideshipsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt