Kapitel 1

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Ich sah auf die Uhr. Dreiundneunzig Uhr Ortszeit Österreich.
Ein ungehobeltes Ruckeln erschütterte das ganze Flugzeug. Wir waren gelandet. Die Menschen wurden unruhig und kramten ihre Sachen zusammen. Sie unterhielten sich in vielen Sprachen, Japanisch, Deutsch, Englisch und einige weitere. Das Flugzeug hatte sich verlangsamt und drehte nun um einen geeigneten Stellplatz an zufahren. Ich war noch nie zuvor in Österreich gewesen. In Europa, ja bei Geschäftsreisen meines Vaters, aber nicht hier. Auch ich beugte mich nun endlich um meine Tasche aufzuheben, dabei fiel mein langes braunes kerzengerades Haar über meine Schulter. Man hörte das sanfte Prasseln des Regens, der seit einigen Minuten begonnen hatte. Der Himmel war zugezogen und dunkle schwarze Wolken verhängten ihn. Man sah wie die Äste der Bäume sich im Wind zu wiegen begannen. Wir hatten bereits Verspätung, da in Tokio nicht klar war, ob wir bei diesem Wetter sicher landen würden. Aber es war alles gut gegangen, denn noch war das Wetter nicht sehr schlimm. In ein paar Minuten hätte uns das Wetter vielleicht Probleme betreuter, da ich langsam merkte, wie immer mehr Windböen über unser Flugzeug hinweg fegten. Der Regen klopfte nun schier unaufhörlich gegen die Scheiben und es fühlte sich an, als versuchte er die Aufmerksamkeit aller Insassen zu erlangen, die jedoch nur noch lauter ihre Gespräche fortführten. Ich saß in der Mitte von zwei Personen, die beide mich bei unserem Langstreckenflug begleitet hatten. Es waren ein sehr muskulöser junger Mann und eine alte Dame. Beide waren nur meinetwegen hier. Sie halfen mir. Sie waren mein Schutz. Wobei die alte Dame mehr mein Terminkalender war, als Schutz. Aber der Junge Mann, er war mein Bodyguard... Wie auch weitere andere junge Männer im Flugzeug.

Ich stamme aus einer ehemaligen Adelsfamilie. In Japan ist das mit der Regierung ein wenig anders. Bei uns gibt es den Tenno. Das ist sozusagen der Kaiser... und tja daher ist meine Familie nicht ganz so einfach. Ich bin um unendlich viele Ecken mit unserem Staatsoberhaupt verwandt. So viel Pech muss man erst einmal haben. Ich weiß, normale Leute beneiden mich darum. Aber so einfach ist das nicht. Mein Vater arbeitet auch in der Regierung und somit muss auch ich überall hin, in viele Länder. Zusätzlich setzen alle gewisse Erwartungen in mich. Dies muss ich können, das muss ich können. Und Perfektion ist das Mindeste was verlangt wird. Da hilft mir auch der ganze Reichtum nicht. Es ist ein anstrengender Job. In den ich hinein geboren wurde und aus dem es kein Entrinnen gab. Ständig wurde ich bewacht, Presse an jeder Ecke und viel zu viele Termine. Ach ja, und bei all dem... natürlich kein Mitspracherecht.

Mein Flugzeug kam zum stehen. Wieder ruckelte es. Man hörte ein Krachen als die Luke der Koffer aufging. Es ertönte das allbekannte Piepsen, dass wir uns abschnallen konnten, aber in Wirklichkeit hält sich doch keiner dran. Ich nahm eine schwarze Cap und meinen Mundschutz, zog meine olivgrüne Jacke an. Yato, mein Bodyguard, der den Flug neben mir verbracht hatte, stand auf und nahm meinen kleinen Trolli aus dem Gepäckfach. Eine Ansage auf Englisch ertönte, aber sie war durch die vielen Menschen hier nicht zu verstehen. Yato wollte gerade mit dem Trolli vorgehen, als ich ihn zurück hielt und mein schwarzes Handgepäck selbst in die Hand nahm. Die Leute drängten und wollten aus den Sitzen, in denen sie viele Stunden verbracht hatten. Ich wartete, sah aus dem Fenster, wie es nun mittlerweile fürchterlich schüttete. Frau Lee gab mir mein Handy, dass sie zuvor eingeschaltet hatte. Ich sah kurz darauf und versuchte in Windeseile meine Nachrichten zu überfliegen. Ein unmöglicher Job. Warum stand die Welt nicht einmal für ein paar Minuten still? Ich seufzte auf.

Ein weiteres Krachen ertönte und endlich wurden die Türen geöffnet. Die meisten Japaner, die sich hier im Flugzeug befanden, waren Geschäftsleute, was man an ihrer Kleidung erkannte. Aber es befanden sich auch ein paar Touristen unter ihnen. Aber so auch einige die gerade von einem Japan Urlaub zurückgekehrten. Ich wusste, dass in diesem Moment acht Blicke auf mir lagen, um mich jederzeit beschützen zu können, Frau Lee ausgeschlossen.

Frau Lee - um genau zu sein - sah gerade sehr müde aus. Müde und erschöpft. Alte Menschen sollten nicht so viel reisen, aber sie war schon immer an meiner Seite, wie eine Mutter. Und mit diesem Gedanken wurde ich traurig. Eine Mutter.... Doch da setze sie ein müdes Lächeln auf und schaute mir in die Augen. Gerade wollte sie irgendetwas sagen, als sich der Stau vor mir auflöste und ich mich nun endlich bewegen konnte. Ich beeilte mich das Flugzeug zu verlassen und verbeugte mich leicht vor den Stewardessen, die um mich zu verabschieden, ebenfalls zu einer leichten Verbeugung ansetzten. Schnell trat ich in den Tunnel, der mich von dem Flugzeug bis zum Terminal vor dem Regen bewahrte. Ich glitt durch die Menschenmassen, die sich anstellten um ihre Koffer zu holen. Wenigstens das lies ich meine fleißigen Helfer machen.

Ich sah mich um und wartete auf Frau Lee und Yato, diese zwei musste ich immer an meiner Seite haben. Als sie mich eingeholt hatten, schritten wir sofort auf den Ausgang zu, direkt zum Parkplatz und dort führte Yato mich zu einem Wagen und lies mich und dann Frau Lee einsteigen. Er stieg vorne rechts ein, auf dem Beifahrersitz. Kaum saß er fuhr uns ein Fahrer auch schon davon.

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Ich sah auf meine Uhr: 2:11 Uhr. Vor ein paar Minuten waren wir im Hotel endgültig angekommen, meine Koffer waren noch nicht da, somit konnte ich nicht schlafen gehen. Also legte ich mich einfach auf mein Bett und breitete die Arme aus und versuchte ein wenig zu entspannen. Ich hörte wie noch immer die Tropfen gegen die Scheiben knallten.
Hier in Wien hatte mich nur ein einziger Fotograf tatsächlich entdeckt und das war schon mal was Gutes. Noch als ich versucht hatte zum Flughafen in Tokio zu kommen und als ich dann versucht hatte in den Flieger zu kommen, wurde ich belagert von vielen Journalisten. Diese würden bestimmt nicht lange auf sich warten lassen und mir hinterher fliegen.

Schließlich war ich die einzige die Japan als aller erste beim Wiener Opernball vertreten würde. Dieses Jahr sollten auch einige asiatische Länder erstmals Debütanten entsenden um die Eröffnung zu feiern. Wir würden Tanzen und Tanzen und das in Reih und Glied, kein Fehler wurde geduldet. Daher hatte ich auch schon Monate auf diesen Tag trainiert. Tanzen. Ich liebte es. Aber ich mochte es noch mehr, wenn ich nicht einfach durch Zwang Tanzen musste. Sondern zu den Liedern die ich mochte. Und die meinem Vater keinen politischen Nutzen bringen würden. Auch dieser Ball war eigentlich eine Qual für mich, da so viele Augen auf mir lagen und mein Vater sich durch meine Bekanntschaften Vorteile versprach und hoffte, dass die ganze Aufregung um mich auch ihn nach oben pushen würde.

Ich fühlte mich erdrückt. Also nahm ich mein Handy in die Hand und suchte nach meiner Lieblingsplaylist.

"니가 만지면 온몸이 반응해
니가 있어야 있어
Every day, every night
I can feel you
너무 아름다워
눈을 수가 없어
꽃에 가시같이
찔릴 같아도 갖고 싶어
So beautiful (so beautiful), so beautiful (so beautiful)
너무 예뻐, 슬프도록 아름다워
Too beautiful to handle"

Ich sang und tanzte die Choreografie dazu. Schon ging es mir besser. Ich war glücklich. Ich liebte diese Musik, Monsta X. Ich war ein Mega Fan. Aber leider durch meine Verpflichtungen auch noch nie auf einem Konzert oder ähnlichem. Diese Musik gab mir Kraft wenn ich nicht mehr konnte. Sie erfüllte mich und die Bewegungen der Choreo waren ein leichtes für mich zu lernen. Das war es was mir Spaß machte, aber niemand akzeptierte es. Naja würde es akzeptieren... Keiner weiß es, dass ich diese Musik von ganzem Herzen liebte. Wegen ihr konnte ich mich aus so manchem Tief in meinem Leben erretten. Es war als hätten diese sieben Jungen mir ihre Hand hingehalten und hätten mich immer beschützt. Oh man... Das klang so dämlich. Sie wussten ganz sicher nicht einmal wer sie war.

Bei diesem Gedanken musste sie schmunzeln. Wegen Ihnen hatte sie immer so viel Motivation. Sie hatte wegen Ihnen Koreanisch gelernt und beherrschte diese Sprache nun wie ihre Muttersprache Japanisch. Englisch musste sie ja können wegen ihrem Vater und ihren häufigen Aufenthalten im Ausland.

Die Lieder verstrichen, meine Gedanken verweilten und die Zeit verflog. Als meine Handyuhr tatsächlich schon 3:46 anzeigte, klopfte es endlich.

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Hallo, ihr Cuties <3

Ja, es war ein langes Kapitel in dem nichts spannendes passiert ist, aber bedenkt, dass ich gerne immer die selbe Länge der Kapitel hätte und zukünftig ihr immer, auch an spannenden Stellen, lange zum lesen habt.

Ich hoffe es gefällt euch ^^

Lisa

Kihyun FF | Promises you can't keepWo Geschichten leben. Entdecke jetzt