Kapitel 11

72 6 0
                                    

Langsam began ich mich auf die Tür zu zubewegen und drückte letztlich doch endlich die Klingel. Ich hörte wie das Läuten erklang. Aber es blieb still in der Wohnung. Jetzt spürte ich, dass ich keine Jacke anhatte. Nur ein Kleid. Und das zu dieser Jahreszeit. Wie dumm war ich eigentlich? In dieser Sekunde konnte ich mich am liebsten ohrfeigen. Ich würde mich erkälten. Ich sank vor der Tür in die Hocke und starrte ungläubig auf die Tür. Was nun? Zurückfahren? Nein, auf keinen Fall! Ich wollte mich entschuldigen für meine Verschlossenheit! Auch wollte ich die anderen Jungen wieder sehen...

Noch immer in Gedanken, merkte ich nicht wie ein Auto angefahren kam und hinter mir zum stehen kam.

Ich schreckte auf als ich hörte wie Autotüren hinter mir zuschlugen. Ich fuhr herum und sah zwei vermummten Männern entgegen. Sie waren komplett in schwarz. Einer war größer als der andere und ragte hoch auf. Ich war mir sicher, dass er die Zwei Meter Marke überragte... Vor Schreck weiteten sich meine Augen. Nein! Das konnte nicht passieren! Nicht wieder! Aber ich stand dort wie festgefroren. Die Männer kamen langsam auf mich zu und der kleinere sah sich nervös um. Ich begann nicht nur vor Kälte zu zittern, nun auch vor Angst und Panik.

Plötzlich kam mehr Bewegung ins Geschehen. Ein weiteres Auto kam. Ein schwarzer Van. Dies ließ mich nur noch panischer werden. Endlich drehte ich mich weg und rannte davon. Mein Atem beschleunigte sich und ich rannte und rannte. Häuserblöcke legte ich hinter mich und versuchte irgendwie zu entkommen. Doch schon hörte ich das Brummen eines Autos hinter mir. Nach einem kurzen Blick über meine Schulter sah ich, dass der Van mir hinterher gefahren war. Plötzlich hörte ich, wie ich aufschluchzte und los weinte. Die Sicht vor meinen Augen verschwamm durch die Tränen. Ich ignorierte sämtliche Geräusche, Gerüche und Bewegungen, die nichts damit zu tun hatten. Ich ignorierte, dass eine alte Frau panisch den Müll hin warf und ins Haus rannte. Ich ignorierte den Mann, der auf einem der Gehwege mit seinem Hund Gassi ging und verwundert stehen blieb und dann plötzlich aus seiner Tasche sein Handy zückte. Schnell wischte ich die Tränen weg und sah wie der Van beschleunigte und mir letztlich doch den Weg abschnitt. Ich drehte mich um und bemerkte, dass auch der große Mann nicht aufgehört hatte mich zu verfolgen. Schweratmend sahen wir uns beide in die Augen. Doch im nächsten Moment fühlte ich wie mich zwei Hände schon an den Schultern packten. Sie rissen mich nach hinten und drängten mich an eine gut trainierte Brust. Einen Arm um meinen Bauch gelegt, drückte er mir die andere auf den Mund. Aus natürlichem Reflex bemühte ich mich ihn zu beißen, ihn von mir abzuschütteln. Aber es dauerte nicht lange, bis ich bemerkte, dass es nutzlos war. Und erneut liefen die warmen Tränen mein Gesicht hinab und zeichneten meine Konturen ab. Plötzlich zog man mich nach hinten. Richtung Van. Ich sträubte mich und schlug um mich. Genervt von meinen Befreiungsversuchen seufzte der Mann hinter mir auf. Ich flehte, mich in Ruhe zu lassen, aber all dies zeigte keine Wirkung. Schnell wurden die Türen zum Van geöffnet und der Mann zog mich einfach mit. Ich wurde von zwei Armen empfangen, die mir kurz darauf ein Tuch auf Mund und Nase drückten. Erst wollte ich mich wehren, aber ich wusste das es sinnlos war. Ich entspannte mich und schloss die Augen. Allmählich verschwand mein Empfinden der Angst und ich fiel in eine Gähnende Leere.

„Papi, Sakura hat dich und Mami lieb!" sagte mein 7 Jahre altes Ich und grinste über beide Ohren hinaus. Wir waren am Strand. Unser letzter Urlaub. Man hörte, wie dort auf dem unendlichen Ozean sich die Wellen türmten, um dann wieder in sich zusammen zufallen und ein lautes Platschen hinterließen. Freudig stürmte ich ins Wasser und lief bis meine Oberschenkel nass waren. Ich tauchte meine Hände ins Wasser und nahm gebückt ein wenig Sand in die Hände. Er knirschte so schön, wenn man ihn zerrieb. Vor Freude warf ich ihn schallenden Gelächters in die Luft. Ich drehte mich, wie der Sand laut platschend ins Wasser fiel. Meine braunen Haare wirbelten nur so herum. PENG! Plötzlich ertönte ein Schuss. Er hallte über den Strand. Ich drehte mich um und sah wie meine Mutter vom Handtuch hochsprang und ihr Handy fallen ließ, mit dem sie gerade eben noch das Video für meinen Vater drehen wollte, da dieser im Hotel bleiben musste, wegen einer Besprechung. Durch den Knall war alles bis auf das Wellenrauschen verstummt. Ich sah, wie Männer, schwer bewaffnet, über den Hügel liefen - direkt auf uns zu. Einer der Männer hatte in die Luft geschossen, um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen. Meine Mutter rannte auf mich zu und nahm meine Hand. Ihr ebenfalls langes glattes Haar wehte im Wind. Eine sanfte Brise zog am Privatstrand meiner Familie vorüber. Sie wäre wunderschön gewesen, um für die passende Abkühlung zu sorgen, aber in dieser Situation ließ sie uns frösteln. Durch den Wind aufgetrieben peitschten die Wellen gegen unsere Knöchel und das kalte Wasser schlug uns an die Knie. Für Sekunden schien die Zeit still zu stehen. Schützend stellte sich meine Mutter vor mich. Als vielleicht 10 Männer mit Waffen uns erreicht hatten, deutete man uns mit zu kommen. Ich klammerte mich an meine Mutter. Damals verstand ich nicht, was passierte und war nur ein wenig verängstigt. Ich hatte auch nie Actionfilme gesehen... so hatte ich keine Ahnung was in dieser unbekannten Situation zu tun war.

Wir gingen die Hügel hinauf

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Wir gingen die Hügel hinauf. Das hohe Gras striff meine Beine. Auf der anderen Seite des Hügels befand sich ein schwarzer Van mit verdunkelten Scheiben. Meine Mutter war still, aber ich sah das Tränen ihre Wangen hinunter liefen. Obwohl sie einer der stärksten Frauen war, die ich kannte.
Trotz ihren nur zarten 29 Jahren war ihr Gesicht mit einem Mal gealtert. Sie war vor Sorge zerfressen und ihr Gesicht hatte schlagartig Falten entwickelt. Ihre grünen Augen hatten ihren sonst so strahlend Glanz verloren und hätte ich gewusst, dass nicht nur ich der Grund war, weshalb sie nicht einfach losrannte und floh, hätte das damals ihren schwachen Körper erklärt und weswegen.... sie-sie so schnell.. gestorben war.

Ich spürte etwas warmes unter meinem Auge, während der Rest meines Körpers kalt war. Langsam breitete sich das warme auf meiner Wange aus. Streifte bis ganz zum Kinn bis die letzte Wärme auch verschwand. Eine Träne. Mit meinem Geist wurde auch mein Körper wach und ich begann zu zittern. Ich fürchtete mich. Wieder eine derartige Situation. Hatte ich nicht schon genug ertragen? Meine Handgelenke taten weh. Ich versuchte sie zu bewegen und bemerkte das sie durch einen Strick zusammen gehalten wurden. Ich ließ meinen Kopf einfach weiter so hängen wie zuvor um nicht gleich preiszugeben, dass ich bei Bewusstsein war. Allmählich spürte ich, dass meine Knöchel an die Beine des Stuhls gefesselt waren, auf dem ich saß. Ich fühlte mich eingesperrt. Gefangen. Ängstlich. Schockiert. Nervös. Meine Augen waren frei, aber ich traute mich nicht sie zu öffenen. Das schlimmste was nun passieren könnte, wäre eine Panikattacke, vor dieser nur allzu bekannten Situation. Nun ja, was heißt bekannt... Damals war meine Mutter an meiner Stelle... Damals saß ich immer auf einer Matratze. Aber wie genau machte dieser Fakt meine Situation gerade besser? Gar nicht! Mein Körper fühlte sich schwer an, als würden Tonnen an Gewicht auf mir liegen. Jede meiner Fasern tat weh. Meine Augenlieder waren so schwer. Ich stöhnte auf und konzentrierte mich auf meinen Hörsinn. Ich hörte wie sich, durch irgendetwas, möglicherweise eine Wand, gedämpft, zwei Menschen unterhielten. Und sonst war alles still. Eine beängstigende Ruhe. Wie die Ruhe vor dem Sturm. Durch die andauernde Stille ein wenig beruhigt, entschloss ich mich meine Augen langsam und vorsichtig zu öffnen.

Zögernd wand ich meinen Kopf und sah, was um mich war. Ich konnte gar nicht anders, als wieder anfangen zu weinen. Langsam rollten meine Tränen hinunter. Es war dunkel. Ich sah nichts. Es war alles dunkel. Bis auf.... diese Striche, die die Umrisse einer Tür abzeichneten. Ich musste direkt davor sitzen. Allmählich kam mir ein Verdacht. Schnell bemühte ich mich mit einer Hand mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen. Ich schob meine Hand ganz nach unten weiter in die Fessel hinein. Ohne mich zu sehr zu verletzten, bemühte ich mich meine Hand ganz nach hinten auszustrecken und... traf eine Holzwand. Ich saß also wirklich in einem Schrank!

Kihyun FF | Promises you can't keepWo Geschichten leben. Entdecke jetzt