Kapitel 16

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Die ganzen Informationen brummten in meinem Schädel... Ist das wahr? Aber es gab so viel Sinn... „Aber warum hast du mich jetzt entführt?"

Meinst du, ich hätte nicht bemerkt, dass die ganze Verantwortung immer mehr auf Dir lastet? Dein Vater hat Dir schon wieder mehr aufgeladen! Ich will nicht, dass du so leben musst! Du hast etwas anderes verdient! Ich dachte, so könnte ich dir die Möglichkeit geben einfach dein Leben neu zu starten! Unter einer anderen Identität! Einfach ohne die ganze Politik! Nur mit Dingen die Dir wirklich Spaß machen!", begann er los zu zetern.
„Außerdem hast du, seit du auf die Jungen von Monsta X getroffen bist, dich verändert! Du bist zu Ihnen anstatt zu mir gekommen und das hat mich sehr verletzt... Sie haben Dir nur Flausen in den Kopf gesetzt und was hätten sie Dir in der einen Nacht alles an tun können! Denk doch mal mit! Auch sie sind Männer! Und außerdem... wie konntest du dem einem so viel Vertrauen in nur so kurzer Zeit geben und ihn einfach so UMARMEN?! Du weißt das ich euch gesehen habe."
„Du kannst doch nicht einfach diese Entscheidung für mich treffen?! Mich einfach aus dem Verkehr zu ziehen, gegen meinen Willen?! Wenn du mich nicht entführt hättest, könnte ich jetzt über den Zweiten Teil lachen, weil das einfach nur zu niedlich ist, wie du dir sorgen machst, aber ich kann dir sagen: Die Jungs würden mir nie etwas tun! Du kannst aber doch nicht einfach mit meinem Leben machen was du willst und mir einfach jetzt sagen, dass ich alles hinter mir lassen, meinen Vater im Stich lassen, meine Freunde und die, denen ich vertraue, einfach vergessen soll! Es ist mein Leben!" Ich sah wie die Wut in ihm aufkochte. Sein Blick starr auf mich gerichtet, spürte ich die Kälte die seine Augen ausstrahlten und es ließ mich frösteln. Plötzlich bemerkte ich eine schnelle Bewegung und hörte einen lauten Knall. Ich spürte wie Tränen mir in die Augen stiegen. Langsam hob ich meine Hand und befühlte meine glühende Wange. Ich sah hoch in die Augen Yatos und spürte, wie auch er langsam begriff, was er getan hatte. Er hatte mich geschlagen!  Er drehte sich um und zog den verdutzten Ryu einfach mit, der die ganze Zeit keine Regung gemacht hatte. Aber auch dessen Strahlen hatte seine Augen verlassen. Sie sahen leer aus und das warme Grün wich einem kalten und seine Miene war wie eingefroren.

Sowie Yato durch die Tür schritt und Ryu hinterherschleifte, brachen die Tränen erneut aus mir hervor. Ich begann am ganzen Körper zu zittern und ich weinte, im Unglauben an was gerade passiert war. Wie hatte ich all dies verdient? Meine Vergangenheit und die Gegenwart? Was hatte ich falsch gemacht, um das zu verdienen? Ich sehnte mich nach meinem Vater. Seine aufmunternde Art, wenn er mir wieder etwas mehr Arbeit geben musste. Alles an ihm. Aber er war nicht der einzige. Auch Frau Lee vermisste ich. Sie hatte mir immer mal wieder Koreanisch beigebracht und war wie meine Ersatzmutter gewesen. Viele Erinnerungen durchzogen mein Gedächtnis. Dann kam ich endlich in der Zeit an, wie ich Monsta X wieder sah. Wie die Member nett zu mir gewesen sind. Im Interview, im Restaurant und bei Ihnen zuhause... und dann spürte ich einen tiefen Schmerz in der Brust. Kihyun... Ich vermisste ihn. Ich musste zurück an die Umarmung denken.

Danke nochmal...", verabschiedete ich mich. „Omo! Und jetzt gehts du?!", fragte Kihyun verärgert, aber da lies ich auch schon die Tür zu fallen. Aber er wollte sich das nicht gefallen lassen und stieg selbst nochmal aus und lief um das Auto herum, auf mich zu. Er kam immer näher und ich starrte in seine funkelnden Augen. Er zog mich ein letztes Mal an sich und umarmte mich fest. Mein Herz schlug höher und ich versuchte seinen Geruch aufzusaugen. Ich war in dieser Sekunde so glücklich, dass ich in die Luft springen könnte. Ich wusste, dass ich mich verliebt hatte... Ja verliebt. Das erste mal in meinem Leben.... und dann in einen Jungen, den ich nicht haben konnte. Traurigkeit erfüllte mich und der Schmerz nagte an mir. „Warum?", fragte ich ihn. „Weil ich dich mag, natürlich.", sagte ein schüchterner Kihyun. „Du kennst mich doch gar nicht, meine ganzen Fehler, meine Geheimnisse, meine Ecken und Kanten." „Mhm... muss man immer alles sofort wissen? Macht doch viel mehr Spaß, wenn man es gemeinsam herausfindet.", lächelte Kihyun mich an.

Und sofort musste ich wieder lächeln. Ein schwaches Lächeln aber ein ehrliches. Ich musste hier irgendwie weg! Nur wie? Ich ging schnell zur Tür und versuchte sie zu öffnen, scheiterte aber kläglich. Ich trommelte gegen die Tür. Irgendwann musste mich doch jemand hören oder zumindest mich davon abhalten, weiterhin so einen Lärm zu machen. Nach ein paar Minuten kam eine schmächtige junge Frau herein, auch wenn sie ein wenig älter als ich war. Sie schaute mich nur mit fragenden Blick an. „Was willst du? Was machst du hier?" Ohne lange nachzudenken schlüpfte ich einfach zwischen ihr und der Tür hindurch und rannte auf den Gang. Die Frau drehte sich nur fragend nach mir um. Schnell rannte ich weiter den Gang entlang, bis zur Empfangsstelle, bei der sich auch die Aufzüge befanden. Doch plötzlich zog mich etwas nach hinten zurück. Yato stand hinter mir und hielt mich an meinem Oberarm fest. „Lass mich los!", gab ich laut von mir und die Leute um uns herum sahen uns verwirrt an. „Führ dich nicht so auf!", schimpfte Yato mit mir. „Ich bin dein Bruder! Ich will doch nur das Beste für dich!"

Plötzlich herrschte das reinste Chaos um uns herum. Wir hörten Schüsse aus dem Stockwerk unter uns. Kurz daraufhin begannen die Leute zu schreien und verfielen in Panik. In der nächsten Sekunde aber schlug jemand die Treppenhaustür auf und bewaffnete Männer stürmten den Raum. Ein paar Männer, die vermutlich zu Yatos Mafia Gesellschaft gehörten, stürzten auf sie zu und feuerten mit kleinen Handfeuerwaffen auf sie. Schnell blickte ich hoch in Yatos Gesicht, da der Griff am Oberarm einfach an Kraft verlor. Ihm war das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Doch schon bewegte auch er sich, festigte wieder den Griff an meinem Arm und zog mich schützend hinter sich und holte aus seinem Hosenbund selbst eine Pistole. Ich war nur verwirrt, was geschah hier gerade?! Das laute Geräusche der Schüsse, die Schreienden Menschen... all das machte mir Angst! Ich versteckte mich hinter Yato, wie ich es immer getan hatte. Aber die gegnerische Seite fasste den Schutzversuch von mir durch Yato nicht gut auf. Einer von ihnen dachte, er bedrohe mich, nähme mich als Geisel, und so feuerte er Schüsse auf Yato ab. Und Zwei Schüsse.... beendeten alles. Yato hatte nicht ausweichen können... Ich stand ja hinter ihm. Sie waren erklungen und plötzlich war für mich alles still. Man hörte wie zwei Knie auf dem Boden aufschlugen und ich sah erschrocken auf. Ich sah wie Yato beide Hände auf seinen Bauch legte. Ich überbrückte den Letzten Meter, der mich von dem zusammenbrechenden Yato trennte, und fing ihn auf, als er nach vorne zu fallen drohte. Just in diesem Moment sah ich aus dem Augenwinkel, wie sich eine Tür öffnet und jemand dort erst erstarrte und dann auf uns zu gerannt kam.
Ich konnte nicht anders als zu weinen. Ich wollte nicht, dass man Yato etwas tat. Er war immer für mich da gewesen, auch wenn zuletzt nicht alles perfekt war und er mich entführt hatte. Aber immerhin hatte er sich immer nur sorgen um mich gemacht. Die Tränen fielen und ich schluchzte laut und drückte mich an seinen Körper und ging mit ihm in die Hocke. Sein Körper war schwer und es fühlte sich an als würde er mich erdrücken. Ich sah von seiner Schulter auf und sah wie Ryu ebenfalls weinend neben mir kniete. Ich blendete alles darum aus. Ich ignorierte auch, dass der Schusswechsel letztlich verklungen war und die Sumoyoshi-kai die Verlierer waren. Vorsichtig drückte ich Yato von mir weg, weil ich spürte, wie er noch immer auf mir atmete, wenn auch schwer und krächzend. Er sah mich mit traurigen Augen an: „Es tut mir leid... Ich wollte das alles nicht so.... Bitte... Pass auf... *hust, hust* auf dich und Ryu auf..." „Es tut mir auch leid!", schluchzte ich weiter. Auch Ryu schluchzte immer wieder laut neben uns auf. „Ich liebe dich doch! Du bist mein Bruder! Lass mich nicht im Stich! Ich will nicht noch jemanden verlieren!", weinte ich weiter. Und auch von Ryus Seite kam ein leises: „Bruder..." Yato wand jetzt seinen Kopf zu ihm: „Ryu.... ich übertrage Dir hiermit die Verantwortung für deine Schwester! *hust* Ihr beide müsst Gegenseitig aufeinander aufpassen... Sakura... Du weißt genau, dass du mich nicht länger halten kannst... also bitte... leg mich am Boden ab." Wieder brach Yato in Husten aus und wölbte sich, weswegen er sich nur noch mehr vor Schmerz krümmte. Er hatte zwei Schusswunden im Bauch. Die Schüsse hatten ihn nicht verfehlt und ihn getroffen. Blut quoll aus seiner Wunde und färbte seine Klamotten tödlich rot. Vorsichtig versuchte ich ihn so zu platzieren das er seinen Kopf auf meinem Schuss ablegen konnte und auf dem Boden liegen konnte. Aber Ryu und ich konnten beide nicht aufhören zu weinen. Wir sahen, wie langsam aber sicher seine Augen zufielen und er weg nickte. Trotz Rufen und Schütteln bewegte er sich nicht mehr und wir musste akzeptieren, dass er sich nicht mehr bewegen würde. Noch immer unter Tränen legte ich vorsichtig seinen Kopf auf den Boden und stand auf und ging zu Ryu und umarmte ihn. Wir beide hingen uns in den Armen und konnten nicht fassen, dass er nun nicht mehr da war. Dass er uns verlassen hatte.

Wir beide nahmen kaum Notiz davon als man uns Decken um die Schultern legte und uns von einander trennte und einzeln rausbegleitete. Man brachte uns zu einem Krankenwagen und erklärte uns, dass die Polizei uns aus den Fängen der Mafia befreit hatte. Ich musste auflachen, als ich das hörte. „Befreit" hatten sie uns nicht. Sie hatten uns Yato genommen...

Kihyun FF | Promises you can't keepWo Geschichten leben. Entdecke jetzt