Kapitel 12

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Zögernd wand ich meinen Kopf und sah was um mich war. Ich könnte gar nicht anders als wieder anfangen zu weinen. Langsam rollten meine Tränen hinunter. Es war dunkel. Ich sah nichts. Es war alles dunkel. Bis auf.... diese Striche, die die Umrisse einer Tür abzeichneten. Ich musste direkt davor sitzen. Allmählich kam mir ein Verdacht. Schnell bemühte ich mich mit einer Hand mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen. Ich schob meine Hand ganz nach unten weiter in die Fessel hinein. Ohne mich zu sehr zu verletzten bemühte ich mich meine Hand ganz nach hinten auszustrecken und... traf eine Holzwand. Ich saß also wirklich in einem Schrank!

Vor Unglauben schüttelte ich meinen Kopf. Wieso ein Schrank? Wo war ich und was war der Sinn hinter dieser Entführung? Geld? Forderungen in der Politik? Plötzlich hörte ich wie eine Tür aufgeschlagen wurde und sich Schritte meinem Schrank näherten. Mein Puls beschleunigte sich und ich starrte, wie festgefroren, nach vorne. Irgendjemand öffnete die Schranktür und das helle Licht blendete mich. Meine Augen schmerzten und so musste ich meinen Kopf weg drehen. Als ich endlich wieder sehen konnte, sah ich in das Gesicht eines jungen Mannes. "Er hat doch gesagt, ihr sollt auf sie aufpassen! Los! Bindet sie los!" Seine Stirn war in Falten gelegt. Möglicherweise war das wahrhaftige Besorgnis? Ich war mir nicht sicher, denn in seinen Augen lag ein Ausdruck, den ich einfach nicht zuordnen konnte. Aber warum? Warum sollte er besorgt sein. Ich schaute ihn mit großen verwunderten und dennoch verängstigten Augen an. Ein Mann trat auf mich zu und befreite erst meine Füße, dann auch noch meine Hände. Langsam nahm ich meine schmerzenden Handgelenke nach vorne und rieb sie mir und besah sie kritischen Blickes.

Nun trat der junge Mann wieder vor und ging vor mir in die Hocke. Ich sah in seine tiefgrünen Augen und fühlte eine Ruhe und Geborgenheit, die mich sofort in ihren Bann rissen. Er legte seinen Kopf schief. Nun konnte ich ihn zum ersten Mal genau betrachten. Sein Gesicht wurde von einem Pony abgeschnitten, der fast seine ganze Stirn bedeckte, aber er war so hin gekämmt, dass man noch einen Zacken seiner Haut erkennen konnte. Der schwarzweiße Hoodie und seine rundlichen und doch mageren Gesichtszüge unterstrichen sein jugendliches Auftreten. Plötzlich zog ein Lächeln auf seinem Gesicht auf. Ein so sorgloses ehrliches Lächeln. "Ich bin Ryu", erklärte er strahlend auf Japanisch. "Sakura. Ich heiße Sakura.", brachte ich heraus, zu Beginn leise und zögerlich, doch dann fest und sicher. "Warum bin ich hier?" "Das liegt nicht an mir, dir das zu erzählen. Erfährst du noch früh genug. Aber jetzt komm mit." Er zog mich einfach vom Stuhl auf und hinter sich her.

Erst jetzt sah ich, wo ich mich befand. Ich war in einem Hochhaus. Es gab nur sehr wenige Hochhäuser in Wien, das schränkte die Auswahl stark ein... Ich befand mich also noch immer in der Innenstadt. Außerdem konnte ich durch das Fenster die Donau sehen. Um mich herum sah ich Büroausstattung. Drei kahle Schreibtische mit blankgeputzten Rechnern und Papiertürme die geradezu in die Höhe ragten. Es machte einen nicht gerade freundlichen Eindruck, aber noch in der selben Sekunde zog mich die warme Hand Ryus mit und wir verließen den Raum.

Er zog mich durch Gänge in denen mir einige Männer und Frauen entgegen kamen. Alle sehr formell gekleidet. Ich verspürte durch Ryus Art nicht den Drang danach nach Hilfe zu suchen. Ich fühlte mich nicht länger entführt. Ich fühlte mich sogar auf eine Art frei. Aber das machte doch gar einen Sinn... Noch während ich mich über meine eigenen Gedanken wunderte, betraten wir einen neuen Raum. Er war ein Wartezimmer, aber kein typisch normales Wartezimmer, wie bei einem Arzt oder so. Nein. Das war etwas anderes. Die Wände, wie überall, wo ich bis jetzt in diesem Gebäude war, weiß. Es standen zwei schwarze elegante Ledersofas in der Mitte des kleinen Raumes und luden gerade zu dazu ein, sich einfach darauf fallen zulassen. Die großen Fenster fluteten den Raum mit Licht und die Skyline raubte mir den Atem. Nachdem Ryu mich den Raum bestaunen gelassen hatte, zog er mich auf eines der Sofas. "Bin gleich wieder da, nicht versuchen wegzurennen, verstanden?", schmunzelte er. Ich nickte nur und beobachtete, wie er wieder aufstand und mich hier sitzen ließ und zum anderen Ende des Raumes ging und an einer schwarzen Tür klopfte. Nach einigen Sekunden öffnete er die Tür und trat ein und verschwand im Inneren des Raumes.

Da ich nicht wusste, was ich nun tun sollte, stand ich auf und ging zu dem riesigen Fenster, das vom Boden bis zur Decke ging. Es war nicht das erste Mal, dass ich so ein Zimmer gesehen hatte, nein. Das war es nicht. Ich war so etwas schon eher gewohnt. Aber genau das verwirrte mich. Was war das für eine Entführung? Was war der Sinn dahinter mich so gut zu behandeln? Und... wer hatte es dieses Mal auf mich abgesehen? Geld war auf keinen Fall der Grund, denn niemand mit Geldproblemen könnte sich ein Büro so hoch über der Stadt Wien leisten. Wie es aussah, musste ich einige Zeit lang wohl bewusstlos gewesen sein, denn ich sah wie die Sonne begann, hinter dem Horizont, zu verschwinden. Der Himmel verwandelte sich in einen traumhaften Sonnenuntergang, bei dem sich der wolkenlose Himmel leicht orange färbte. Die Lichter in der ganzen Stadt begannen zu strahlen. Auch der nicht weit entfernte Donauturm lenkte die Aufmerksamkeit auf sich mit seinen blinkenden Lichtern an der Spitze. Die vielen Autos, die unter mir auf der Straße fuhren, schalteten alle nacheinander ihr Licht ein. All diese Tausenden Lichter der Stadt wurden in der Donau wieder gespiegelt.

Die wunderschöne Idylle wurde schlagartig unterbrochen als sich sanft eine Hand auf meine Schulter legte

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Die wunderschöne Idylle wurde schlagartig unterbrochen als sich sanft eine Hand auf meine Schulter legte. Ich fuhr herum und sah...
Yato! Er war gekommen um mich aus dieser merkwürdigen Situation zu befreien. Er würde mich wieder nach Hause bringen. Oder eben zumindest ins Hotel fürs erste. Ich umarmte ihn stürmisch und schmiegte mich an seine Brust. Er war so warm und groß. Er würde auf mich aufpassen. Ich konnte mich sicher fühlen. Er würde in Erfahrung bringen, was es mit diesem Tag auf sich hatte. Vorsichtig löste ich mich von ihm. "Yato... Ich bin so froh, dass du hier bist.", seufzte ich, "jetzt bring mich ohne, dass sie es bemerken hier raus. Ich will nicht, dass du dich auch noch verletzt." Doch damit veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er sah mich zögernd an: "Ich...", begann er vorsichtig. doch dann ballte er seine Faust und sprach mit fester Stimme: "Ich habe dich hierher bringen lassen." Verwirrt trat ich einen Schritt zurück und lachte durcheinander auf: "Was redest du da? Haben sie dich auch betäubt und dich hierher bringen lassen?"

Doch plötzlich ging die Bürotür wieder auf und Ryu trat heraus, lächelnd und fröhlich grinsend: "Und? Hast du ihr schon alles erzählt, Bruder?" "Bruder?", nun wurde ich langsam immer panischer und der glückliche Ausdruck war aus meinem Gesicht verschwunden. Bruder?, hallte es in meinem Kopf wider. Ich fühlte mich fürchterlich, als ich mit diesen Worten realisierte, dass ich ihm glauben musste... Hatte er mich wirklich hierher bringen lassen. "Warum?", fragte ich ihn noch immer zweifelnd. "Sakura... Du weißt so einiges nicht über mich... und dich." "Was sagst du da?", schrie ich nun langsam schrill aus Panik, "was weiß ich nicht?" Behutsam beschwichtigend wollte er mir eine Hand auf die Schulter legen, aber ich wich ihm aus... Was redete er da? "Sakura, bitte. Beruhige dich. Setz dich aufs Sofa und beruhige dich." "Wie soll ich mich in so einer Situation bitte beruhigen? Sag mir endlich, was hier los ist!" Ich wurde von Emotionen überrannt und war kurz davor zu weinen. Mein längster Freund hat mich entführt mit seinem Bruder? Warum?! "Sakura... Meine Vergangenheit ist kompliziert... So wie deine... Mein Name ist nicht wirklich Yato Amari. Mein Name ist Kibou Nakamura. Deine Mutter... ist auch meine Mutter. Sie ist unsere Mutter.", sprach er behutsam und nahm Ryu unter seinen Arm. "Ich bin dein Halbbruder und Ryu ist dein Bruder."

Kihyun FF | Promises you can't keepWo Geschichten leben. Entdecke jetzt