Kapitel 13

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"Ich...", begann er vorsichtig. doch dann ballte er seine Faust und sprach mit fester Stimme: "Ich habe dich hierher bringen lassen." Verwirrt trat ich einen Schritt zurück und lachte durcheinander auf: "Was redest du da? Haben sie dich auch betäubt und dich hierher bringen lassen?"

Doch plötzlich ging die Bürotür wieder auf und Ryu trat heraus, lächelnd und fröhlich grinsend: "Und? Hast du ihr schon alles erzählt, Bruder?" "Bruder?", nun wurde ich langsam immer panischer und der glückliche Ausdruck war aus meinem Gesicht verschwunden. Bruder?, hallte es in meinem Kopf wider. Ich fühlte mich fürchterlich, als ich mit diesen Worten realisierte, dass ich ihm glauben musste... Hatte er mich wirklich hierher bringen lassen. "Warum?", fragte ich ihn noch immer zweifelnd. "Sakura... Du weißt so einiges nicht über mich... und dich." "Was sagst du da?", meinte ich nun langsam schrill aus Panik, "was weiß ich nicht?" Behutsam beschwichtigend wollte er mir eine Hand auf die Schulter legen, aber ich wich ihm aus... Was redete er da? "Sakura, bitte. Beruhige dich. Setz dich aufs Sofa und beruhige dich." "Wie soll ich mich in so einer Situation bitte beruhigen? Sag mir endlich, was hier los ist!" Ich wurde von Emotionen überrannt und war kurz davor zu weinen. Mein längster Freund hat mich entführt mit seinem Bruder? Warum?! "Sakura... Meine Vergangenheit ist kompliziert... So wie deine... Mein Name ist nicht wirklich Yato Amari. Mein Name ist Kibou Nakamura. Deine Mutter... ist auch meine Mutter. Sie ist unsere Mutter.", sprach er behutsam und nahm Ryu unter seinen Arm. "Ich bin dein Halbbruder und Ryu ist dein Bruder."

"Was soll das? Was redest du da? Das ergibt doch keinen Sinn? Du hast die Mittelschule beendet und hast daraufhin eine Ausbildung als Personenschützer gemacht, damals warst du wie ich achtzehn und begleitest mich seit meinem achtzehnten Geburtstag. Ich habe keinen gleichaltrigen Bruder!", gab ich verwirrt und bestimmt von mir. Er begann zu nicken: "Keinen gleichaltrigen. Ja, dass stimmt. Von dem einzigen Bruder von dem du weißt, ist ein Jüngerer. Aber von ihm glaubte die ganze Welt, er wäre gestorben bei der Entführung, nicht wahr?" Verwirrt sah ich ihn an: "Ja, er wurde damals von..." Ich stutzte. Warte mal, bildete ich mir das jetzt ein, weil ich so durcheinander war? Nervös warf Yato Ryu einen Blick zu und dieser gab mit  ernster Miene ein bestätigendes Nicken zur Antwort. "Nakamura Akira. Mei's und dein Entführer. Der vermeintliche Mörder von Ryu, da er nie gefunden wurde. Weißt du denn nicht, warum ihr entführt wurdet?" Erneut wich ich wieder einige Schritte nach hinten, bis ich an der Scheibe angelangt war. "Was meinst du?", fragte ich mit einem Kloß im Hals. Jetzt began auch Ryu zu helfen: "Du und Mei, unsere Mutter, die zu dieser Zeit mit mir schwanger war, wurdet nicht als Erpressungsmittel entführt. Nein..." Doch daraufhin ergriff Yato wieder das Wort, oder sollte ich besser sagen... Kibou?... Nein, fürs erste würde er weiter Yato heißen. "Mein Vater hatte unsere Mutter geliebt, Sakura. Er wollte euch und Ryu als seine Familie bei sich haben... Aber Mei weigerte sich und so griff er zu radikalen Mitteln." Ich verstand die Welt nicht mehr... Was sollte das heißen? Wie viele Leute hatten mich bitte belogen, wenn das die Wahrheit war? Yato... Mein Vater... Wer wusste noch davon? Als auch ich die Last der Worte begriff, riss sie meine Welt ein. Die Mauern fielen... Meine Mauer, die mich davor bewahren sollte, erneut zu weinen. Und so brachen die Tränen aus mir heraus und ich sank in die Hocke und legte meinen Kopf auf die Knie und meine Tränen flossen auf meine durchsichtige Seidenstrumpfhose und mein Kleid. Ich weinte mir die Seele aus dem Leibe und spürte die kalte Scheibe im Rücken. Auch als Yato aus dem Raum ging, weinte ich weiter. Selbst als Ryu sich neben mich gesetzt hatte und mir sanft den Rücken streichelte, weinte ich noch. Wie war all dies möglich?

Man hatte mir erzählt, dass es eine Erpressung nach Geld war... So war es auch der Öffentlichkeit bekannt. Nun aber fühlte ich mich verraten, von den Menschen, die ich am meisten liebte. Mein Vater Masuyo und Yato, der ja gar nicht Yato war sondern... ja wer war eigentlich und warum hatte er den selben Nachnamen wie Er, unser Entführer? Und wie sollte Yato, dann mein Halbbruder sein? Es ergab einfach alles keinen Sinn...

Durch all diese Gedanken, die Tränen und den aufregenden Tag, war ich nun sehr erschöpft und merkte nicht wie ich langsam verstummte und wegnickte. Ich wurde auch nicht von Yato geweckt, der mich sanft in seine Arme nahm, mich an seine Brust lehnte, hochhob und wegbrachte.

Langsam streckte ich mich... und meine Hände griffen auf einen weichen Untergrund. Ich drehte mich sofort vom Rücken auf den Bauch und stützte mich ab. Ich war in einem Bett? Meine Hände sanken in die weiche Matratze ein. Wie war ich hier hingekommen? Dann sah ich mich um. Ich war noch immer in dem Hochhaus, wie ich durch das Fenster sah. Ich befand mich in einem Schlafzimmer, dass in dunklen Tönen und modern vor sich hin glänzte. Neben der schwarz weißen Kommode und einem Bücherregal war aber nicht vieles in dem Zimmer. Ich versuchte zu verstehen, was Yato mir zuletzt versucht hatte zu erklären... was sollte all das bedeuten? Ich starrte einfach auf die Wand gegenüber von dem Bett und mir und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Sollte es etwa bedeuten... dass wenn mein Kidnapper meine Mutter geliebt hatte und... wenn mein Halbbruder den selben Namen wie Akira Nakamura, mein Entführer, hatte... Nein... Das war unmöglich... was dachte ich da... meine Mutter konnte keine Affäre mit ihm gehabt haben oder so... Oder? Und warum... war das alles so ausgeartet?

Vorsichtig krabbelte ich aus dem Bett und lief zur Tür, am Ende des kleinen Raumes. Langsam und behutsam öffnete ich diese und lugte durch einen schmalen Schlitz nach draußen. Ich sah dort nur eine kleine Einbauküche, die trotzdem sehr modern war. Aber er blicken konnte ich keine Menschenseele und so öffnete ich die Türe ganz. Die schwarze Küche wirkte nicht wirklich belebt... sie sah kahl und unbenutzt aus. Es standen kaum Küchengeräte herum, was ein wenig merkwürdig war.

Plötzlich hörte ich, wie eine Tür auf ging. Ich drehte mich um und sah Yato in die Augen. Ich runzelte die Stirn und setzte langsam zum Reden an: „I-Ich verstehe es nicht... Wie? Das kann doch alles nicht sein...?!" „Sollen wir es von vorne Erklären? ...Ganz von vorne....?"

Er zog mich hinter sich her. Aus der Küche hinaus, durch einen unbekannten Gang, in einen Aufzug. Vorsichtig drückte er einen der zahlreichen Knöpfe und drehte sich dann endlich zu mir um. Mir stand die Verwirrung noch immer ins Gesicht geschrieben: „Vielleicht sollten wir erst einmal die grundlegenden Dinge klären: WO SIND WIR HIER?!" Yato legte seinen Kopf schräg und schmunzelte: „Naja... Das ist nun ja... äh... wie sagt man das am Besten? Ähm... Ich bin derzeit das Oberhaupt der Sumoyoshi-kai, die... nun ja.... zweitgrößte Mafiagesellschaft Japans..." Schweigen folgte. Ich sah ihn nur an, als hätte er mir so eben erklärt, dass die Erde eine Scheibe wäre, da es so abwegig war. „Is klar.", sagte ich nur spöttisch.

„Meinst du etwa, ich könnte mit dem Vermögen, das du denkst, was ich besitze, in einem Hochhaus drei Stockwerke mieten? Sicherlich nicht.", meinte er nun verärgert. „Stimmt...", murmelte ich leise. Mir hatte er eigentlich immer erzählt, dass seine Eltern früh gestorben sind und er in einem Kinderheim aufgezogen worden ist, bis er adoptiert wurde. Es war eine sehr arme Familie und so hatte er, nachdem er die Mittelschule mit 15 abgeschlossen hat, nicht viel gehabt außer den Sport. Daher hatte er ihn in einen Beruf umwandeln wollen, bei dem er auch noch viel verdient. Da wurde er gefragt ob er eine Ausbildung als Personenschützer machen wollte. Nach zwei Jahren Ausbildung hat mein Vater ihn sofort engagiert, da er einer der Besten im Jahrgang war. Tja... aber ich wusste nun auch nicht wie viel davon wahr war.

Wie all diese Gedanken vorbei strichen, sah ich wie die Zahl des Stockwerkes auf die nächst tiefere wechselte und Yato mich wieder durch bereits gesehene Gänge führte. Wieder die Elegant gekleideten Leute und wieder die Büroräume. Er führte mich wieder zu seinem Büro bzw. Seinem Warteraum vom letzten Mal. Dort saß Ryu. Er sah uns mit großen Augen an, als wir nacheinander den Raum betraten. Er war schon echt niedlich. Was ich dir wohl nun alles erfahren würde?

Kihyun FF | Promises you can't keepWo Geschichten leben. Entdecke jetzt