𝟮𝟱 | Mysterium

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bildungssprachlich
Substantiv, n.
geheimnisvolles, mit dem Verstand nicht ergründbares Geschehen; unergründliches Geheimnis

「✿」

» Was verpisst du dich immer, Moon? «, fragte wieder Yutas Stimme hinter ihm, als ein Paar Hände Taeils Hüfte packte und ihn damit wieder einmal fast zu Tode erschreckte.

» Scheiße «, stieß er aus und wirbelte wild herum, bevor er sich an sein schnell schlagendes Herz fasste. Jedes Mal ging das so! » Irgendwann töte ich dich! «

Aber warum Taeil jetzt trotzdem lächeln musste? Na, es war ja so etwas wie ... ihr Ding? Ja, wie sollte man das beschreiben? Eine Begrüßung? Nein, ihr Ding. Einfach nur ihr Ding.

Wie bescheuert!

An was dachte Taeil bitte wieder? Aus ihm und Yuta wurde nichts, schließlich war die Sache mit Sicheng jetzt abgeschlossen. Eigentlich gleichbedeutend mit dem Ende ihrer definitiv unfreiwilligen Freundschaft, oder? Genau, was war das Ziel? Sicheng musste er jetzt ja nichts mehr beweisen, immerhin hatten sie gerade eine Art Eiszeit, daraus resultierte der Schluss, dass er nicht im Geringsten dazu gezwungen war, weiterhin Zeit mit Yuta zu verbringen.

Als er jedoch Yutas vergnügtes Lächeln sah, fiel ihm ein: Yuta wusste nicht, dass Sicheng ihn abgeschossen hatte, also musste Taeil wohl oder übel weiter mit ihm in Kontakt stehen, damit der Jüngere keinen Verdacht schöpfte. Zu schade! Taeil hätte ihn so gern stehengelassen und ja, er könnte Yuta von dem Geständnis erzählen, aber wofür alles unnötig kompliziert machen? Dann blieb er halt bei ihm, es war zwar eine einzige Qual, aber tja, so schrieb es Taeils Logik vor und deswegen mussten sie leider befreundet bleiben. Herrje, gab es jemanden, der so ein schweres Leben wie Taeil hatte?

» Sicheng sagt, es ist wirklich schön ohne dich «, unterbrach er die innere Rechtfertigung des Älteren und lief nun zu seinem eigenen Spind, der anderthalb Meter von Taeils entfernt war. » Lass uns doch mal ─ woah «, kam es plötzlich aus ihm, sobald eine Menge an Heften und Büchern aus seinem Schließfach wie eine Lawine auf ihn einstürzte, die er jedoch noch zurückhalten konnte, indem er die Tür schnell wieder zuknallte.

» Ich würde mal sagen ... Das ist Karma «, meinte Taeil lachend und beobachtete den verzeifelten Jungen dabei, wie er vergeblich versuchte, dem Fach eine Lektüre zu entnehmen, ohne das ganze Konstrukt zum Kollaps zu bringen.

» Halt die Fresse, Missgeburt, du könntest mir ja auch gerne helfen. «

» Ich könnte «, wiederholte Taeil und zuckte mit den Schultern, dabei sah er wieder in sein Fach und holte die Unterlagen für den Englischunterricht heraus.

» Kann es sein, dass du willst, dass man dich schlägt? «, fragte er und schaffte es endlich, den Band aus der Bücherfalle zu zerren.

» Nein, aber du könntest mal deinen Kram sortieren. Bei mir ist alles perfekt kategorisiert «, meinte er, ohne darauf zu achten, ob Yuta ihm zuhörte oder schon verschwunden war. » Hier ist Mathe, hier Chemie, da Phy- « Yutas Gestalt tauchte neben ihm auf und riss ein Bündel Hefte aus Taeils Spind, bevor er es zu Boden warf und fluchte: » Wow, super gemacht. « Er sah sich im Gang um und deutete auf Taeil. » Seht ihr diesen Jungen? « Ein paar Leute wandten sich zu ihm, sobald er begann, lauter zu sprechen. » Nichts kann er. Diagnose: Hurensohn. «

» Du bist so peinlich, Yuta! «, rief er und schlug gegen Yutas Schulter, sodass es für einen Moment so aussah, als würde er leicht nach hinten wanken, aber Taeil hatte leider keinen Funken Kraft in den Armen. Sofort wollte er sich bücken, um seine Sachen wieder aufzuheben, aber Yuta hielt ihn unsanft zurück.

𝗗𝗨𝗔𝗟𝗜𝗦𝗠 𝘺𝘶𝘸𝘪𝘯𝘪𝘭.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt