Noch eine halbe Stunde, dann war Feierabend.
Lieblos tippte ich auf meinem PC herum. Ich liebte meinen Job, als Reiseverkehrskauffrau, aber heute war absolut nichts los. Nur ein Kunde war seit Mittag gekommen und er saß bei meiner Chefin Sina.
Die letzten Daten gab ich in das Programm ein, um für meine Lieblingskundin einen Flug nach Ägypten auszusuchen.
Der nette, ältere Herr, der bei meiner Chefin saß, stand auf und verabschiedete sich. Als er zur Tür raus war, hob Sina freudig die Arme und schrie: „Feierabend!", woraufhin ich lachte und „Wochenende!" schrie.Wir schlossen die Tür hinter uns zu.
Sina umarmte mich und küsste mich auf die Wange. „Bist du morgen circa 18:00 Uhr bei mir?" Grinsend holte sie ihren Autoschlüssel aus ihrer Tasche und wir gingen in Richtung des Parkplatzes auf dem unsere Autos standen. Sina hatte mich zum Abendessen eingeladen.
„Es könnte vielleicht etwas später werden, weil Mark nach Hause kommt.", antwortete ich.
„Der kleine Goldjunge ist also mal wieder in der Heimat.", sagte Sina daraufhin lachend.
Mein Bruder war definitiv ein Goldjunge, für jeden. Alles lagen ihn zu Füßen und viele Mädchen freuten sich über etwas Aufmerksamkeit von ihm. Sina hatte ihn ein paar mal gesehen, wenn er mich von der Arbeit abgeholt hat oder mich gebracht hat und sie fand ihn total niedlich.Wir verabschiedeten uns winkend und ich stieg in meinen Polo um nach Hause zu fahren.
Vor dem kleinen Haus meiner Eltern parkte ich und seufzte bevor ich ausstieg. Ob sie sich wieder stritten?Mittlerweile würde ich es begrüßen, wenn sie sich scheiden ließen.
Der eine betrog den anderen und beide beschuldigten sich gegenseitig. Immer stand ich mittendrin und musste mir ihr Gezeter anhören.
Drinnen hörte ich Mutter wieder kreischen und heulen. Jedes Kind war verstört, wenn er seine Eltern weinen sah, aber ich nicht, da ich wusste, dass es nur Show war. Beide waren Schuld und keiner ein Deut besser, als der andere. Das Weinen meiner Mutter glich einer Sirene, die einen Fehlalarm nach den anderen anzeigte.Ich ging in die Küche, rief „Hey Leute!" und schnappte mir ein Joghurt aus dem Kühlschrank. Still betend, hoffte ich, dass sie beide einfach verschwinden würden.
Während ich den Joghurt verputzte, hörten beide auf, sich gegenseitig Beschimpfungen an den Kopf zu werfen und Mum kam zu mir in die Küche. Ihre Tränen waren bereits getrocknet und ihr Gesicht war zu einer arroganten Fratze verzogen. Sie grüßte nicht, wie eigentlich immer und meckerte wieder nur einmal.
„Lyana, du sollst nicht so viel essen, du wirst immer dicker! Mit deinen 19 Jahren solltest du echt auf deine Figur achten!" Ihre künstlichen Fingernägel rissen mir den Löffel aus der Hand und mein Appetit war verflogen. „Weniger Bücher lesen und mehr Sport machen, das würde dir echt nicht schaden. Sonst wirst du so ein Versager wie dein Vater!" Ich wollte die Stimme meiner charmanten Mutter abschalten, wie bei einem Roboter, aber leider setzte sich jedes Wort in mir fest.
Ohne etwas darauf zu erwidern, räumte ich alles weg und stapfte die Treppe hoch in mein Zimmer. Mutter quasselte weiter, aber ich hörte gar nicht mehr hin, sondern summte ein Lied vor mir her.Jedesmal verletzten mich ihre Gemeinheiten, obwohl ich ihre Sticheleien gewohnt war. In letzter Zeit wurde es schlimmer und verletzender.
Eine Träne lief meiner Wange hinab. Ich setzte mich auf mein Bett und nahm mein Handy in die Hand, um mich abzulenken.Leider dauerte es noch bis ich endlich ausziehen konnte. Letzte Woche bin ich mit meiner Ausbildung fertig geworden und hatte sofort nach einer Wohnung gesucht, damit ich dieses Drama nicht mehr mit ansehen oder anhören musste, aber für mein Budget gab es leider nichts und wenn ich wirklich noch studieren wollte, war ich erst recht besser dran, ich blieb bei meinen Eltern wohnen.
So oft waren sie ja auch nicht da.
Mutter war bei einem ihrer Lover und Vater war oft bei seinen Frauen oder in Bars.
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Nathaniel - deep water
Romance~Lyana Ich wollte eigentlich nur bei meiner Arbeitskollegin zu Abend essen. Ich wollte eigentlich nicht den besten Freund ihres Mannes kennenlernen, da er aussah wie ein typisches Arschloch. Ich wollte eigentlich keine Nachricht von irgendeinem Ke...